Nach der ersten Nacht in unserer neuen, sehr schönen, Unterkunft Nine Smith Hotel wachten wir sehr ausgeruht auf und gingen mit leichter Verspätung zum Frühstück. Wir hatten eigentlich 08:30 angegeben, waren aber erst um 08:45 auf dem Weg zur Rezeption, wo wir noch auf der Stiege abgefangen und hastig zum Café nebenan eskortiert wurden. Da war das Personal schon bereit, die vermutlich ersten Touristen des Tages zu servicieren. Wir bekamen Club Sandwiches und auf die Frage 'Coffee or Tea?' haben wir mit 'Can we also choose Cappuccino?' geantwortet und wir staunten nicht schlecht, als wir zwei perfekt zubereitete Cappuccini kredenzt bekamen. Nom!


Nach dem üppigen Frühstück starteten wir einfach mal los und landeten zufällig binnen wenigen Minuten im Tempelkomplex Wat Phra Singh Woramahawihan. Ein Redner begrüßte über Lautsprecher die langsam eintröpfelnden Touristen, lud uns ein dem Gebet beizuwohnen und richtete zwischendurch auch Worte an die Thais, welche wir aber nicht verstanden. Wir sind mittlerweile ja schon relativ viel in Tempeln gewesen und schauen uns mittlerweile nicht mehr jedes Detail gründlich an. Was uns hier aber Gefallen hat bzw. für uns neu war: eine prunkvolle goldene Stupa war im Hinterhof zu sehen und bei einem Nebengebäude waren sehr realistisch gemachte Wachsfiguren von betenden Mönchen im Lotussitz, sodass wir uns anfangs nicht sicher waren, ob da wirklich Menschen sitzen.


Diese Wachsfiguren haben wir später noch öfter gesehen. Es war übrigens auch gar kein Zufall, dass wir so schnell in einem Tempel landeten. Wie wir später lernten, gibt es in Chiang Mai circa 300 solcher Anlagen, "Wat" genannt.


Unser nächstes Ziel war das Chiang Mai City Arts & Cultural Center, wo wir zunächst nur den zweiteiligen Kunstteil gefunden haben. Im ersten Teil wurden Arbeiten der hiesigen Kunsthochschule ausgestellt. Als Kunstbegeisterter würde ich sie so beschreiben: größtenteils surreale Malereien mit oftmals düsterem Unterton und einem Hang zum Realismus. Jedenfalls fanden wir die Bilder toll. Der zweite Teil zeigte lediglich alte Fotos von lokalen Berühmtheiten, also für uns weniger interessant. Danach brauchten wir einige Minuten um das eigentliche Museum im gleichen Gebäude zu finden. Auf dem Weg dorthin machten wir kurz eine Recherchepause auf einer Bank auf einem menschenleeren Platz. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis wir aus dem Handydelirium geweckt wurden und ein freundlicher Thai, welcher gerade selber auf Urlaub hier war, uns von seiner Familie erzählte, seiner anstehenden Hochzeit, den Zweck seiner Reise (Schmuckkauf, weil es anlässlich Feierlichkeiten der königlichen Familie Rabatt auf alles gibt) und wie wunderbar die Stadt ist und dass man Wochen hier verbringen müsste um annähernd alles zu entdecken. Genau diese Begegnungen machen Thailand so nett, aber gleichzeitig werden Wege von A nach B immer zeitlich gestreckt, weil es quasi immer jemanden gibt, der sich interessiert oder was zu erzählen hat.


Im Cultural Center angekommen inhalierten wir die Informationen zur Geschichte dieser Stadt und ihrer Kultur. Chiang Mai wurde 1296 als Hauptstadt des Königreichs Lan Na (Land der Millionen Reisfelder) gegründet und wurde nach wechselhafter Geschichte 1899 in das Königreich Thailand eingegliedert. Heute ist es mit fast 1.2 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Stadt Thailands. Der Stadtkern wird von einem quadratischen Graben umschlossen und an manchen Stellen kann man noch die alten Stadtmauern sehen. Der Grundriss der Altstadt erinnert an andere Khmer-Städte (Stichwort: Kambodscha, Angkor Wat). Heutzutage führen innerhalb und außerhalb des Grabens natürlich zwei Hauptstraßen entlang, welche in gegengleiche Richtungen befahren werden und nur an manchen Stellen gibt es Brücken. Klingt superintelligent, aber die Stadt ist dennoch nahe am Verkehrskollaps.


Nach dieser Flut an Information gönnten wir uns erstmal einen Bubble Tea mit violet lava (wohl ein Topping aus violetter Süßkartoffel) Topping.


Direkt in der Nähe besuchten wir dann noch das Lanna Folklife Museum, welche sich noch mehr auf das Handwerk, die Kleidung und die Kultur der Lanna konzentrierte. Die Lanna sind die Bergstämme die den Norden Thailands bewohnen. Sie haben eine eigene Sprache und Schrift, müssen aber thailändisch in der Schule lernen. Wie wir später erfuhren, decken sich die Sprachen in vielen Teilen, haben aber oft eine andere Aussprache. Und auch als Laie kann man die Unterschiede deutlich hören.


Beim Rausgehen entdeckten wir noch in der Nähe eine Fotoausstellung bei freiem Eintritt. Hier ist momentan der Schwerpunkt auf Astrophotographie und war besonders toll ist: neben dem beeindruckenden Fotos wurde oft auch beschrieben mit welcher Technik und mit welchen Einstellungen die Bilder genommen wurden.


Puh. Es war mittlerweile Nachmittag und wir beschlossen Mal (sehr spät) Mittag zu essen. Die Lokalwahl wurde uns durch einen Geocache abgenommen und das thailändische Essen dort war wirklich gut. Ziemlich geschafft landeten wir dann erstmal im Hotelzimmer bevor wir am Abend nochmals ausschwärmten um noch zwei drei Caches zu machen. Einiges der vorher beschriebenen Stadtgeschichte stammt tatsächlich aus den Infos zu den Caches und nicht aus den Museen. Dabei entdeckten wir noch einen supernetten und gut gepflegten Park im Süden der Stadt. Hier drehten die Thais noch ihre Laufrunden, spielten Ball oder machten einfach nur einen Spaziergang.


Am Stadtgraben entlang schlenderten wir dann noch zu einem Allyoucaneat Suppenbuffet mit Sushi. Erklärt wurde uns leider nichts, außer dass der zweigeteilte Topf jeweils zur Hälfte mit scharfer und nicht scharfer Suppe gefüllt ist. Am anderen Ende des Lokals gab es diverse Gemüse-, Pilz- und Nudeleinlagen, sowie einiges Kurioses. Fleisch konnte man sich bei den Kellnern bestellen. Bei den Teenagern am Nebentisch konnten wir uns nichts abschauen. Deren Suppe wurde ausschließlich mit diversen Fleischgerichten bestückt. Wir haben uns vorbildlich an Pilzen, Gemüse und Nudeln bedient und das Ganze noch mit dem ein oder anderen Unbekannten verfeinert. Als Vor- und Nachspeise gab es Sushi und ein Nachfüllen der Suppe erübrigte sich, da insbesondere die Nudeleinlagen sehr schnell satt machten. Vielleicht hätten wir uns doch mehr von den Kids am Nebentisch abschauen sollen..


-G-