Heute waren wir besonders motiviert und wollten schon früh starten. Daher läutete Gregors Wecker um 5:45 (den ich gekonnt ignorierte) und Gregor beschloss sofort aus dem Stockbett zu hüpfen. Das war aber aufgrund der morgentlich vernebelten Gehirnzellen anscheinend besser gedacht als gemacht, denn anstatt die perfekt arrangierten Trittstellen zum Abstieg zu verwenden, peilte er die Bank an der anderen Bettseite an, stieß sich zart vom Stockbett ab.......und knallte mit dem Arsch voran auf den Holzboden. Er war nämlich an der Bank vorbeigerutscht, hat sich noch in der Luft gedreht (damit ich ihn auch in die Augen schauen konnte bei seiner Zirkusakrobatik) und zum krönenden Abschluss schlug er sich auch noch den Hinterkopf am Holztisch gegenüber vom Bett an.

Ich denke, ich muss nicht erklären, dass wir dann nicht mehr die einzigen beim Frühstück waren. So ziemlich jeder war dank Gregors Weckfall aus dem Bett geschreckt und etwas früher in den Tag gestartet.

Gregor humpelte trotzdem tapfer mit mir um 7 Uhr los und wir konnten einen fantastischen Blick auf das nebelverhangene Tal erhaschen und die Sonne, die über die Berghänge aufging. Überhaupt waren uns die Wettergötter gnädig und vergönnten uns einen traumhaften Tag mit wunderschönen Ausblicken. Wir konnten sowohl weit zurück zur Franz-Senn Hütte schauen, als auch schon sehr früh bis zur Starkenburger (was die nächste Etappe auf dem Stubaier Höhenweg wäre, jedoch nicht für uns....wir wollen ja nach Axams heim). Hier der Blick zurück zur Franz-Senn.

Als frühmorgentlicher Begleiter gab es nur ein Reh, das bellend wie ein erkälteter Hund von uns davonlief. Ansonsten blieben wir von Gesellschaft verschont.

Auf der Seducker Hochalm legten wir noch eine kleine Pause ein und verquatschten uns dort mit dem Besitzer, der uns einiges über seine Schafe und die Alm erzählte. Es war ihm anzumerken, dass er sich freute, auch mal Einheimische auf den Bergen zu sehen und dann 'auch noch so junge'. Wir waren geschmeichelt und blieben länger als gedacht. Leider mussten wir doch irgendwann weiter und kämpften uns zum Sendersjoch hoch, wo erneut eine Pause (diesmal mit Jause) eingelegt wurde. Bei der Marend quatschten Gregor und ich so dahin, wobei ich ihn auf ein Schild aufmerksam machte, laut dem wir schon in 1h 3/4 bei der Adolf-Pichler Hütte wären. "Das ist eine Lüge!!", rief uns darauf hin ein junger Tiroler zu, der offensichtlich schon sehr desillusioniert war. Er und seine Freundin erzählten uns, dass sie heute um 8 dort aufgebrochen waren und erst jetzt (zu dem Zeitpunkt ~ 12:00) hier angekommen seien. Wir machten noch etwas unflätige Bemerkungen über die Zeitabschätzer für die Wanderschilder, die anscheinend Bergläufer waren oder hyperaktiv, und zogen dann weiter.

Auf dem Weg zum Seejöchl nahmen wir noch einen kleinen Gipfel mit, den Gamskogl. Dort oben tummelten sich schon einige Wanderer (interessanterweise alle auf dem kleinen Gipfel NEBEN dem Gamskogl) und wir brachen nach einer kleinen Fotosession wieder auf. Zum Seejöchl war es dann nicht mehr weit und das Hoadlhaus und die Kalkkögel hießen uns schon aus der Ferne willkommen. Gregor musste noch Fotograf für eine größere deutsche Gruppe spielen, dann zogen wir schon weiter.

Generell waren zu diesem Zeitpunkt (13:30 --> wir waren also schon 5,5 Stunden unterwegs mit nur wenig Pausen) noch sehr viele erst am Seejöchl, die am selben Tag noch zur Franz-Senn Hütte wollten. Ich hoffe, dass auch wirklich alle gut angekommen sind, die Strecke zieht sich nämlich mehr als man meinen würde.

Vom Seejöchl aus stiegen wir in Richtung Adolf-Pichler Hütte ab und suchten den Einstieg zu einem Weg, der untern den Kalkkögeln zum Hoadlsattel führen sollte. An der ersten Abzweigung wurden wir schon bitter enttäuscht, weil der Weg wegen Steinschlag gesperrt war. Gregor konnte jedoch mit einem erneuten Blick auf die Karte beruhigen und wir fanden den Einstieg zu unserem Weg wenige Meter drunter. Dieser ist anscheinend weniger beliebt und nur mehr schlecht markiert. Trotzdem konnten wir ihn noch gut erahnen und machten uns auf unter den Kalkkögeln durch die Schotterreißen zu queeren.

Für mich war das ganze eine fordernde Umstellung, da plötzlich statt einem festen Untergrund der Weg immerwieder nachgab und auch generell sehr zum Abhang geneigt war. Meine Nerven waren nach mehreren Stunden auf schwarzen Wegen auch nicht mehr die Besten und so verlangte mir dieser Weg zum Hoadlsattl sehr viel ab. Zum Schluss musste ich meine Panik sehr unter Kontrolle halten (die Erschöpfung zeigte sich dann doch) und konzentrierte mich stur nur noch auf die 2 Meter direkt vor mir. Gregor war auch schon sehr erschöpft, hatte aber psychisch weniger Probleme noch weiterhin am Abhang entlang zu spazieren.

Eine Erholung hatten wir nur durch die Beobachtung zweier junger Murmeltiere, die 3 Meter von uns entfernt vor ihrem Bau spielten und sich neugierig beim uns beobachten abwechselten.

Nach 9 Stunden waren wir dann auch endlich am Hoadlsattel angekommen und hatten somit die schwarzen Wege hinter uns gelassen. Zur Feier keuchten wir noch die paar Höhenmeter zum Hoadlhaus hinauf (das waren die anstrengensten Höhenmeter, die ich in den ganzen Tagen absolviert hatte) und gönnten uns eine längere Pause mit belegtem Brot, Manner und Karotten. Das Bild zeigt den Blick zurück auf den Mörderweg (eine Schotterreißn nach der anderen) bis zum Seejöchl.

Anschließend mussten wir uns noch für einen Abstieg zur Axamer Lizum entscheiden und wählten die Knieschonendere Variante in Richtung Axamer Kögele. Doch schon wenige Gipfel weiter wurde es Gregor zu umständlich und wir kreuzten unter einem Schilift zwischen den Pfeilern nach unten. Die Abkürzung war weniger angenehm als gedacht und ich konnte Gregor noch gerade davon abhalten, auch noch zwischen Lawinenverbauungen im steilen Gelände nach unten zu stolpern. Danach ging es aber schnurstracks den Hang runter in Richtung Bärenhütte, dann auf der Schipiste runter in Richtung Schafalm und davor nochmals abgekürzt zum Parkplatz der Axamer Lizum. Und das alles, damit wir den letzen Bus um 18:10 erwischten und nicht auch noch das Tal nach Axams raus gehen mussten.

Fazit am Ende des Tages: Gregors Arsch tut natürlich weh, er konnte die heutige Wanderung trotzdem gut absolvieren. Meine Knie sind dafür äußerst lädiert und schmerzen, ein Bad und Murmeltiersalbe sollten jedoch abhelfen. Wir haben es in 11 Stunden vom Stubaital bis in die Axamer Lizum geschafft, davon waren wir tatsächlich 8:40 Stunden am gehen. Aus den 17,5 km Luftlinie wurden im Endeffekt 28 km und über 1000 Höhenmeter. Wir sind arg stolz, dass wir die ganze Strecke so gut und konzentriert geschafft haben, und ich persönlich auch glücklich, dass wir zumindest beim Wandern selbst nie zu Fall gekommen sind. Bei unserer ganzen Runde war das Wetter auch viel besser als erwartet. Und es mag dieses Jahr vielleicht keine größere Runde mehr geben, aber so einen der anderen Höhenwege nächstes Jahr könnte ich mir schon wieder vorstellen. Nur 9 Stunden lang schwarze Wege zu gehen werde ich das nächste Mal bleiben lassen. Man muss es ja nicht übertreiben.....


-Elli