An unserem letzten Tag schafften wir es tatsächlich mal halbwegs ausgeruht früh aufzustehen und waren schon ab 7:00 am packen. Bis 9:00 war alles verstaut, wir hatten den Tagesbedarf in unseren kleinen Rucksäcken und Sachen zum Wechseln ganz oben auf in unseren Großen. Schon gestern hatte ich mit einer Hotelmitarbeiterin vereinbart, dass wir nochmals im Gemeinschaftsbad des Hostels duschen gehen können, wenn wir unser Gepäck für den Flughafen abholen. Auch heute war das noch präsent und uns wurde sogar angeboten, Handtücher bereitzulegen. Wir checkten aus, deponierten die Leichensäcke strategisch günstig unter dem Fernsehtisch des Personals und zogen von dannen. Gregor versuchte uns ein Taxi über die Grab App zum Großen Palast zu besorgen, aber ein Nachteil dieser App ist, dass immer nur die am weitesten entfernten Taxis einen fahren möchten und man dann mindestens 15, meist 20 Minuten warten muss. So war es auch heute, wir beschlossen daher eines der normalen Taxis zu nutzen und winkten ein Pinkes heran. Nachdem der Zielort ausgetauscht wurde, kam das erste überteuerte Angebot. Wir schlugen ab und wollten mit Taxameter fahren. Ein müdes Lächeln und Abwinken vom Fahrer. Also ich einfach den halben Preis genannt und darauf beharrt. Sicher noch überteuert, aber billiger als Grab und vor allem ging es endlich weiter.

Als Teil des Verkehrs von Bangkok trieben wir durch die Straßen, bis wir nur wenige Meter vom Eingang zum Großen Palast entfernt vom Fahrer ausgelassen wurden. Als Tipp gab er uns im gebrochenen Englisch noch "when people talk, keep walking. Walking walking" auf den Weg, ein nettgemeinter Hinweis auf die vielen Betrüger rund um die Hauptsehenswürdigkeit von Bangkok. Nichtsahnenden Touristen wird von herumlungernden Scammern nämlich oft erzählt, dass der Palast gerade heute geschlossen ist, sie aber zufällig eine Tour durch die Stadt oder etwas vergleichbares anbieten würden. Auch wir wurden schwach angequatscht, winkten aber nur lachend ab.

Der Eintritt zum Großen Palast ist gut geregelt, mit vielen englischen Hinweisschildern, Absperrungen und hilfreichen Asiaten in Uniform an jeder Ecke wird man durch den Sicherheitscheck geschleust, erhält ein "complementary disinfection gel" (begleitendes/zugehöriges Desinfektionsmittel) und landet beim Ticketcounter. Mit 500 Baht pro Person (~15€) ist das die bisher teuerste Sehenswürdigkeit, aber zumindest kann man mit Karte zahlen. Wir sind nämlich am jonglieren der restlichen Baht, damit wir mit wenig Fremdwährung wieder zurückkommen.

Mit dem Ticket kommt man gleich weiter in die baulich abgetrennte Tempelanlage des Wat Phra Keow, die den bekannten Smaragdbuddha beherbergt. Dieser wurde anscheinend in Sri Lanka hergestellt, von wo aus er schlussendlich in Chiang Rai in einem Kloster landete, gut versteckt unter einer Schicht aus einem anderen Material. Durch einen Zufall wurde der tatsächliche Buddha aus Jade (wenn auch nicht aus Smaragd, ist die 66cm hohe Figur doch aus einem einzigen Stück Jade gefertigt) darunter entdeckt und landete über Luang Prabang und Vientiane (beides laotische Städte) in Bangkok im Wat Phra Keow. Seitdem ist er die wichtigste Buddhafigur in Thailand. Während unserer Reise in Laos hatten wir schon von der Statue gehört und freuten uns jetzt natürlich, sie endlich bestaunen zu können.

Davor mussten wir jedoch durch den Irrgarten aus Gemäldegalerie, Wächterriesen und getarnte Müllkübel zum Eingang des Tempels navigieren, der mit seinen Mosaiken aus Spiegeln verheißungsvoll in der Sonne glitzerte. Mit vielen anderen Touristen schoben wir uns durch den Tempel, um einen Blick auf den Buddha zu erhaschen. Vielleicht etwas verloren, aber schon auch beeindruckend saß dieser auf mehreren Metern an Podesten vor einem aufwendigen Wandgemälde. Leider durfte im Tempel kein Foto gemacht werden, aber ich ahmte die findigen Touristen nach und machte einfach eines von draußen durch die geöffnete Tür. Gregor und ich spazierten anschließend noch über das restliche Tempelgelände und nutzen die Zeit für Fotos mit den Statuen, wie beispielsweise Gregor mit einem der Riesen, die den Tempel bewachen.



Leider waren alle restlichen Tempelgebäude wie Kapelle oder Bibliothek nicht zu betreten und konnten nur von außen bewundert werden. Bevor wir die Tempelanlage verließen, sahen wir uns noch den Ramaiana an, ein Wandgemälde, dass sich in der Ummauerung des Tempel um die gesamte Anlage zieht. Ich konnte mich dabei endlos mit der Suche nach Easter eggs und anderen interessanten Details beschäftigen und fand neben einem Liebespaar in den Büschen noch Dinosaurier, eine Hasenjagd, ein Raubüberfall und ein Jäger, der sich als Tarnung als ein Reh verkleidet hatte.



Nach dem Tempel führten einen die Schilder zur Front des Großen Palastes und an anderen königlichen Gebäuden vorbei, die alle nicht wirklich betreten werden durften. Das zugehörige Museum zum Smaragdbuddha war veraltet, die Bilder verblichen und die Ausstellungsstücke teilweise ohne Bezug. Gregor konnte sogar einen Plastikhandschuh als Ausstellungsstück in einer Vitrine entdecken. Im oberen Stock des Museums fanden wir mehrere Jadebuddhas, bei einem stellte sich die Frage, ob das vielleicht das Original war? Alles sehr verwirrend.

Etwas enttäuscht gingen wir weiter zum letzten Programmpunkt, das Museum der königlichen Mutter zu traditionellen Textilien. Wir wurden in einer marmornen Halle willkommengeheißen und durften eine moderne und interaktive Ausstellung erleben, die einem die traditionellen Muster der 77 Provinzen von Thailand näherbrachte, sowie eine Sammlung von Batikstoffen aus Java, Indonesien, zu begutachten bereitstellte. Anschließend stand noch eine Tanzaufführung an, für die wir von Shuttlebussen kurz vor dem Ausgang des Großen Palastes aufgesammelt wurden und in das indische Viertel der Stadt zum Royal Theater gebracht wurden. Wir kamen gerade rechtzeitig für die nächste Vorstellung und mussten nur kurz bis zum Öffnen der Türen warten. Ich besorgte uns Plätze in der 3. Reihe Mitte und eine Viertelstunde später ging es los.

Was folgte waren ca. 30 Minuten mit Tanzsequenzen, die möglichst effizient Touristen die Vielfalt der Tänze in Thailand näherbringen sollte. Sowohl epochale als auch geographische Unterschiede wurden beleuchtet und neben Tänzern konnten wir auch Musiker und Schattentheaterfiguren bewundern.

Verwundert hat mich, dass für sie ca. 40 Rollen in dem Stück auch wirklich 40 Künstler angestellt waren, niemand wurde mehrfach eingesetzt. Personalmangel gibt's in Asien nicht und Arbeitsmangel fast auch nicht. Wir haben schon Thailänder gesehen, die als Schild, Zeiger oder Lichtquelle angestellt waren.


Nach der Performance war es schon 14:00 und wir brauchten dringend einen Kaffee und was zu essen. Also führte uns Gregor zum Oldtown Cafe, wo Bilder und Videos leider nicht erlaubt waren. Schade, denn in den vintage Wandschränken stapelten sich Kuriositäten und allerlei Kaffeezubehör zum Kaufen. Der Kaffee war leider nicht ganz die erwartete Qualität und die belegten Baguettes wesentlich kleiner als gedacht, aber sie gaben uns die nötige Energie noch ein Mittagessen in einem Burgerladen einzunehmen.

Danach wollten wir eine weitere Topsehenswürdigkeit besuchen, den Goldenen Mount(ain) Temple. Tragischerweise waren wir bei unserer Tuktuk Rundfahrt ganz am Anfang schon direkt im Tempel daneben gewesen, der Hügel mit dem großen Tempel drauf und einer enormen goldenen Pagoda am Dach war uns aber erstaunlicherweise entgangen. Also marschierten wir die halbe Stunde in Richtung Hügel und machten dabei einen Abstecher durch den indischen Phahuratmarkt. Immer wieder rissen die Menschenströme Gregor und mich auseinander, Mopeds kreuzen unsere Wege aus dem Hinterhalt und zuletzt verlor ich Gregor hinter einer fünfköpfigen Gänseschar, impersoniert von asiatischen Teenagern, die sich im langsamen Trott durch die einzige Hauptgasse schoben. Ich hatte es noch geschafft sie in einem günstigen Moment zu überholen, aber Gregor blieb heillos hinter ihnen stecken und wurde zum unfreiwilligen 6. Gänslein.

Als auch dieses Hindernis geschafft war, brauchte es nicht mehr lange zum Tempel. Nachdem Manu, der Schneider, uns zuvor informiert hatte, dass unsere Mäntel nun lieferbereit seien, hatten wir vorort die Übergabe geplant. Auf dem Weg zum Abholort kurz unterm Tempelberg kamen wir noch durch das Schüsselmacherviertel, in dem fleißige Handwerker aus Metall die Essenschüssel der Mönche hämmerten, in denen das gespendete Essen der Gläubigen jeden Morgen von den Mönchen gesammelt wurde.

Manu konnte leider nicht direkt zum Abholort vordringen, also lieferte er uns die Mäntel bei Hand, inklusive Kleiderbügel und Kleidersack. Damit war der Manteldeal abgeschlossen und wir verabschiedeten und bedankten uns für die schönen Kleiderstücke.

Mit den Mänteln am Rucksack fixiert bestiegen wir dann den Hügel mit der goldenen Pagoda und zogen eifrig an den nicht bergsteiger erfahrenen Touristen vorbei. Ich war sogar etwas übermotiviert und spazierte wesentlich bequemer auf dem schrägen, gemauerten Mäuerchen neben den Treppen hinauf. Ist ja lästig, so viele Stufen. Unterwegs gab es viel Begrünung zu bestaunen, immer wieder waren große Steintröge mit Seerosen aufgestellt und man konnte mit jedem Höhenmeter eine noch bessere Aussicht auf Bangkok genießen. Auf einer Zwischenebene gab es auch einen großen Gong, den man mithilfe eines hölzernen Rammbocks anschlagen durfte. Ich ließ mich natürlich nicht zweimal bitten (nachdem ich gesehen hatte, dass schon weitere Touristen den Gong betätigt hatten) und schlug so kräftig ich konnte an. Leider gab es noch Raum nach oben, so laut wie möglich war es definitiv nicht. Aber schön, hatte ich das auch mal gemacht.

Oben angekommen streiften wir durch ein paar Gebetsräume, in dem Angestellte gerade den Nachschub an Coladosen für den Verkauf unter einen der vielen Indoor-Schreine packten, bevor wir nach ganz oben auf die Pagoda stiegen. Der Blick war natürlich fantastisch, man durfte sich auch auf einem weißen Stoff verewigen und wenn man ganz schnell schaute, dann erinnerte die Flagge an der Spitze der Pagoda nicht an die von Thailand, sondern an das Rot-weiß-Rot von Österreich. Leichte Heimweh kam auf, so nah am Abflugstag.


Den restlichen Tag verbrachten wir mit Zeit totschlagen, etwas in Shoppingcenter herumirren und abends einen Abstecher in den dunklen Park zu machen. Meine Hoffnung war gewesen die ersten Ausläufer des Lichterfestes Loy Krathong am nächsten Tag zu sehen. Wenn jemand vielleicht eine Generalprobe startete oder so. Leider hatten wir kein Glück und verzogen uns irgendwann unterzuckert in einen nahen Burger King für einen Abendsnack. Dann war es eh schon Zeit zurück in die Unterkunft zu fahren und uns für den bevorstehenden Flug bereitzumachen. Nach einer Dusche und angemessenere Kleidung für den Flug und vor allem das europäische Novemberwetter machten wir uns auf zum Flughafen. Unser Flug ging um kurz vor 1 Uhr morgens am nächsten Tag, ich war gespannt, wie wir das verkraften würden. Bis zum Abflug lief aber mal alles ohne Probleme.


-E-