An unserem letzten vollem Tag in Chiang Rai wollten wir möglichst effizient sein. Über San buchten wir eine ganztägige Sightseeing-Tour rund um die Provinz Chiang Rai. Unser eigentlicher Wunsch war es, dies direkt mit LannaTrek zu machen, aber San und Wood waren mit Trekkings bereits ausgebucht. Einer Gruppe wollten wir uns nicht anschließen, weil die Standardtour auch zu einem vermeintlichen Longneck Village geführt hätte, welches laut Bewertungen eher an einen menschlichen Zoo erinnert, als ein Dorf. Genauer ist es wohl so, dass dieses "Dorf" nur untertags belebt ist, weil die Angehörigen des Stammes morgens hingekart und abends wieder abgeholt werden. Das wird in der Tour vorort aber üblicherweise nicht erwähnt. Um das Koh Phi Phi Erlebnis nicht nochmals zu wiederholen, buchten wir also eine Privattour und waren froh, als dieser mit einem klimatisierten Auto ankam; Lisbeth's Sonnenstich war noch nicht ganz verdaut. Und er sprach zudem hervorragend Englisch, weil er wohl Englisch am College studiert hat. Sein Name war Riek und unsere erste Station war wieder Mal der Schalter der Bangkok Bank. Natürlich hatten wir die absolut obligatorischen Reisepässe in der Unterkunft liegen lassen. Glücklicherweise sind sie aber flexibel genug und ich durfte unsere Passkopie auch mailen. Lisbeth versuchte nochmals erfolglos ihre Karte. Ich versuchte meine mit Erfolg, aber die Dame am Schalter durfte die Abbuchung nicht vornehmen weil der Name "Karteninhaber" nicht in meinem Pass steht. Wir versuchten zu erklären, dass auf dem Display nirgends mein Name steht und sie versuchte uns zu erklären, dass sie die Vorgabe hat nur dann abzubuchen, wenn Namen von Display und Pass übereinstimmen. Dass der Name auf der Karte selbst steht und ich den PIN der Karte kenne reicht leider nicht aus. Eine Karte hatten wir noch: meine VISA. Und die ging ohne zu murren. Nur mehr ein grüner Knopfdruck fehlte zum Glück als Lisbeth bemerkte, dass diese Karte so hohe Gebühren hat, dass wir sogar am ATM günstiger wären (und da verlangt allein die dort lokale Bank ca. 6 Euro pro Behebung). Wir erklärten das und die Angestellte bekam wohl Mitleid und holte sich Hilfe von anderen Schaltern. Im 4-Augen Prinzip durfte ich trotz "Karteninhaber" abheben und Google Translate des Wortes auf Thai ließ sie am Schalter kurz schmunzeln. Das hätten sie noch nie gehabt, dass der Name am Display gar nicht auftaucht.


Fast 30 Minuten später ging es zur ersten Attraktion, den weißen Tempel, welcher die Hauptattraktion dieser Gegend sein dürfte. Ein in Thailand sehr bekannter Künstler hat diesen Tempel zu Ehren eines Königs entworfen und Ende der 90er (unvollendet) für Besucher freigegeben. Der von außen gänzlich weiß gehaltene Tempel ist detailreich verziert und strotzt vor Referenzen auf Superhelden und berühmte Persönlichkeiten.


Auf einer langen flachen Treppe geht man zum Herzstück des Tempels. Links und rechts greifen Hände aus der Erde empor und halten den ein oder anderen Totenschädel. Das Innere des Tempels ist ein prunkvoll in Gold gehaltener Raum, welchen man leider nicht fotografieren durfte. Über dem Eingang ist ein riesiger Dämon abgebildet, in dessen linken Auge man blass George Bush Jr. und im rechten Osama Bin Laden erkennen kann. An den Wänden findet man diverse Pokémon, Avenger- und Marvelhelden, aber auch Michael Jackson fand seinen Platz. Gegenüberliegend des Eingangs ist ein großer goldener Buddha und dieser ist wird wohl tatsächlich auch für Gebete genützt. Was wir vorher nicht wussten: mittlerweile ist der Tempel Teil eines Komplexes und es gibt rundherum goldene Klohäuser einen künstlich angelegten Felsengarten mit Figuren aus dem chinesischen Horoskop und Wasserfällen, einen riesigen goldenen Tempel der lediglich ein bisserl Werbung für den Künstler und einen lieblosen Schloss enthält und weitere kleinere Gimmicks wir z.B. einen Wunschbrunnen, wo man seine Münzen versenken kann.


Anfangs führte uns über Guide noch herum, am Ende ließ er uns alleine ziehen. Und als wir zum vereinbarten Treffpunkt kamen, verzweifelten wir fast. Wir genau hat er nochmals ausgesehen? Was hatte er an? Hier gab es so viele Guides, dass es fast wie die Nadel im Heuhaufen war. Nach 10min Suche splitteten wir uns auf und Lisbeth kontrollierte Mal, ob er nicht schon im Wagen sitzt. Negativ, aber dann tauchte er auf einmal vor mir nahe dem Treffpunkt auf und eigentlich für alle unerklärlich, dass wir uns nicht früher entdeckt haben.


Unser nächster Halt war ein über 60 Meter hoher Buddha, daneben auch ein Tempel der von außen offensichtlich vom weißen Tempel inspiriert war. Beachtlich ist auch, dass diese Gebäude wieder von einem Privatmann gebaut wurden mitsamt einen Krankenhaus nebenan. Damit die armen Touristen nicht 5min zu Fuß gehen müssen, fahren mehrere HelloKitty Shuttlebusse zwischen den beiden Gebäuden hin und her. Das coolste Gimmick: für wenige Euro konnten wir mit einem Lift in den Kopf des Buddhas emporsteigen. Die Augen waren Fenster nach draußen, aber auch am Hinterkopf wurden ein paar Gucklöcher eingebaut. Drinnen ist es in weiß gehalten reichlich mit zahlreichen Skulpturen verziert und es ist einfach toll, die Welt aus den Augen eines Buddhas zu sehen. Lisbeth steht direkt vor dem dritten Stufe Buddhas:


Der Tempel nebenan war ebenfalls etwas besonderes. Hier war auch innen alles inkl. Buddha in weiß gehalten und Schwalben zogen knapp unter der Decke ihre Kreise.


Ganz besonders freuten wir uns auf den nächsten Stopp, die Choui Fong Teeplantagen mit Teeverkostung. Leider wurde man nur durch die hübschen Teeplantagen zu einem Verkaufsraum gekart wo lieblos drei Teesorten zur Verkostung ausgeschenkt wurden. Keine Erklärungen, keine Führung, kein Museum. Der Shop selbst war aber ganz nett.


Riek erzählte von Touristen, die ihm gesagt haben, sie würden lieber Kaffee sehen als Tee. Als wir sagten, wir mögen beides, brachte er uns noch zu einem lokalen Kaffeehaus inkl. Shop. Hier wird selbst geröstet und eine Vielzahl an Zubereitungsmöglichkeiten angeboten. Der Besitzer erzählt viel, aber leider nicht auf Englisch. Riek übersetzte gerne für uns. Während unsere Cappuccini zubereitet wurden, bekamen wir einen dunklen Pour Over auf's Haus. Wir hatten noch nicht gefrühstückt und dementsprechend zittrig waren wir schon vor den Kaffees. Lisbeth gab mir noch zusätzlich den Kaffee, den sie nicht mehr packte. Wir haben den Besitzer gefragt wieviel Kaffee er trinke. Momentan wäre es mehr Tee meinte er. Riek drängte dann langsam weiter und den letzten Kaffee durfte ich im Becher mitnehmen.


Am frühen Nachmittag erreichten wir ein lokales Restaurant, wo wir endlich nordthailändische Spezialitäten probieren konnten und es war wirklich ausgesprochen gut. Aber das soll ja kein Foodblog sein.


Über nächster Halt führte uns hoch bis zur Grenze von Myanmar, die aufgrund von COVID immer noch total dicht ist (einer der Mitarbeiter unseres Schneiders ist bspw. seit COVID in Myanmar 'gefangen'). Hier gab es vorher wohl reges Markttreiben. Davon ist zwar immer noch sehr viel zu sehen und spüren, aber potentielle Käufer sieht man hier kaum. Riek nutzte die Gelegenheit um Süßigkeiten für seine Töchter zu besorgen.


20min östlich davon liegt das goldene Dreieck. In der Grenzregion zwischen Myanmar, Laos und Thailand wurde im großen Stil Opium angebaut. Zwei Museen hier widmen sich diesem Thema. Zunächst bewunderten wir aber die Landschaft von einem leicht erhöhten Aussichtspunkt. Hier heimelt es schon fast, wenn man sich die wenigen Gebäude wegdenkt. Danach schauten wir eines der beiden Museen an. Zum Ursprung der Opiumpflanze gibt es viele Legenden. Die hier beschrieben haben alle eine Frau im Mittelpunkt. Eine Kostprobe: Eine wunderschöne Frau aus dem Akhastamm war bei den Männern heiß begehrt. Sieben davon machen ihr am selben Tag einen Heiratsantrag, aber sie wollte keinem der Männer weh tun und hat auch deshalb nicht für einen der Männer entschieden. Sie gab sich selbstlos allen sieben Männern hin, was zu ihrem Tod führte. Ihren Verwandten sagte sie, sie sollen sich gut um das Grab kümmern. Dort wo das Herz liegt, wird die schönste Pflanze erblühen und sie warnte, dass die Pflanze sowohl Gutes als auch Böses in auch trägt. Im Museum lernte man auch, wie man eine Opiumpfeife vorbereitet, einsetzt und wie man sich während des Rauchens am besten bettet. Was sich die Leute nicht alles freiwillig reinpfeifen.


Den blauen Tempel behielt uns Riek bis zum Schluss vor, weil er findet, dass dieser am Besten im Sonnenuntergang zur Geltung kommt. Recht hatte er! Ich hab aber kein gutes Bild davon.


Zurück in der Stadt holten wir noch unsere letzte Wäsche des Urlaubs ab und da Lisbeth auch immer noch ganz vom Sonnenstich erholt hatte, waren wir um 19:00 schon im Hotel. Ich spazierte noch Mal zu einer nahegelegenen Bäckerei und holte eine kleine Jause und Wasser. Danach bereiteten wir uns auf die letzten Tage in Bangkok vor.


-G-