-E-

Nach den verschiedenen Ebenen der Tonkrüge blieb uns irgendwie nichtmehr viel zu tun. Also wurden wir kreativ und schnappten uns die Räder unserer Unterkunft. Als erstes gingen wir mal shoppen, weil der Laden in unserem Reiseführer als Werkstätte beschrieben war, in der man den Holzschnitzern direkt über die Schulter schauen könnte. Leider nicht in der Nebensaison, der Shop war trotzdem richtig toll und Gregor verfiel bei den tollen Sachen richtig in Shoppingfieber. Mit vollen Taschen und vielen Geldscheinen weniger starteten wir dann zum Provincial Museum. Leider ist dieses zurzeit wegen Umzug ausgeräumt, die Räumlichkeiten konnten wir aber trotzdem ungehindert besuchen. War nur nicht interessant. ;)

Dann also in die Innenstadt, wo wir bei einem Eiskaffee spontan beschlossen zur Mulberry Organic Farm etwas außerhalb der Stadt zu fahren und dort wegen den Workshops nachzufragen, die auf ihrer Website angeboten werden. Die gratis Führung von ihnen über ihre Seidenfarm wollten wit nämlich mit unserem Gastvater David am nächsten Tag machen. Nach einer anstrengenden Radtour in der Mittagshitze (typisch Touristen) kamen wir bei der Mulberry Farm an und fanden zuerst mal viele freundliche Laotinnen aller Altersgruppen, aber keine, die Englisch sprach. Schon auf dem Rückzug rief uns dann doch eine noch nach und entpuppte sich als die Managerin Won, jetzt in der Nebensaison mit der Ausbildung von Neulingen beschäftigt und durch uns aus ihrem Büro gescheucht. Anfangs noch etwas reserviert schafften wir es doch ihr alle Informationen über die möglichen Workshops zu entlocken und entschieden uns spontan zu der gratis Führung von Won, bei der wir dann einen besseren Überblick erhalten sollten, was wir im Workshop eigentlich machen wollten. Zur Auswahl standen: 1) sich um die Seidenraupen kümmern, 2) aus den Puppen Seidengarn zu spinnen, 3) Seidengarn mit natürlichen Methoden zu färben und 4) an den rustikalen Webstöcken selber Hand anzulegen. Dazu aber später (und morgen) mehr. :)

Bei der Führung erfuhren wir allerhand. Die Mulberry Farm generell wurde gegründet, um besonders armen Frauen, meist vom Land, in die Produktion und Verwendung von Seide einzulernen. Damit sollten sie das Wissen und die Erfahrung haben sich selbst und die Kultur von Laos zu erhalten und wirklich alles, von der Zucht der Raupen bis über das Weben, selbstständig erzeugen können. Fertige Produkte können dann entweder direkt von der Produzentin oder an die Mulberry Organisation verkauft werden. Die Ausbildung ist komplett kostenlos für die Frauen und dauert meist bis zu 6 Monate. Ebenfalls gelehrt wird der Bau des Webstuhls oder der Spindel, die Frauen können also wirklich alles, was nötig ist und sind unabhängig! Wirklich eine tolle Organisation (die auch einen Shop in Vientiane hat, da wird mein Gepäck noch 'aufgefüllt' ;)).

Zuerst bekamen wir die Maulbeerstrauchfelder zu sehen, auf denen die Bäume sehr klein gehalten werden, um viele junge Blätter für die Raupen zu produzieren. Anschließend gings in die Raupenstube, wo man den kleinen Dingern beim Fressen zusehen durfte.

Sobald diese endgültig satt sind, verpuppen sie sich und 80% landet in der Seidenproduktion (und überleben diese leider nicht). Die restlichen 20% dürfen schlüpfen und als Motten wieder neue Eier legen, aus denen dann die nächste Generation an Maulbeerfressenden Raupen entsteht. Auch interessant zu erfahren war, dass die Qualität der Seide nur von dem Speiseplan der Raupen abhängt, aber abhängig von der Raupenart (ob Hybrid oder alte Sorte) unterschiedlich viel und verschiedenfarbige Seide aus den Puppen gewonnen wird.

Dann gings gleich weiter zu den Spinnerinnen. Dort wurde Garn sowohl auf traditionelle Art, als auch teilweise automatisiert hergestellt.

Beides immer mit der Tatkraft der laotischen Frauen, vollautomatisch gibt's hier erfreulicherweise noch nicht. Überraschend waren die verschiedenen Chargen der Seide, abhängig davon, welche Schicht der Puppen versponnen wird. Die mittlere Schicht ist dabei sowohl fein als auch stabil genug um verwoben zu werden, die restlichen werden anders verwertet.

Nachdem wir genug gestaunt hatten, wurden wir gleich in die Webstube gebracht, wo wir aus dem Staunen nichtmehr herauskamen. Mindestens 16 Webstühle standen dort, aus groben Holz gezimmert und mit wahren Kunstwerken bespannt. Die Weberinnen schickten routiniert ihre Schiffchen durch die gespannten Fäden und wechselten mit Bambusstäbchen die Muster aus (keine Ahnung wie das funktionierte, in der Webstube war alles pure Magie). Won, inzwischen restlos aufgetaut und sehr zufrieden mit unseren begeisterten Ausrufen, erzählte uns, dass ein voll gemusterter Schal im Schnitt 2-3 Monate bräuchte. Ganz zu schweigen von den Mengen an Seide, die dafür verwendet werden. Kein Wunder also, dass diese erst ab 100€ zu erstehen sind.

Auf dem Weg zu den Färberinnen kamen wir auch durch den Garten der Farm, in dem Pflanzen zum natürlichen Färben der Seide angebaut werden. Neben dem klassischen Indigo und Dreck werden unter anderem Samen, Blätter und Rinden aller möglicher Pflanzen verwendet und die gefärbten Stücke mit Tamarind fixiert.

Die Färberinnen selbst arbeiten in einem offenen kleinen Schuppen mit mehreren Kohlebecken, auf denen alte Kessel voll mit Sud köcheln. Bis zu 100 unterschiedliche Farben können dort von den Frauen auf natürliche Art und Weise hergestellt werden. Und was das für Farben sind. Von Schwarz über Hellrot bis Knallgelb ist alles dabei und schimmert durch die Seide wunderschön.

Damit war unsere Tour aber leider schon zu Ende, wir kündigten uns für den folgenden Tag um 9:00 an und merkten noch vor, dass David ebenfalls auftauchen könnte. Von den Aktivitäten wurde angemerkt, dass wir alles mal probieren dürften und wir 3h Zeit hätten. Damit war der Plan für morgen schon gesichert und wir erkundigten uns noch nach dem Steinbruch, der in der Nähe liegen sollte und in dem die 'Tonkrüge' der Region anscheinend hergestellt worden waren. Nach einer Wegbeschreibung von Won und einer kurzen Orientierung von Gregor auf dem Handy machten wir uns auf. 7km später im Nirgendwo an einer zu matschigen 'Straße' war dann Schluss für uns. Zusätzlich rechts und links ein heranziehendes Gewitter und 10km entfernt von Phonsavan. Ich machst kurz: wir kamen natürlich voll in einen Schauer. Schnell untergestellt, das schlimmste abgewartet und weiter. Als wir in Phonsavan ankamen, war es schon wieder vorbei. Als wir unser Baguette Lao gekauft hatten, fings wieder an. Also ins MAG (Mines advisory group....sowas wie UXO)und dort mal für mindestens 1,5h Filme über den geheimen Krieg der USA gegen Laos angesehen. Und den daraus resultierenden 80 Millionen noch bestehenden 'Bombies', die immer noch Leben und Gliedmaßen kosten. Währenddessen ging ein echter Monsunregen über Phonsavan nieder. Als wir mit MAG fertig waren (nervlich und zeitlich), regnete es immer noch, aber außer heimfahren gab's nicht zu tun. Die Fahrt in die Unterkunft ging eh ganz gut, trotz Regen, Wind, schlechter Räder und unbeleuchteten (!) Hauptstraßen (!!). War dann doch irgendwie ein Abenteuer heimzukommen, aber wir habens geschafft und leben noch. Nur ein paar Schlammspritzer reicher. ;)