Wie Gregor schon angemerkt hatte, geht es mir nicht gut. Die Nacht vom 27.auf den 28. war ich von Schüttelfrost und Fieber gezeichnet, wälzte mich im Bett hin und her und hatte Alpträume, dass wir zu viele Tontöpfe für unser Gepäck gekauft hatten. Morgens, vor unserer Abfahrt nach Phnom Penh war ich dann noch schwer aus dem Bad zu bewegen. Die Fahrt nach Phnom Penh verlief aber sehr gut, meine Symptome reduzieren sich auf Bauchkrämpfe und die Kotzsackerln, bereitgestellt von der Gastgeberin unserer Unterkunft, blieben unbenutzt. Ich versuchte die meiste Zeit zu schlafen, während sich Gregor gut mit einem Deutschen unterhielt, der vor 30 Jahren schon Südostasien bereist hatte.

In Phnom Penh angekommen brachen wir direkt zum Advance European Medicare Center auf, inklusive Reisegepäck. Die Liftdame bemittleidete uns sehr und versuchte ihr möglichstes mir mit dem Leichensack zu helfen. Im 4. Stock bei der Rezeption angekommen, wurde mir vorgeschlagen den französischen Arzt um 13:45 zu besuchen, sollte es mir nichts ausmachen, könnte ich natürlich auch zum aktuellen Khmer Arzt gehen. Da aber noch eine gute Stunde bis zum französischen Arzt Zeit war, wollten wir diese lieber nutzen unser Gepäck in die zuvor gebuchte Unterkunft zu bringen. Dann ist der restliche Besuch auch angenehmer.

Also zurück zur Liftdame, mit mitleidvollem Blick aus der Tür und mit einem Tuk Tuk zum Riverside Phnom Penh. Unser Zimmer war auch schon fertig, wir bekamen sogar ein Upgrade vom Keller in den 1. Stock und konnten fortan das Geschehen in der Lobby live miterleben, unsere Fenster garantierten uns Plätze in der ersten Reihe.

Lange konnten wir das aber nicht genießen, wir mussten nämlich schon zurück zum Arzt. Der war trotz seiner Schwierigkeiten mit der englischen Sprache gut verständlich und sehr freundlich. Er war auch relativ zuversichtlich, dass ich keine der heftigen Krankheiten wie Malaria oder Dengue habe, da mein Fieber nur eine Nacht lang gedauert hat. Zusätzlich versicherte er sich auch, dass wir zu Weihnachten keine Suppe gegessen hätten, die Einheimischen würden an Feiertagen gerne mal einen Brocken Cannabis mitkochen und das verträge nicht jeder Tourist so gut, vor allem in Verbindung mit Alkohol. Diese Gefahr konnten wir dann aber relativ zuversichtlich ausschließen.

Seine Diagnose blieb wage, ich muss für die nächsten 3 Tage Medikamente gegen die Krämpfe und für die Verdauung nehmen und bin mit Paracetamol gegen Fieber und Schmerzen ausgestattet. Sollte es nach drei Tagen nicht besser sein, muss ein Bluttest gemacht werden, ob nicht doch Dengue oder Parasiten die Ursache sind. Ich hoffe mal, dass das schnell wieder abklingt.


Nach dem Arztbesuch warf Gregor gerechtfertigerweise ein, dass man schon mal was essen könnte. Es war schon ca. halb 3 und seit dem gestrigen Abendessen hatten wir nichts mehr gegessen. Mein Appetit hielt sich in Grenzen, aber zur Einnahme der Medikamente waren Mahlzeiten empfohlen und Gregor hatte inzwischen eine Migräne (die durch Nahrungsmangel begünstigt wird). Wir landeten bei einem Malayischen Restaurant, das wir aber gesundheitsbedingt nicht voll genießen konnten. Gregor suchte sich ein olfaktorisch unbeeindruckendes Gericht, während ich versuchte überhaupt etwas zu finden, das mich ansprach. Das Essen war aber gut, ich gönnte mir die Klischee entsprechende Hühnersuppe und Gregor nahm etwas gebratenes.


Danach zog es uns sofort ins Hotel für einen Nachmittagsschlaf, den wir erst abends abbrachen, um unsere Weiterfahrt zu organisieren. Ich war nämlich inzwischen überzeugt, dass eine Weiterreise nach Kratie (sprich Krotschä, mit Betonung auf dem ä) für mich möglich war.

Soweit, sogut. Gut informiert (Gregor hatte lang recherchiert, welche Unternehmen nach Kratie fahren und welche die beruhigenste Unfallstatistik hat) gingen wir zur Rezeption. Wir wollten nämlich mit dem Unternehmen Kannitha fahren, welches nur von den Einheimischen verwendet wird, sehr komfortabel und sicher sein soll, und dabei noch einen Bruchteil der üblichen Touristentransportmöglichkeiten kostet. Einziges Problem: man muss bei einer Telefonnummer anrufen und in Khmer buchen. Also für uns unmöglich. Daher der Besuch bei der Rezeption.

Dort erklärte sich ein Mitarbeiter sofort bereit uns zu helfen. Gregor hatte schon Schwierigkeiten ihm klar zu machen, dass wir morgen nach Kratie weiterreisen wollen, weil er Kratie falsch aussprach. Als das geklärt war, gab er ihn alle Infos zum Kannitha Express und bat ihn für uns dort anzurufen. Schnell gemacht, der Mitarbeiter rief an und erklärte uns, dass wir um 7:00, 9:45 oder 12:30 fahren könnten. Das stimmte nicht mit den recherchierten Abfahrtszeiten überein, aber unsere Info könnte ja nicht mehr aktuell sein. Der Preis war 12 $ pro Person. Wir staunten nicht schlecht, schlug das Hotel da noch was drauf? Wir hatten mit etwas bei die 5$ gerechnet. Trotzdem für 7:00 bestellt, bezahlt und durchgegeben. Pickup sei um 6:30, was uns erneut wunderte, Kannitha hat keinen Pickup. Gregor war inzwischen schon so entnervt von dem Mitarbeiter, dass er garnicht mehr wissen wollte, ob das jetzt schon unser gewünschtes Transportunternehmen war. Ich hatte aber keine Lust in einem Touristenbus zu sitzen, der 2h länger unterwegs war, weil er die schnelleren Straßen nicht nutzen konnte. Also fragte ich nochmals nach, welches Transportunternehmen das denn jetzt sei.

Allein, dass er erneut zum Hörer greifen musste, sagte alles. Er hatte uns Plätze im Sorya Bus gebucht, der 7h unterwegs ist und 10 $ online kostet. Was auch erklärte, warum er uns vorgeschlagen hatte, selbst online zu buchen. Überraschung: Kannitha kann man nicht online gebucht werden, also ein weiterer Hinweis in einer ganzen Reihe von Alarmzeichen, dass der Typ ganz und garnicht gemacht hatte, worum wir ihn eigentlich baten.

Gregor war inzwischen schon heiß gelaufen und zwang den Mitarbeiter mit loderndem Blick nun WIRKLICH bei Kannitha express anzurufen. Und plötzlich ging alles. Die 6,25$ sollten wir dort bezahlen, sie wüssten Bescheid und würden uns am nächsten Tag um 6:00 kontaktieren, ob wir wirklich noch dabei wären. Abfahrt sei um 6:30 und zur Haltestelle müssten wir selbst kommen. Also alles wie erwartet.


Zur Belohnung gingen wir in ein vegetarisches Lokal um die Ecke und genossen erneut leckere Suppen (ich im japanischen Stil mit Buchweizennudeln).


Für die Weiterreise war ja eigentlich immer noch alles gepackt und wir gingen schnell schlafen. Wecker war nämlich auf 5:00 gestellt.


-Elli