Wieviele Touristen passen in einen 5 Türer? 2 Touristen. Aber halt mit 6 locals dazu.

So wurden wir heute durch die Gegend gefahren. Nachdem wir uns heute mal ausgeschlafen haben, ging es zu einem späten Frühstück. Dabei besprechen wir unsere Pläne mit Thyda. Unter anderem, dass wir heute Mountenbikes ausleihen wollen um zu den Wasserfällen zu fahren. Da schlug sie uns vor, heute mit ihnen am Familienausflug teilzunehmen und nicht nur die Wasserfälle, sondern auch noch mehrere Seen zu besuchen. Die Kinder hatten diese nämlich noch nie gesehen und heute ist ja 'holy day' (gemeint: Holiday). Wir sollten nur den Spirit bezahlen (25$). Da es eh schon halb 11 war und meine Fitness noch nicht vollständig wiederhergestellt, beschlossen wir zuzustimmen. Und landeten mit den zwei Besitzern und ihren 4 Ziehkindern im Fake-Mercedes.

Sehr langsam und sachte ging es so über die staubigen Landstraßen zum ersten Wasserfall, Katieng. Hier kurz ausgestiegen, Selfies oben auf dem Wasserfall gemacht, runtergestiegen, Selfies unten am Wasserfall gemacht und noch ein paar Gruppenfotos als Beweis. Der Wasserfall war sehr schön anzusehen, über eine Felskante rauschte relativ viel vom Wasser herunter. Und durch die Felskante war sogar ein Tunnel hinter dem Wasserfall, den wir jedoch nicht nutzten.

Den nächsten Abstecher machten wir zu einem Tribal Village, einem nachempfundenen Dorf eines Bergvolkes (Achtung, Berge gibt es hier garnicht! Alles eine fiese Täuschung zweier armer Tiroler). Hier wurde gerade fleißig an einem Langhaus gebaut, was unseren Gastvater (ein begeisterter Bastler) sofort beschäftigte. Die Kinder und wir waren jedoch mehr von dem Elefanten angetan, der gerade mit zwei Touristen auf seinem Rücken zu einem kurzen Spaziergang aufbrach. Ich bin immer noch vehement gegen Elefantenreiten, aber majestätisch ist das Tier natürlich trotzdem. Wir waren wiedermal sehr begeistert wir groß so ein Säuger werden kann.

Dann ging es schon weiter zum nächsten Wasserfall, wir hatten ja heute ein dichtes Programm. Der Kachanh Wasserfall war schon besser besucht und bot eine Hängebrücke, über die man zum Wasserfall kam. Oberhalb des Wasserfall stapften Kambodschaner begeistert durch das geglättete Flussbett und wir sahen im Geiste schon ein paar davon beim selfie machen fallen und über den Wasserfall segeln.

Wir hatten gerade erst alles gesehen, dann ging es weiter. Unser Gastvater erklärte uns im Auto, dass wir schon spät dran waren für alles und daher entscheiden müssten, ob wir lieber zum 3. Wasserfall wollten oder zu dem geheimen See. Wir entschieden uns für den See, da wir diesen selbst vermutlich nicht finden würden. Nach einer weiteren längeren Fahrt bogen wir in ein Grundstück ein und wurden auf die seitlich wachsenden Cashewnussbäume hingewiesen. Leider ist erst im Februar Erntezeit, daher standen sie noch in voller Blüte. Ein paar Meter weiter ließen wir das Auto zurück und spazierten zum See. Sehr idyllisch lag er da, wir waren die einzigen Besucher und Menschen dort. Nur ein paar Ziegen grasten dort und man hätte meinen können, es liegt in Europa. Die Kinder hatten schnell die Schuhe ausgezogen und wateten durch den Schlamm, in dem sie Muscheln fanden. Wir genossen die kühle Luft und den Wind und machten Bilder von der einsamen Landschaft.

Viel zu früh wurden wir wieder zum Auto gerufen und fuhren zum Yeak Laom See, dem berühmten Vulkansee in Banlung. Er ist im Besitz eines Bergvolkes dieser Gegend, für die er eine religiöse Bedeutung hat. Trotzdem darf man für 2 $ dort hin und baden gehen oder sich in einem Chalet zum Mieten ausruhen. Die Kinder wurden sofort mit Schwimmwesten ausgestattet, obwohl sie schwimmen können. Mit zwei Balken bewaffnet stürzten sie sich ins Wasser und waren für die nächsten 2 h beschäftigt. Gregor und ich machten zuerst ein paar Bilder vom See (er ist kreisrund und liegt in einem Waldgebiet, in dem weder Bäume gefällt, noch Häuser gebaut werden) und chillten uns dann mal auf eine Bank zum Snacken und ausruhen. Die Gasteltern verzogen sich anfangs zum Shoppen und später ganz. Nachdem wir genug geruht hatten, beschlossen wir am See entlang zu spazieren. Die Kinder schienen den Gasteltern alt genug ohne Aufsicht zu spielen, sie hatten uns bei ihrem Aufbruch noch gesagt, dass wir sie nicht babysitten müssen. Also zusammengepackt. Suki (der älteste, 14 Jahre alte Junge) meinte, dass wir auf ihn warten sollten, er wolle mit. Der anfängliche Spaziergang artete aber ziemlich schnell aus. Nachdem wir ein paar 100 Meter weiter Thyda und ihren Mann fanden, kamen wir erst drauf, dass es einen Weg um den gesamten See gab. Gregor und ich natürlich Feuer und Flamme, aber wir wollten sicher gehen, dass das auch für Suki ok war. Er war aber auch dafür, also starteten wir los. Anfangs trafen wir noch immer wieder Erwachsene und Kinder, die uns freudig grüßten und winkten. Wir trafen aber auch auf einen Besoffenen, der uns anstarrte, auf uns zeigte und uns zu verstehen gab, dass wir 'Brang' (auch Barang) seien. Gregor konnte nichts damit anfangen, mir war der Begriff aber schon in Speisekarten aufgefallen (und es gibt einen ähnlichen in Laos): es heißt Ausländer oder Fremder.

Wir ließen uns die Laune trotzdem nicht verderben und zogen weiter. Bald hatten wir jegliche Zivilisation hinter uns gelassen und Suki wies uns immer wieder auf schöne Sachen im Wald hin. Große Bäume, Früchte, Epiphyten und besondere Blätter. Nur die Bananenblüte fand er nicht besonders interessant, dafür waren Gregor und ich begeistert. Nach einer halben Stunde inklusive Fotopausen waren wir dann wieder zurück.

Der Rest der Familie wartete schon und wir brachen sofort auf. Zum nächsten See. Es gab nämlich noch einen allerletzten mitten in der Stadt.

Auf der Fahrt durfte ich neben dem einzigen Familienmitglied sitzen, dass sich nicht wieder trockene Kleidung angezogen hat: das Mädchen befeuchtete mich während der Fahrt immer mehr. Als wir beim See ankamen, war schon eine Hälfte des Hosenbeines nass.

Inzwischen war es schon dämmrig, die Sonne war irgendwo zwischen Yeak Laom und dem Ententeich untergegangen. Es gab noch ein paar Bilder mit der Familie, dann fuhren wir heim und bereiteten uns für das Abendessen vor. Zum Abendessen bereitete uns Thyda extra Reis mit gegrillten Melanzane zu und ein paar Stückchen Huhn. Es war wieder mal fantastisch gut, Bier gab's auch noch und glücklich gingen wir ins Bett.


-Elli