Kurz vor 08:00 stand unser TukTuk Fahrer Mr. Vuth vor dem Hotel bereit. Auf dem Plan steht heute der Ticketkauf für die Tempelanlagen und die kleine Tempelrunde. Das 'klein' bezieht sich hier nicht auf die Dauer, sondern darauf, dass die Anlagen relativ nah - eben in einer kleinen Runde - aneinander liegen. Unser Fahrer erklärt uns, dass er die Runde mit uns in verkehrter Richtung machen möchte um den anderen Touristen bestmöglich aus dem Weg zu gehen. Das hat auch super geklappt und zusätzlich empfanden wir es als Vorteil, die Hauptattraktionen am Ende des Tages zu besuchen.


Der erste Stop ist der im 12. Jahrhundert erbaute Kdei (Zitadelle der Kammern) und das gegenüberliegende königliche Bad Srah Srang (ca. 700x400m), welches laut Inschrift für "das Wohl aller Kreaturen" mit Ausnahme der "Deichbrecher" (Elefanten) erbaut wurde. Dies ist unser erster Eindruck von den Tempeln von Angkor und da das noch eine kleinere Ruine ist, wird uns ein Tag voller Staunen bevorstehen.


Bereits das Tor durch die Außenmauer ist durch eine riesige Skulptur (vier Gesichter) über dem Torbogen geschmückt. Die Zitadelle ist ziemlich verfallen und so stolpern wir über herabgefallene Steinbrocken durch die Gänge und Kammern.

Unser Guide gab uns 1h Zeit, die wir natürlich sofort um circa ein Viertel überschritten haben.


Am anderen Ende des Tempels wartete schon unser Fahrer und brachte und zu Station Nummer zwei, Ta Phrom.

Diese Anlage wurde ebenfalls im 12. Jahrhundert erbaut und diente als Kloster und Universität. Circa 10000 Personen lebten hier und 80000 im Umland um das Kloster zu versorgen. Dieser Tempel ist besonders populär, da er so belassen wurde, wie er vorgefunden wurde: Würgefeigen klammern sich an einigen Stellen um das Bauwerk, viele Mauern sind eingestürzt. Außerdem wurden einige Szenen aus Tomb Raider ebenfalls hier gedreht. Wir waren sozusagen in den Fußstapfen von Lara Croft. Auch die roten Khmer wussten die Anlage zu nutzen. Es war ein Krankenhaus aus dem allerdings wenige Patienten wieder zurückkehrten.


Im Anschluss ging es weiter zum Tempelberg Ta Keo. Dies war der erste Khmertempel, der fast vollständig aus Sandstein erbaut wurde und sollte den mystischen Berg Meru darstellen.


Auf dem Weg zur nächsten 'richtigen' Station machten wir noch Halt bei einem kleineren gut restaurierten Hindu-Tempel, welcher ebenfalls aus der Zeit des Angkor Wat stammt.


Zwischenzeitlich stand die Sonne im Zenith und die Hitze drückte. Zurück im TukTuk wurden wir nur kurz durch den Fahrtwind gekühlt. Auf der Fahrt durchquerten wir das sehenswerte Siegestor und parkten einige hundert Meter weiter am Aufgang zur Elefantenterrasse. Unser Fahrer erklärte uns wie an jeder Station, was wir wo sehen werden, drückte uns jeweils eine Wasserflasche in die Hand und verabschiedete sich für zwei Stunden auf den nächsten Parkplatz südlich, weil diese Anlage sehr groß sei und wir dementsprechend mehr Zeit benötigen werden. Und Recht hatte er.. wir haben wieder Mal um 30 min überzogen. Hier sollten wir auch unseren ersten Cache in Siem Reap finden (beim ersten Tempel hatte ich vergessen nachzusehen, beim zweiten Tempel ist der Cache temporär verschwunden). Zunächst ging es aber ans nördliche Ende der Elefantenterrasse, wo sich die Terrasse des Leprakönigs anschließt. Im Reiseführer wurde rasch nachgelesen, was es damit auf sich hat (ich hab's vergessen). Wenige Minuten später kam eine Touristenpärchen, ein Part davon ein redseliger Erklärbär, welcher aus seiner reichhaltigen Erfahrung schöpft und lauthals erörtert, warum hier ein "Labyrinth" (also enge Gänge) geschaffen wurde an wessen Innenseiten hunderte Reliefs gemacht wurden die dann von einer äußeren Mauer verdeckt wurden: die Erklärungen waren äußerst falsch.

Gut amüsiert betraten wir die Elefantenterrasse über welche man zum Tempelareal gelangt. Auf dem Weg zum Hindu-Tempel Phimeanakas aus dem 10. Jahrhundert. Dieser durfte nicht betreten werden (Zeitersparnis!). Weiter nördlich führte ein 5 minütiger Weg durch lichte Wälder zu einem nicht so häufig besuchten Tempel. Wir waren die einzigen und genossen den Anblick dieser Ruine. Auch hier wuchsen schon gewaltige Bäume aus dem Gemäuer. Die Uhr verriet, dass wir uns etwas mehr beeilen sollten und so machten wir uns rasch auf den Weg zum mächtigen Baphuon. Diese ist bereits eine Hauptattraktion und so gibt es hier bereits viele Wegweiser in welche Richtung dieser Tempel begeht werden sollte. Wir starteten von der falschen Seite und hofften ständig, dass keiner der handyspielenden Securities auf uns aufmerksam wird. Der Baphuon ist ein 120x100m großer Tempel mit einer Höhe von ca. 30 Metern. Früher hatte er sogar noch Türme, diese (und mehr) sind aber aufgrund des sandigen Untergrunds auf dem er erbaut wurde schon lange eingestürzt. Im 20. Jahrhundert wurde die Restaurierung gestartet und 300.000 Teile des Tempels nummeriert und in Plänen festgehalten. 1970 wurde die Restaurierung aufgrund des Bürgerkriegs abgebrochen; sämtliche Pläne gingen verloren. Einige Jahre nach Kriegsende wurde die Restaurierung wieder aufgenommen und der Tempel 2011 wiedereröffnet.


Einschub: Wisst ihr, wie ein Schädel klingt, der mit circa 5km/h auf massiven Fels prallt? Ich hab's für euch auf dem Baphuon rausgefunden als ich mit dem Blick nach unten durch einen zu niedrigen Tor ging; es knirscht. Am späteren Nachmittag habe ich noch herausgefunden, dass es bei Holz eher dumpf klingt (hoffentlich nicht nur bei mir).


Weitere 10 Gehminuten südlich befindet sich ein weiteres Highlight: der Bayon. Diese Tempelanlage stammt ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert und ist insbesondere für seine vielen Türme mit insgesamt circa 200 meterhohen Lokeshvara Gesichtern bekannt. Viele Archäologen wollen in der Darstellung der Gesichter den Erbauer Jayavarman VII. wiedererkennen. Unter ständiger Aufsicht bewegten wir uns also durch zahlreiche Galerien und Gänge, versuchten von chinesischen Reisegruppen nicht überrannt zu werden und während ich nicht mehr konnte und am Tempelausgang wartete, interpretiere Lisbeth sämtliche in Wand gemeißelten Tempel- und Alltagsgeschichten.


Zurück bei unserem Fahrer Mr. Vuth machten wir uns auf dem Weg zu unserem letzten kleineren Stop: Angkor Wat, dem mit etwa 160ha größten religiösen Komplex weltweit. Schon aus der Ferne sieht man die drei charakteristischen Türme. Nahe der provisorischen Floßbrücke (im Prinzip zusammengesteckte Kunststoffkanister) ging es mit hunderten anderen Touristen über den fast 200m langen Wassergraben zur Anlage, wo wir nach Durchschreitung der Außenmauern nochmals 5-10min Gehzeit zum Tempel hatten. Die Sonne war immer noch stark und die Hitze drückte, sodass sich dieser Weg ziemlich zog.

Dort angekommen umkreisten wir den Tempel, an zahlreichen Reliefs vorbei, Ebene für Ebene. Die Uhr zeigte, dass wir uns etwas beeilen sollten, wenn wir noch auf die höchste Ebene wollen. Dort lässt man nämlich nur 100 Besucher gleichzeitig hoch und der Tempel wird bald für die Nacht geschlossen. Glücklicherweise kamen wir noch hoch und wurden mit einer wahnsinnig tollen Aussicht belohnt. Als wir die oberste Ebene verließen, wurde der Zugang bereits zugesperrt. Beim Rückweg konnten wir Angkor Wat durch die Dämmerung noch im besten Licht sehen und verließen langsam mit den anderen staunenden Touristen die Anlage. Auch hier gibt es die interessante Theorie, dass Angkor Wat als gigantisches Grabmal für den damals herrschenden König gebaut wurde.


Nach dieser anstrengenden Tour freuten wir uns bereits auf der Abendessen und da wir dann noch Zeit hatten, beschlossen wir, den Tag mit einem Kinobesuch anzuschließen. Mangels Alternativen fiel die Wahl auf den thailändischen Horrorfilm 'Bangkok Dark Tales', welcher äußerst unaufwändig in Khmer synchronisiert und mit englischen Untertiteln versehen wurde. Der Film bestand aus drei Kurzfilmen: eine Weihnachtsgeschichte in der (Spoiler!) eine junge Frau am Arbeitsplatz 'heimgesucht' und letztendlich ermordet wird, da sie affärenbedingt eine Familie zerstört hat. Ein zweiter Film spielte in einem Kino, das auf einem verlassenen Friedhof erbaut wurde und der dritte handelte von zwei Influencerinnen, die in einem Spukhaus einziehen. Trashig trashig, aber immerhin Kino und ein paar Jugendliche haben sich prächtig amüsiert. Lisbeth war erleichtert, dass es ein leichtverdaulicher Horrorfilm war und so sind wir ziemlich geschafft zurück ins Hotel. Gute Nacht!


-- Gregor