Nachdem wir sehr früh ins Bett sind, schafften wir es heute schon vor 07:00 aus dem Bett. Bis auf die üblichen Rückenschmerzen alles wieder palletti.

Als erstes wurde eine der drei Avocados entsorgt, welche den gestrigen Höllenritt nicht überlebt hat. Bei der Ankunft sind wir jedenfalls ganz erschrocken, da unser Sackerl voll mit Guacamole war. Dazwischen verbargen sich aber noch zwei makellose Avocados, die während der Fahrt sichtlich gereift waren. Nur die dritte Avocado sah so aus wie wir uns fühlten.

Vor dem Frühstück organisierten wir uns noch zwei Halbtagstouren und die Weiterfahrt morgen. Vormittags geht es zu den nahegelegenen präangkorischen Tempeln und nachmittags zur Seidenfabrik, Fledermausbaum und Santuk Mountain, ein schöner Aussichtspunkt. Morgen geht es weiter nach Kampong Cham (hätten wir das früher gewusst, dann wären wir gestern direkt nach Cham gefahren.. das liegt nämlich ca. 2-3 Stunden östlich von hier und wäre dementsprechend sicherer und einfacher zu erreichen gewesen).


Es gab noch ein einfaches Frühstück im Hotel (der Straßenstand vor dem Hotel bereitet das zu) und eine unserer fast schon überreifen Avocados dazu. Lecker lecker.


Danach ging es schon zu den drei Tempelanlagen einige Kilometer nördlich der Stadt. Seit zwei Jahren kostet der Eintritt 10$ statt 3$, da es seit 2017 ein UNESCO Weltkulturerbe ist und mit dem Geld werden die Renovierungen finanziert. Glücklicherweise entschieden wir uns heute auch dafür, einen Guide zu engagieren. Wie wir später erfuhren, kommen momentan sehr wenige Touristen her und er hat nicht Mal jeden Tag eine Tour. Die 1,5-2 stündige Tour kostet 10$, 20% kommen der Gemeinschaft zugute um Bedürftige zu unterstützen. Er selbst bildet sich in der Regenzeit (Nebensaison) an einer Schule in Siem Reap weiter, wo er sein Englisch und Französisch perfektioniert. Und diese Schule kostet inkl. Lebensunterhalt jedes Jahr mehrere hundert Dollar. Das hat er uns übrigens nicht aufgezwungen, sondern durch mehrere Nachfragen erzählt. Unsere Tour wurde also um einiges überzogen, dafür erzählte er uns die über tausendjährige Geschichte von Kambodscha von damals bis heute. Nur beim 'heute' sprach er ziemlich leise und erst nachdem er sich versicherte, dass uns keiner zuhörte. Er erklärte, dass man hier vom 'Smoke Land' (während Bombardierung durch Amerikaner) und 'Black Land' (Khmer Rouge Uniformen waren schwarz mit rotem Band) spricht und dass sie auch Schnee und Eis hätten. In der Trockenzeit gibt es 'Red Snow', also den aufgewirbelten Staub auf den Straßen und in der Regenzeit das 'Red Ice' also den rutschigen Schlamm auf nicht asphaltierten Wegen.

Aber zurück zu den hier vorliegenden Tempelanlagen Sambor Prey Kuk. Sie wurden zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert erbaut und hier lag in dieser Zeit auch die Hauptstadt des Chenla-Reiches (ein ehemaliger Staatenbund, welcher überwiegend in Kambodscha und Teilen von Thailand und Laos lag). Die Tempel sind diversen Hindugöttern gewidmet und da es tausende Hindugötter gibt, gibt es hier viele kleine Tempel. Allerdings ist nur mehr ein Teil erhalten und wird wirklich fleißig mit Hilfe der UNESCO und Japan renoviert. Die Tempel wurden mit gebrannten Ziegeln erbaut, welche bei 800-900° gebrannt wurden und wenn wir es richtig verstanden haben, wurde auch Reis beigemengt, wodurch gut gebrannte Ziegel innen deutlich schwarz sind. Es gibt zwar nicht viele Steinmetzarbeiten, aber die vorhandenen sind beeindruckend und meist gut erhalten. Es gibt sogar Steinmetzarbeiten auf welchen Alexander der Große mit Locken und Moustache dargestellt ist.

Während wir über das Gelände stapften, schaute ich auch parallel, ob es hier Caches gibt. Hier gibt es sogar drei, aber einer ist leider verschwunden. Da wir mit einem Guide unterwegs waren und ich stark davon ausging, dass er bisher nicht nur einmal deutsche Cacher hier durchgeführt hat, fragten wir ihn und er half uns sofort suchen. Er konnte sich auch noch ungefähr an die beiden Verstecke erinnern, aber es war schon lange her, dass er mit Cachern hier unterwegs war. Letzter Eintrag in den Logbücher: 17.11, also wahrlich keine Touristenhochburg.

Nachdem wir beim letzten Tempel den zweiten Cache gefunden hatten, war die Tour zuende. Wir wurden zurück zur Riksha geführt und verabschiedeten uns.


Hier noch zwei Fotos von den Tempeln: Ein Bild, in welcher eine riesige Würgefeige einen Tempel umschließt.


Und ein Bild eines restaurierten Tempels (alte weiße Männer for scale).


Nun ging es durch den roten Schnee über die Umgehung der Stadt Richtung Süden zu einer kleinen Seidenfabrik. Das Tor war geschlossen, aber unser Fahrer ließ sich davon nicht abhalten und öffnete es, rufte mehrmals in den Vorgarten und zeigte uns Mal den Weg zu den Toiletten. Als wir fertig waren, stand die Besitzerin schon bereit und machte eine kleine Tour. Einleitend erklärte sie, dass dieses Projekt von ihrem Mann gestartet wurde, welcher vor drei Jahren verstorben ist. Nun führt sie dieses Unternehmen alleine weiter. Sie hat drei Körbe mit Seidenraupen. Mehr kann sie mit ihren Maulbeerbäumen nicht durchfüttern. Aus diesem gewinnt sie das Cambodian Gold, also die charakteristische goldfarbene Seide. Reicht die Seide nicht, so kauft sie weiße aus China zu. Die Fäden aus den Kokons werden selbst gewickelt und auch gefärbt wird vorort. Hier hat man sich allerdings für chemische Farben entschieden, da immer wieder Kunden abfärbende Textilien mockierten. Eine Weberin arbeitete an einem Schal und dann waren wir schon beim Verkaufstisch. Hier standen weniger als zehn Schals zum Verkauf. Das ist alles, was sie momentan hat, aber die Auswahl war immerhin üppig genug um Lisbeth zu überzeugen. Mit den Einnahmen wird hier ein Projekt unterstützt, welches Frauen zu eigenen Einkünften verhelfen soll. Sie werden hier in circa 3 Monaten ausgebildet, dürfen dann Weben und bekommen pro fertigem Produkt einen Lohn. Mit monatlicher Zahlung hat man sich hier schon mehrmals die Finger verbrannt.


In der Mittagshitze erreichten wir wieder Mal eine besondere Attraktion: 809 Stufen führen über 120 Höhenmeter auf den Hügel Phnom Santuk. Die Treppe wird links und rechts von hunderten Figuren flankiert in wessen Händen sich eine Schlange vom Gipfel bis ganz nach unten schlängelt.

Nach circa einem Drittel in der prallen Sonne haben wir uns erstmal hingesetzt und unsere Jausen gegessen. Lisbeth hat morgens beim Bäcker unter anderem pikante Brötchen mit Wurst bzw. Würstchen besorgt. Interessanterweise ist das Brot selbst süß (lich) und es gibt Ketchup dazu. Dann gingen wir weiter, an zwei Verkaufsständen vorbei bis wir ganz oben an einen Torbogen kamen. Oben stand 'Welcome national and international guests' und darunter ein wütend kläffender Hund mit Rottweilergenen. Eh schon fertig vom Aufstieg blieben wir stehen und warteten ab ob jemand diesen Köter im Griff hat. Nach einer Weile riefen uns die Verkäuferinnen von unten zu, dass wir quasi einfach weitergehen sollen. Der Hund mochte diesen Vorschlag aber nicht. Ich holte Mal eine leere Flasche aus dem Rucksack, während die Verkäuferinnen schon dem Hund zuriefen. Dieser ging ums Eck und kläffte aus sicherer Distanz weiter und wurde wieder etwas forscher als wir hoch gingen. Mit der Flasche konnte ich ihm aber lärmend Angst einjagen und er blieb in sicherer Entfernung. Oben gab es keine westlichen Touristen, aber dafür ein paar Pagoden und Heiligtümer. Besonders interessant war der 20m hohe goldene Schirm, welcher den Weg und Nirvana symbolisieren soll. Neben und auf den Heiligtümern turnten zahlreiche friedliche Affen und wir versuchten noch einen guten Aussichtspunkt zu finden, da das mit Abstand der höchste Hügel in der näheren Umgebung ist. Beim Runtergehen sind wir dem mittlerweile beruhigten Kläffer begegnet und haben einen Vorsprung entdeckt, von welchem man gute Sicht auf die umliegenden Äcker hat. Wir genossen noch keine Minute die Aussicht, da kam ein Junge fordernd auf uns zu. Er wollte ausnahmsweise kein Geld und auch sein Khmer verstanden wir nicht obwohl er sich wirklich oft wiederholte. Eventuell fühlte sich eine Gebetsrunde gestört.. wir sind jedenfalls verstört vom Felsen und wieder runter zum Fahrer.


Unser letzter Stopp waren Fruchtfledermäuse auf einem Baum hinter dem Markt. Gestern hatten wir sie bei unserer Ankunft schon fliegen gesehen. Heute waren wir jedoch noch zu früh und konnten nur ihren Gesprächen lauschen. Hier und da wechselte Mal eine Fledermaus den Ast.


Und nun sind wir bereits am späten Nachmittag zurück im Hotel und chillen ein wenig.


-- Gregor