Der "Tag" begann schon mal schlecht. Gregor hatte irgendetwas schlechtes gegessen und musste in der Nacht regelmäßig zum Klo laufen. Wir bekamen deshalb beide nicht besonders viel Schlaf und fürchteten schon um den geplanten Mountainbike Ausflug am Vormittag.

Mit Hilfe von Kohletabletten und mit einem etwas beruhigteren Magen ging es dann aber doch kurz vor 8 zu Grasshopper Adventure Tours, wo wir erstmal zusehen konnten, wie die Tagesausflügler durchgeschleust wurden. Wir mit unserem mickrigen Halbtagesausflug wurden erst zum Schluss ausgestattet (aber immer noch früh genug) und bekamen unseren Guide Hun vorgestellt. Mit dabei waren auch noch Sully und Jared aus den USA. Eine 5. Person sollte auch noch auftauen, kam aber nie und wurde für den nächsten Tag eingeplant.

Unsere Mountainbike Räder waren funktionstüchtig und so wurden wir ziemlich schnell von Hun in den kambodschanischen Verkehr geworfen. Mit ihm an der Spitze passierte aber nichts und ich hab ja so die Vermutung, dass auf Touristengruppen hier sehr gut geachtet wird. Bisher fürchtete ich mich zumindest nur vor den ausländischen Fahrern beim Straße queren.

Überraschend schnell hatten wir die Innenstadt und dann auch schon Siem Reaps Wohngegenden hinter uns gelassen. Auf dunkelroten, staubigen Straßen ging es durch Reisfelder, die von Störchen bevölkert waren, und vorbei an Wasserbüffel, die friedlich im Schlamm wateten. Wir legten auch Stopps bei einer Gemüsefarm ein und schauten uns die lokale Reisverarbeitung an. Besonders die Chilifelder hatten es Gregor und mir angetan, ein ganzes Feld voll mit prächtigen Chilistauden, über und über behangen mit Früchten. Die sahen so gesund und schön aus, die kann man garnicht mit unseren kläglichen Aufzuchten vergleichen.

Als nächstes blieben wir bei einem lokalen Markt stehen, wo wir von Hun sofort mit einer gebackenen Banane versorgt wurden. So lecker!! Vermutlich wollte er uns damit ablenken, als wir über den Markt selbst schritten, wurden wir sehr schnell olfaktorisch überfordert. Wie üblich waren die Marktständen quer gemischt und neben einem Kleiderladen hüpften die Fische am Fischmarktstand. Einer sogar Richtung Freiheit, aber anscheinend passiert das öfters, die Fischverkäuferin war nämlich nicht beeindruckt und ließ sich Zeit den flüchtenden Fisch am Weg wieder einzufangen. Auch der Metzger hatte tierische Probleme und musste die streunenden Hunde vom Fressen der Auslage abhalten. Nachdem Hun einkaufte, freundeten wir uns mal mit den Amerikanern an. Und bald darauf starteten wir wieder. 

Einen weiteren Halt legten wir bei einer Krokodilfarm ein und Gregor und ich befürchteten schon das schlimmste. Seit wir eine in Laos, Vientiane gesehen haben, sind wir tief traumatisiert. Es war aber bei weitem nicht so schlimm wie damals! Die Tiere werden natürlich trotzdem für ihr Fleisch und ihre Haut (Krokoledertaschen lassen grüßen) gehalten, aber immerhin waren es weit weniger in einem gemeinsamen Gehege und sie schienen sich auch nicht gegenseitig anzufallen.

Eine längere Pause legten wir bei einem der vielen Restaurants ein, die aus mehreren einfachen Stelzenhütten bestehen. Sie sind über Wasser gebaut und meist mit Hängematten und/oder Sitzbereichen ausgestattet. Diese lag sogar vor einer Lotusfarm.

In unserer Hütte offenbarte sich dann auch, was Hun am Markt geshoppt hatte: Sticky Rice und kleine Bananen als unsere Verpflegung. Zusätzlich belagerten uns die Kinder der Umgebung und wollten uns geschnittene Ananas, Mango und Lotussamen verkaufen. Besonders bei den Lotussamen konnten Gregor und ich nicht nein sagen. In Laos hatten wir diese ja auch gesehen, aber nicht gewusst, wie lecker die sind. Seit uns jemand aber mal probieren ließ und uns in das Geheimnis dieser Köstlichkeit einweihte, sind wir auf der Suche danach. Und endlich hatten wir unsere erste Gelegenheit. Jared war auch sofort begeistert und kaufte sich ebenfalls welche. Das Schälen der Samen macht auch richtig Spaß und sie schmecken sehr nach frischen Haselnüssen.

In der Pause wurden wir sehr gut verpflegt und zusätzlich unterhielten wir uns gut mit Hun und den Amerikanern. Die Kinder waren auch sehr unterhaltsam, ich bekam gleich 2 Lotusblüten von einem Jungen geschenkt, dann wollte er doch Geld dafür, dann wollte ich die Blumen nicht mehr, dann schenkte er sie mir zum Schluss doch wieder. Gregor bekam sie dann in den Rucksack gesteckt und die restliche Fahrt hatte er den schönsten Rucksack von allen. Auch interessant: Lotusblüten riechen sehr gut!

Der Rückweg war bis auf ein selbstmörderisches Huhn, das sich mir in den Radweg warf, relativ unspektakulär. Hun beichtete uns am Ende, dass wir statt den angesetzten 20 km eine größere Runde von 45 km in der Hitze gefahren waren, weil wir einfach zu schnell gewesen sind. Für uns kein Problem, geschwitzt hatten wir bei 20 km auch. Es hatte nämlich an diesem beschaulichen 4. Adventssonntag 33 Grad mit 87% Luftfeuchtigkeit. Wir waren platschnass.


Den restlichen Tag ließen wir langsam angehen und kühlten uns zuerst im Hotelzimmer und dann am hoteleigenen Pool ab. Dort planten wir auch mal unsere Weiterreise. Der Bus um 14:00 nach Battambang war leider schon ausgebucht, deshalb mussten wir den um 8:00 nehmen. Damit erübrigte sich leider der Schattenpuppenworkshop, den wir am Vormittag geplant hatten. Aber ist halt so, irgendetwas verpasst man immer.

Hotel über Weihnachten haben wir auch gebucht, wir kommen in einem Hostel unter und hoffen auf eine familiäre Stimmung.

Wie es dann weiter geht ist schon ziemlich klar. Die umliegenden Städte von Battambang bestehen hauptsächlich aus chinesischen Casinos (Richtung Thailand) oder aus verminten früheren Khmer Rouge Rückzugsorten (auch Richtung Thailand). Es bietet sich also der Weg in Richtung Phnom Penh an, weg von Landminen und Casinos, hin zu Nationalparks und schwimmenden Dörfern. Ich gebe mal eine Vermutung ab, dass wir in Pursat oder Kambong Chnang landen. 


Zum Abend hin gingen wir mal Essen, zogen noch über die hiesigen Märkte und besuchten Shopping Center. Wir waren aber sehr schnell von den Touristenmassen in der Pub Street überwältigt und mussten uns mit einem frisch gemachten Eis (die machen das auf so gekühlten Platten aus frischen Früchten und Milch) beruhigen.

Hier die Herstellung in zwei selbst gedrehten Videos:

https://youtu.be/Y8pLOUkMqcA

https://youtu.be/asA3wbbgFyA 


Es wird wirklich Zeit in ruhigere Gegenden zu reisen, der Trubel und das Angebot werden einem langsam zu viel und selbst an den Marktständen merkt man die steigenden Besucherzahlen. Was am Vortag noch 10 $ kostete, kostet heute schon 12 $. Außerdem, wie Gregor und ich bemerkten: time is running out! Bald nur mehr 3 Wochen und noch 80% von Kambodscha abzudecken.  

Der abendliche Kinoplan fiel dann jedenfalls flach, Gregor und ich waren nach der sportlichen Aktivität und dem Schlafmangel sehr fertig und am nächsten Tag sollten wir um 7 gepackt und gefüttert bereit stehen zur Weiterreise. Auf nach Battambang.


-Elli