Da wir mit ~3 Stunden Verspätung gestartet sind, haben wir nicht den Aufstieg zur Sulzenauer Hütte über die Nürnberger Hütte gewählt, sondern sind direkt auf die Sulzenauer aufgestiegen.


Wir starteten bei leichtem Sonnenschein an der Haltestelle vor der Grawa Alm. Lisbeth war noch nie hier; ich immerhin vor ~11 Jahren, wie die Caches am Weg bewiesen. In meiner Erinnerung war es hier weniger touristisch, aber vermutlich war es eigentlich immer schon so. Direkt vor der Grawa Alm wurde eine Brücke über den Sulzenaubach gebaut. Praktischerweise ist die Brücke gleichzeitig eine Aussichtsplattform von welcher man den besten Blick auf den "breitesten Wasserfall der Ostalpen" hat. Aufgrund der Sonneneinstrahlung erscheint der Fels unter den Wassermassen silber und die Aerosole der Gischt ist mit Isotopen angereichert, welche gut für Lungen und schlecht für Atemwegserkrankungen sind; so steht es auf dem Schild in zwei Sprachen geschrieben (eine Erkenntnis, die man in Tirol quasi bei jedem Wasserfall per Schild teilt). Die Touristenmassen schießen ihre Beweisselfies und wir versuchen unsere viel zu voll gepackten Rucksäcke nochmals zu adjustieren und die Schuhe richtig zu binden.


Dann ging es durch den Wald hoch und als wir circa 50% des Tagesziel erreicht hatten, fing es schon an zu regnen. Brav folgten wir dem Weg bis es an einer Stelle so schlammig wurde, dass wir spontan einen etwas verwachsenen Steig weiter gefolgt sind. Leider war das nicht (mehr) der offizielle Steig und so mussten wir an einigen Stellen auch mal die Hände benutzen. An der Bergstation der unteren Materialseilbahn nutzten wir erst mal die Bank um unseren Regenschutz zu adjustieren. Ein freundlicher Tourist wies uns darauf hin, dass die Sulzenaualm heute geschlossen habe, falls wir weiter im Regen laufen wollen. Schade, aber unser Ziel war ja ohnehin die Hütte.


Gut adjustiert erreichten wir das Plateau unterhalb der Sulzenauer Hütte. Die Bäche mäandern dahin, in der Ferne sieht man Wasserfälle, die Hütte oben am Fels und die Alm vor uns am Plateau.

Ein unglaublich schöner Fleck Erde, oder wie die Tiwag sagt "Option 11" [1, Seite 56 ff.].


Vorbei an der Alm und ihren geschnitzten Holzfiguren machten wir uns im Regen bereit für den finalen Anstieg.


Links oder Rechts?

Eine schwierige Entscheidung; um Bedenkzeit zu gewinnen gingen wir erst Mal links und hatten das Glück, dass zwischendurch mal der Regen aussetzte. Wir entschlossen uns also, unsere mitgebrachten Snacks (Gemüse Gemüse Gemüse.. welches wir nicht mehr rechtzeitig daheim verwerten konnten) zu jausnen. Ein guter Stein zum Sitzen war schnell gefunden, die Rucksäcke abgelegt, die Sitzkissen vorbereitet und das Gemüse ausgepackt. Fünf Sekunden später kam der nächste Regenschauer und wir packten alles wieder eilig ein und stiegen weiter Richtung Hütte auf.


Völlig durchnässt (Regensachen sind super, aber imprägnierte Regensachen müssen der Hit sein) checkten wir in der Hütte ein. Da wir zur Verwunderung des Wirten ein Zweibettzimmer gebucht hatten, bekamen wir ein Zimmer im Nebengebäude.

Toll: Circa 50% der Übernachtungsgäste haben kurzfristig storniert und so waren wir gänzlich alleine im Nebengebäude.

Nicht so toll: Zwischen Hütte und Zimmer war es selbstverständlich unüberdacht und so konnte man den Ortwechsel nur unter vollkommener Durchnässung der Kleidung absolvieren.


-- Gregor



[1] https://www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/landesentwicklung/raumordnung/downloads/Fachliche_Grundlagen/Synthesebericht_Endfassung.pdf