Also heute Kayaking. Meine Stärke kommt wieder zurück, ich hatte schon morgens nicht das Gefühl, dass Gregor mich in einem Zweier-Kayak durch die Gegend kutschieren müsste, was schon mal sehr erfreulich war. Das Frühstück ließen wir trotzdem eher gering ausfallen, wir verzogen uns mit unseren gestern gekauften Crackern (Gregor seine natürlich mit Schokolade, meine leider ohne) auf den Gemeinschaftsbalkon und knusperten genüsslich neben einer Meditierenden. Die war auch etwas konsterniert uns zu sehen, als sie wieder die Augen öffnete und verzog sich sogleich.

Ziemlich bald holte uns dann auch unser Kayakguide Lucky ab, ein waschechter kambodschanischer Entrepreneur. Seit 2018 hat er seine eigene Kayaktour zu den Delfinen. In Kratie bulen nämlich drei Kayaking Anbieter um die Gunst der Touristen. Und jede Unterkunft, hauptsächlich von westlichen geführt, hat ein Abkommen mit einem dieser Unternehmen, bzw. mit einem der zwei von Westlichen geführten Unternehmen, Lucky's Firma wird nämlich von keinem einzigen Guesthouse unterstützt. Nicht mal Flyer wollten sie von ihm aufhängen. Das einzige Restaurant, das ihn bisher vermittelte, ist inzwischen geschlossen worden und, wir ahnen's schon, von einem Westlichen übernommen worden. Trotzdem hat er formidable Bewertungen auf TripAdvisor und Google, auch wenn man ihm während des Ausfluges die Verbitterung etwas anmerkte. Und die Geschichte geht noch tiefer: er war nämlich mit einigen anderen kambodschanischen Fischern bei einem der Kayaking Anbieter angestellt, weil die am besten wussten, wo man überhaupt die Delfine sehen kann und zu welchen Zeiten. Nachdem sich die Einrichtung etabliert hatte, wurde die alte Belegschaft gekündigt und durch touristisch Ansprechendere ersetzt. Lucky drückte die Folge dann so aus:' sie dachten, wir Kambodschaner haben kein Geld (Anmerkung: für ein Konkurrenzunternehmen). Aber wir gehen zur Bank und bekommen Geld. Also machte er sich selbstständig und kommt damit sehr gut bei den Touristen an. 

All das erzählte er uns bei unserem Halbtagsausflug. Aber bis es so weit kam, wurden wir erstmal in seiner motorisierten Riksha verladen, zu den zwei weiteren Kayakern. Man muss hier erwähnen, dass so eine Riksha üblicherweise den Fahrer vorne und drei Personen auf der Rückbank hat. Also wurde Gregor zu Lucky nach vorne gesetzt und los ging es Richtung Norden, Kampi. Auf dem Weg unterhielten wir uns schon sehr gut mit den anderen zwei Reisenden, die Schweizer Cecile und Pascal. In Kampi selbst hielten wir garnicht, stattdessen ging es noch weiter in den Norden zu unserem Einstiegspunkt mit den Kayaks. Zwei Mitarbeiter warteten schon auf unsere Ankunft um die dortigen Kayaks zu Wasser zu lassen. Und schon wurde es ernst, Gregor und ich haben bis dato ja nur einmal einen Kayaktrip in Laos gemacht, die Schweizer schon viermal. Wir schafften es doch im Laufe des Tages mit erhöhtem Mehraufwand (die Technik fehlte ja garantiert) mitzuhalten. Zuerst querten wir den ruhig dahin fließenden Mekong und genossen die kleinen Inselchen und das rege Vogelvorkommen, während wir mit interessanten Infos von Lucky gefüttert wurden. Beispielsweise finden Sie an den tiefsten Stellen hier im Mekong riesige Welse und 150-200 Kilogramm schwere Stachelrochen, die auch gerne gejagt werden. 

Dann gab es eine Pause auf einem der Inselsandstrände mit Klebereis im Bambusrohr und Schwimmen im seichten Wasser. Dabei war auch die Strömung nicht zu unterschätzen, eine Gegenstromanlage wäre ein Witz dagegen. Ich war außerdem sehr fasziniert von Katzengold, das als kleine Partikel im Wasser trieb oder den Strand verzierte. Es gab noch eine Schlacht mit Seetang, dann brachen wir auf zum überschwämmten Wald. Hier wurde das Wasser schon etwas tückischer und Lucky wies uns an seiner genauen Route zu folgen. Trotzdem gingen sich ein paar Handybilder aus. 

Nachdem wir an den Riesen vorbei waren, erreichen wir endlich das Delfinbecken kurz vor Kampi. Und hier konnten wir von Anfang bis Ende immer wieder die berühmten Irrawaddy Delfine sehen. Einfach ist es nicht diese zu entdecken, da sie nur äußerst selten springen und auch nur kurz zum Atmen auftauchen. Außerdem sind sie sehr scheu, da sie bis vor kurzem noch von den Einwohnern gegessen wurden. Und dass sie uns im Wasser auf unseren lächerlichen Kayaks geschwindigkeitstechnisch bei weitem überlegen sind, muss man nicht erklären. Wir schaffen es aber doch mit dem Kayak immer wieder zu folgen und dabei auch (miese) Fotos zu schießen. Aber es ist echt nicht einfach!! Hier also zwei Suchbilder. 

Wir waren inzwischen nicht mehr alleine, auch weitere Kayaking Gruppen der anderen Anbieter hatten ihren Weg hierhin gefunden. Und zusätzlich fuhren noch 2-3 Motorboote mit Touristen über das Wasserbecken und verscheuchen mit ihrem Motor immer wieder die Delfine, wenn sie diesen folgen wollten. 

Irgendwann mussten wir leider doch wieder aus dem Wasser und kreuzten das Becken zu einer Anlegestelle. Von dort wurde alles schnell aufgeladen, wir in der Riksha verstaut  und schon ging es zurück zum Hotel. Bevor wir jedoch ausstiegen, tauschten wir noch Handynummern mit den Schweizern und verabredeten uns für den Abend für einen Reisegeschichtenaustausch. Sie waren nämlich gerade erst aus Banlung gekommen, der Stadt, in die wir als nächstes wollen.  

Den Nachmittag verbrachten wir dann mit Erholen vom Ausflug (ich war überraschend nicht total ausgepowert) und erledigen ein paar Besorgungen. Unter anderem verlängerten wir unsere SIM-Karten um weitere 2 Wochen, damit wir bis zum Ende des Urlaubs noch ausgestattet sind. Und wir fanden ein sehr leckeres Lokal mit einer schroffen, aber herzlichen Besitzerin, die uns sehr gut verköstigte und zu unserer Freude ebenfalls den leckeren Kaffee wie in M'pai BAY hatte. Auch einen Stopp beim Busunternehmen machten wir, um unsere morgige Weiterreise nach Banlung zu organisieren. Wir entschieden uns für den Bus um 13:45, weil wir den Vormittag für eine Radtour auf der gegenüber liegenden Mekonginsel Koh Trong nutzen wollen.

Zurück beim Hotel war es eh schon Happy Hour und wir besorgten uns Cocktails (ich musste leider beim Cola bleiben) und verzogen uns mit den Schweizern auf den Balkon im 2. Stock. Von dort konnten wir gestern einen wunderschönen Sonnenuntergang betrachten, heute ließ der aber aus wegen der vielen Wolken. Aber nett war es trotzdem, wir tauschten viele Geschichten aus, gaben uns Tipps für die Weiterreise und versprachen uns die Bilder vom Ausflug zuzusenden. Auch eine Unterkunft für Banlung bekamen wir empfohlen, Gregor reservierte uns gleich das letzte Zimmer.

Dann hieß es eh schon Abschied nehmen, die Koffer packen und uns für den morgigen Tag bereit machen. Ich bin immer noch verdaulich angeschlagen, insgesamt aber auf dem Weg der Besserung. 


-Elli