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Nach Packen und Frühstück schnappten wir uns wieder die Räder und fuhren zum gestern genannten Workshop von der Mulberry Farm. Leider mussten wir diesen ohne David bestreiten, da er aufgrund neuer Gäste und unserer Weiterreise genug mit den Reinigen der Zimmer zu tun hatte (Nein, wir haben das Zimmer nicht verwüstet). Nach ca. 17 Minuten waren wir wieder da und wurden schon von Won erwartet. Sie eröffnete uns sofort, dass die Raupen ab heute beim Schlafen wären und diese Option demnach nicht mehr zur Verfügung stände (natürlich alles nicht so hochgeetochen ausgedrückt). Als Alternativprogramm schlug sie aber vor vom 3stündigen Programm jeweils eine Stunde zu färben, Garn herzustellen und zu weben. Damit waren wir natürlich vollauf zufrieden.

Also ging es als erstes in den Schuppen der Färberinnen. Für den heutigen Tag hatten sie orange und blau geplant und würden dies mit uns machen. Während Gregor also begann Samen in einem XXXL Holzmörser zu zerstampfen, wurde mir ein kleines Tuch aus grob gewebter Seide überreicht, das ich mit Gummibändern unter der Anleitung von Won zum Batikfärben vorbereiten sollte. Es gab je ein Tuch für Gregor und mich und ich stellte mich anfangs so doof an, dass Won mir kurzerhand das Tuch inklusive Gummiband entriss und mal vorzeigte, wie so ein Muster richtig angebunden wird (fest muss es sein, unglaublich fest!). Bei den weiteren stellte ich mich schon besser an, also war ich an der Reihe mit Mörsern und Gregor durfte sein Tuch quälen. Überraschend schnell war beides geschafft und gemeinsam schüttelten Gregor und ich die inzwischen rotorange Pampe in einen der vorbereiteten Töpfe auf den traditionellen Kohlebecken.

Und dann schnappte sich Won meine Kamera, gab mir Handschuhe und einen einfachen Gummiring mit einer Charge Seidengarn drauf und überließ mir die Aufgabe, die Seide immer wieder in die dampfende Brühe zu tunken und beim Herausholen auf dem Gummiring zu drehen. Ich hätte es eigentlich wissen sollen, dass das keine romantische Färbeaktion werden würde. Innerhalb kürzester Zeit war ich in Tränen ausgebrochen, weil mir der Rauch vom Kohlebecken direkt ins Gesicht zog und ich nebenbei eine kleinere Rauchgasvergiftung erlitt. Zusätzlich wollte ich ihre Arbeit nicht versauen und tunkte und drehte die Seide wie verrückt, auch wenn die Gummihandschuhe meine Finger vor dem heißen Wasser nicht wirklich schützten. Aber ich hielt durch und wurde irgendwann lachend von Won erlöst, die ganz begeistert meine Verzweiflung beim Seide (und Touristin) räuchern dokumentiert hatte. Zuletzt wurde noch mein geschnürtes Tüchchen in die Brühe geworfen (die Seide chillte ab jetzt umgedreht im Sud) und ertränkt. Dann ging es verrotzt weiter zur schon bereits 15 Jahre alten Indigomischung, bei der es erneut meine Aufgabe war einen dicken Strang Seide zu färben. Gregor durfte derweil in einer eigenen Schüssel mit etwas dunklerem Blau sein Tuch tunken. Ich war ja langsam überzeugt, dass in diesem Laden voller Powerfrauen garnicht angenommen wurde, dass ein Mann sowas machen könnte bzw. sollte und daher mir die Ehre zuteil wurde ihr wertvolles Garn zu färben. Um den Druck gleich am Anfang etwas zu erhöhen, erzählte uns Won, dass nur an besonders schönen (aka regenfreien) Tagen, wie dies einer war, Garn mit Indigo gefärbt werden könnte, weil sonst von vornherein Flecken vorprogrammiert waren. Falls ich meinen Job aber nicht gut erledigen würde, könnte die Färbung ebenfalls fleckig werden.

Also wurde gefärbt und gewalkt und irgendwann gab's das ok die Farbe wieder auszuwaschen. Damit aber nicht genug, dann musste das Wasser noch rausgewringt werden und das Garn gegen einen Bambusstock geschlagen.

Überraschenderweise ging die Seide nicht dabei kaputt und sobald die Indigofarbene fertig fürs trocknen war, durfte ich das Waschen für die Orange gleich übernehmen. Das wringen übernahm diesmal Gregor und Won lobte die fleckenlose Färbung und mein Tuch. Ich hatte gut abgebunden, Gregor anscheinend nicht so gut. Halt doch ein Frauenjob ;)

Dann gings zu den Spinnerinnen. Die erste Stunde hatten wir schon hinter uns, bei der zweiten sollten wir aus den kochenden Töpfen mit Seidenraupenkokons Garn spinnen. Lehrmeisterin war dabei eine alte, erfahrene Dame, die zwar kein Wort Englisch, aber in jeder Situation den Seidenfaden retten konnte.

Anfangs lief nämlich noch alles glatt, aber je weiter die neuen Kokons abgewickelt waren, umso öfter endete einer und der Rest der Raupe verfing sich im Seidengarn. Nach einer Stunde waren Gregor und ich an den Händen schon etwas wund, aber hatten einen guten Überblick über die möglichen Reaktionen auf verfängliche Raupen und zusätzlich noch ein 'Lesezeichen' aus aufgewickelten Seidengarn. Selbstgesponnen.

Damit war die letzte Stunde angebrochen, die wir bei den Weberinnen verbringen sollten. Nach einer kurzen Einweisung durfte ich gleich als erste an ein einfärbiges Stück einer Weberin. Anscheinend war das für die Anfänger, also nichts zum kaputt machen durch Gregor und mich. Als erstes durfte ich mich in den an asiatische Körpergrößen angepassten Webstuhl zwängen. Die Füße fanden auf zwei Bambusstöcken platz, mit denen man die geraden bzw. ungeraden Hauptfäden nach oben ziehen konnte. In die Hand kam das Schiffchen mit einer Garnspule darin und dieses wurde von mir linkisch durch die Hauptfäden manövriert. Anschließend wurde der Faden mit einem feinen Kamm nach unten zu den bereits gewebten Stück geschoben und voilà, eine Reihe war fertig. Leider konnte ich die Laotinnen nicht mit meinen Webkünsten beeindrucken, erfreuen aber definitiv. Schon mach wenigen Arbeitsschritten verfielen sie ins kichern und beobachten mich amüsiert (aber sehr freundlich).

Gregor hatte zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung, was auf ihn zukommen würde und beteiligte sich mit überheblichen Kommentaren. Bis er selbst ran durfte und ihm auffiel, dass ich nicht ohne Grund den Kamm sehr stark und oft nach unten gedrückt hatte, dir Fäden dicht aneinanderzureihen war nämlich keine leichte Aufgabe. Während er sich abmühte, konnte ich die Meisterwerke auf den restlichen Webstühle bewundern, die seit dem vorigen Tag um ein ordentliches Stück gewachsen waren.

Nach der Stunde weben durften wir unsere gefärbten Tücher abholen, uns überall verabschieden und nochmals den Shop aufsuchen.

Dann schnappten wir uns wieder unsere Räder, fuhren glücklich ins Stadtinnere, holten uns noch ein Baguette Lao als Mittagessen und fuhren in die Unterkunft zum Chillen bis zum Flughafentransport. Unser Gastvater David gesellte sich mit seinen Zigaretten auf die Terrasse und nachdem wir sowohl das Mittagessen verspeist, als auch genug über Gott und die Welt geredet hatten, ging's leider schon zum Flughafen. Der Abschied war genauso herzlich wie die Ankunft und unser Guide brachte uns zum Flughafen.

Womit eigentlich alles bis zu unserer Ankunft in Vientiane erzählt wäre. :)