Diesen Morgen wachten wir noch in Chiang Rai auf, aber es sollte nicht lange so bleiben. Um 6:30 wurden unsere Leichensäcke und wir abgeholt und zum Flughafen von Chiang Mai gebracht. Nachdem wir das Gepäck aufgegeben hatten und alles gescannt war, gönnten wir uns noch einen Kaffee zur Entspannung, bevor wir eh schon das Flugzeug boarden mussten und nach Bangkok flogen. Sobald wir aus dem Flughafen waren, schnappten wir uns den Skytrain und fuhren damit in die Nähe unseres Hotels MyHome N1. Den restlichen Weg legten wir mit den schweren Rucksäcken zurück, was im Nachhinein vielleicht nicht die angenehmste Entscheidung war. Wir checkten schnell ein, das Hotel war eher ein Studentenwohnheim mit sehr simplen Zimmern und relativ vielen Flecken überall. Stauraum war der Boden, aber immerhin funktionierte die Klimaanlage. Wir platzierten schnell unser Gepäck und riefen uns dann sofort ein Taxi um zu Manu, unseren Schneider zu fahren. Dort hatten wir nämlich einen Termin zum Anpassen unserer Mäntel. Trotzdem wir eigentlich gut in der Zeit waren, machte uns der Stau in Bangkok einen Strich durch die Rechnung und wir waren überrascht, wie lange es von unserem Hotel zum Schneiderladen brauchte.

Vorort waren sowohl Gregor als auch ich etwas geschockt. Während mein Mantel eigentlich schon fertig am Bügel hing (ich dachte, da würde noch mehr Anpassungsspielraum sein), bestand Gregors Mantel noch aus den zusammengehefteten Einzelteilen (er dachte, da würde noch weniger zum Nähen sein).

Ich probierte mit extra Lagen (wir wollten ja die Kleiderrealität während dem Winter in Tirol nachstellen) meinen Mantel, wir berieten uns noch über die Länge meines Gürtels und ich bat noch um eine symmetrische Platzierung der Knöpfe an der Vorderseite. Ansonsten war ich sehr zufrieden, der Mantel saß außergewöhnlich gut, der Innenstoff glänzte von Rot zu Blau zu Violett und der gewählte Wollstoff sah schick und leicht kombinierbar aus.

Gregor war derweil (auch inklusive extra Lagen) in die Fetzen seines zukünftigen Mantels gewickelt worden. Man passte etwas an, aber viel konnte noch garnicht gemacht werden, da ja alles nur Einzelteile waren. Wir erklärten Nachdrücklich, dass wir noch einen Anpassungstermin für Gregor haben wollten, schließlich musste sichergestellt werden, dass alles tip top saß. Und wir merkten an, dass wir etwas besorgt waren, dass der Mantel von Gregor auch bis zu unserem Abflug in drei Tagen fertig sein würde. Da der Kauf des roten Wollstoffes von Gregor so lange gedauert hatte, war alles etwas in Verzug geraten. Aber wir wurden beschwichtigt, der Mantel würde fertig sein und auch ein Anpassungstermin für ihn wäre noch möglich.

Etwas umständlich, noch einen Termin extra einzuplanen. Aber das fertige Kleidungsstück wäre es dann bestimmt wert!

Mit ausreichend Zeit (45 Minuten) riefen wir uns das nächste Taxi und machten uns auf zu unserem nächsten Termin, dem Halbtages Lederwaren Workshop bei De Bloo Studio. Trotz unseres zeitigen Aufbruchs kamen wir noch gerade rechtzeitig zur vereinbarten Zeit an. Der Verkehr in Bangkok ist wirklich katastrophe.

Nachdem wir ein paar Minuten zum Ankommen hatte, begrüßte man uns und erkundigte sich nochmals nach unseren gewünschten Werken. Ich hatte mir eine simplere Lederstasche (die Pico III) ausgesucht, während sich Gregor an einem Gürtel probieren wollte. Wir waren tatsächlich mal nicht die einzigen im Workshop, neben uns werkelten fleißig eine Gruppe thailändischer Damen um die 40-50 Jahre alt an ihren mehrtägigen Werken. Tief beeindruckt bekamen wir unsere Einführung von einer der vielen Angestellten. Zuerst musste einmal das Leder für die Weiterverarbeitung vorbereitet werden. Die Teile für die Taschen waren tatsächlich schon zugeschnitten worden, aber ich musste die Kanten, die miteinaner vernäht wurden, noch etwas abschrägen und dünner machen, damit die Tasche nicht zu dick wird. Auch Gregor bekam einen Lederrohling und machte sich einmal dran ein Ende des Gürtels an eine Vorlage anzupassen, damit es auch schön rund wurde. Anschließend mussten wir noch allerhand weitere Schritte ausführen, bis wir die fertigen Werke vor uns hatten. Ich war sehr konzentriert mit meinen Lederteilen beschäftigt, daher bekam ich wenig mit, was Gregor tun musste. Aber bei mir wurde fleißig gehobelt, gestanzt, gepresst, die Lederränder mit einem flüssigen Plastik bemalen, Löcher vorgestanzt und und und.

Bei der Wahl vom Flüssigplastik brachte ich meine Lehrerin kurz zum Verzweifeln. Ich wollte doch tatsächlich meine türkise Tasche mit dungellila Rändern kombinieren. Per se kein Problem, aber wenn ich nicht schön malen würde und patze, wäre das natürlich wesentlich auffälliger als mit einer türkisen Flüssigkeit. Nachdem sie mir eingebläut hatte, dass ich wirklich sehr gut Acht geben musste, unterstützte sie meine Wahl aber doch. Und siehe da, mit zusammengekniffenen Augen konnte ich den Rand auch fast perfekt bemalen. Sie war ganz angetan von meiner Fingerfertigkeit und noch mehr begeistert, als auch Gregor mit seinem roten Flüssigplastik (bei einem schwarzen Gürtel!!) nicht patze und alles schön hinbekam. Wir wurden mehrmals gelobt, dass wir das so schön machten.

Stolz ging es dann zu den letzten Schritten. Unter anderem durfte ich meine Tasche mit einem Stempel personalisieren. Ich entschied mich meinen Geocachingnamen in Silber auf die Tasche zu drucken. Ich bekam es auch fast perfekt hin, für einen Laien ganz pasable. Das zweite mal zitterten meine Knie, als ich die Tasche tatsächlich selbst an der Nähmaschine zusammennähen musste. Meine Mama kann bestätigen, dass ich zwar nähen kann, aber mir manchmal die Naht etwas durchgeht. Dafür ich bei Leder kein Spielraum, das muss schon beim ersten Mal klappen. Tat es tatsächlich auch und ich war mächtig stolz, als ich meine fertige Tasche in den Händen hielt.

Auch Gregor war vom Workshop wesentlich mehr begeistert, als er anfangs gedacht hatte. Und obendrauf hatte er noch einen schönen, personalisierten Gürtel erhalten.

Nachdem wir uns ausgiebig bedankt hatte und Kontakte für die Übermittlung der Fotos ausgetauscht hatten (wie in jedem gut geführten Workshop gab es eine professionelle Kamera, mit denen die Angestellten abwechselnd von uns Fotos beim Werkeln machten), ging es schon weiter zum nächsten Stopp. Wir hatten etwas dicht geplant.

Gleich um die Ecke hatte Gregor ein EscapeGame gefunden und gleich einen der leichteren Räume für uns gebucht. Wir mussten eine Bank ausrauben oder vor einem Raub schützen (die Story war relativ egal, es gab halt Rätsel und Räume und Schlösser). Dumm stellten wir uns nicht an, denn schon nach 40 Minuten konnten wir ohne zusätzliche Hints vom Spielleiter das Finale knacken und den Tresor mit den Juwelen öffnen. Natürlich gab es dann die obligatorischen Siegesfotos, mit Geld und stolzem Grinser.

Das Tagesprogramm hatte uns ausreichend hungrig gemacht und so erhörte Gregor endlich mein Flehen und wir machten uns auf zur Futtersuche. Wir fanden ein nettes, gut bewertetes indisches Lokal, bei dem wir nach einer ausgiebigen Beratung zwei Gerichte bestellten und genossen. Ich fand alles sehr lecker, Gregor schmeckte es ebenso. Aber schon auf dem Weg zurück zum Hotel fragte er mich, ob ich auch so einen "Stein im Magen" hätte. Nein, ich merkte nix, mir ging es bisher ganz gut. Bei Gregor setzte ein Bauchgrummeln ein und nachdem wir uns schlafen gelegt hatten, wurche ich in der Nacht von Gregors Brechgeräuschen im Bad geweckt. Der arme vertrug das Abendmahl leider garnicht. Auch ich hatte inzwischen etwas Beschwerden, bei weitem aber nicht so schlimm wie Gregor. Unsere gut gefüllte Reiseapotheke konnte die Symptome etwas abmildern, totzdem bekamen wir nicht den erholsamsten Schlaf.


-E-