Neuer Tag, neues vollgepacktes Programm.

Lisbeth hat für uns einen Töpferei- und Malkurs im Doppelpack gebucht. Nach dem ersten Frühstück im neuen Hotel wurden wir um 08:00 mit einem TukTuk zur Töpferei gebracht, wo wir eine kurze Einführung bekamen, denn der Kurs selbst wurde von einer taubstummen jungen Frau gehalten. In zwei Stunden zauberten wir mit ihrer Hilfe fünf Tongefäße. Ton rundklopfen, mittig auf den Drehtisch werfen, durch Anwenden von gleichmäßigen Druck zentrieren, mit den Daumen die Öffnung reindrücken und vergrößern, die Wände gleichmäßig hochziehen, oben mit einer Art Zahnseide gleichmäßig abschneiden, alles mit einem Schwamm polieren und letztlich mit der der Schnur vom Drehtisch lösen. Klingt alles einfach und wenn man ihr zuguckt ist es das auch. Dabei mussten wir allerdings mit dem Fuß die Drehscheibe in Bewegung halten und das erinnerte sehr an die unlösbare Aufgabe gleichzeitig das linke Bein und die rechte Hand zu kreisen. Während wir vor uns hin töpferten, wurden unsere kleineren und größeren Fehler mit gekonnten Griffen binnen Sekunden repariert und uns nonverbal gezeigt, wie man's besser macht. Mit zunehmender Kursdauer haben wir uns auch daran gewöhnt, dass wir uns mittels Zeichensprache verständigen müssen und insbesondere Lisbeth hat sich bald schon im wortlosen Smalltalk geübt.

Als die fünf Becher, Vasen, Schüsseln, etc. fertig waren, durften wir diese nicht mit einem längeren Zahnstocher verzieren und am Ende unser Lieblingsstück aussuchen. Dieses wird für uns gebrannt und wir dürfen es morgen als Souvenir mitnehmen. Meine Verzierungen haben so gut geklappt, dass ich mich am Ende für die Vase ohne Gravur entschieden habe.


Nahtlos setzten wir mit dem nächsten Programmpunkt fort. Wir wurden an einen zu kleinen Tisch gesetzt, es wurden ein paar Farben für uns angemischt und ein paar billige Pinsel bereitgestellt. Bevor es los ging konnten wir aus ihrem Fundus vier Becher aussuchen, welche im Anschluss bemalt wurden. Vorwiegend standen halterlose Becher mit vorgepressten Kitschmotiven zur Auswahl, aber es gab auch motivlose Becher und nachdem Lisbeth mehrfach insistierte und nachfragte, konnten wir sogar noch eine Tasse mit Elefantenkopfhenkel aussuchen.

Zurück in der Bastelecke am Kindertisch starteten wir mit dem Bepinseln. Wir wurden immer noch von derselben Frau betreut, welche und schon gestikulierend darauf aufmerksam machte, dass sie wohl bald einen anderen Kurs unterstützen muss. Während wir noch zu zweit waren, startete direkt nach unserem Töpferei Kurs ein weiterer mit einer ziemlich großen Reisegruppe, darunter auch Kinder und Kinder sind sehr betreuungsintensiv, da sie unter anderem die Drehscheibe nicht selbst in Bewegung halten können. Sie hoffte wohl noch lange, dass sie dem entkommen kann, aber letztlich wurde sie doch abgezogen und wir waren betreuungslos. Hin und wieder kam irgendwer vorbei, verschüttete ein bisserl Farbe und verunreinigte unsere bis dahin reinen Farben. Auf uns alleine gestellt wurden wir ziemlich kreativ; ich malte relativ detailreich eine Szene aus einem Tempel (vermutlich Ta Prohm), während Lisbeth mit Stempel, Schablonen und Zahnbürste arbeitete. Während Lisbeth bereits an ihrer letzten Tasse arbeitete, malte ich immer noch an meiner ersten rum, konnte aber dann durch Anwenden von Minimaltechniken rasch aufholen und am Ende hatten wir das Werk vollendet: jeweils vier handbemalte Becher, welche bis morgen glasiert und gebrannt werden.


Am frühen Nachmittag besuchten wir den Laden Senteurs d'Angkor. Wie der Name schon sagt, dreht sich hier alles um Düfte und der französische Titel lässt auch darauf schließen, dass es sich um ein teureres Geschäft handelt. Wir waren schonmal in den vergangenen Tagen hier und haben nichts passendes gefunden. Unser Ziel war aber ohnehin der Besuch der Produktionsstätten, welche etwas außerhalb liegen, aber der Transport dorthin wird vom Shop kostenlos organisiert. Wenige Minuten später saßen wir schon im TukTuk und wurden hingefahren. Eine Mitarbeiterin empfing uns direkt und führte uns fast eine Stunde durch den erst seit wenigen Monaten eröffneten (vorher war die Produktion woanders) Garten in dem in mehreren 'Bungalows' sämtliche Handarbeiten - oft am Boden sitzend - verrichtet wurden: Seifen angemischt und geformt, Räucherhütchen einzeln (!) im Form gedrückt, Essenzen extrahiert, Gewürzmischungen hergestellt, Palmfasern mit natürlichen Farben (50% natürlich, weil es sonst noch viel aufwändiger wäre, die gewünschten Farben zu bekommen), Packungen geflochten, Waren verpackt, ...

Hier ein Bild von der Färberei:

Man sieht also jeden Arbeitsschritt und wie aufwändig diese sind. Und was auch gut ist: alle Rohstoffe stammen aus den verschiedensten Winkeln von Kambodscha und am Ende gibt es eine Landkarte, wo man sich das nochmals ganz genau anschauen kann.

Natürlich wird man nach der Tour noch in einen Shop geführt und diesmal fanden wir soviel passendes, dass wir uns nochmal vergegenwärtigen mussten, dass alles was wir nun kaufen noch gute drei Wochen (sicher) transportiert werden muss. Wie sich wenige Tage bei der Abreise aus Siem Reap mit schon Recht prall gefüllten Rucksäcken herausstellen sollte, war es eine gute Entscheidung dort eher wenig zu kaufen. Als wir es endlich aus dem Shop geschafft haben, erwartete uns schon das TukTuk und brachte uns zurück in die Stadt.


Und dann war es endlich wieder Mal soweit: Kaffee mit Siebträger. Ein Straßenstand mit echter italienischer Siebträgermaschine (Milano) zog schon vor Tagen die Aufmerksamkeit auf uns. Die zum Verkauf stehenden Kaffeepackungen lassen vermuten, dass die Bohnen ebenfalls vom Besitzer selbst geröstet werden. Der Kaffee war jedenfalls vorzüglich.


Im Anschluss hat es nach drei Anläufen auch mit unserer 'Free Walking Tour' bei Grasshopper geklappt. Es waren nur wir beide abgemeldet und so ging es zu dritt durch die bereits teilweise uns bekannten Straßen in Siem Reap. Unser Guide Yanny gab uns Tipps für Märkte; der Handmade In Cambodia Market soll der qualitativste sein, hat allerdings etwas höhere Preise, dafür sollen die Preise nicht verhandelbar sein, die Produkte aus echter Handarbeit sein und die Händler unaufdringlich. Wie sich später herausstellte, sind die Preise doch eher willkürlich und 'discount, just for you' gibt es hier ebenso an jedem zweiten Stand, wenn man mit weniger Interesse vorbeischlendert. Neben Märkten wurden wir noch auf ein paar Lokale und Bars hingewiesen, die sicherlich nett (aber touristisch) gewesen wären. Die Pubstreet haben wir glücklicherweise nur tangiert. Hierbei handelt es sich an einem abendlichen Touristenghetto mit vielen Bars, sehr viel Lichtdekoration und billigen Bieren und Cocktails. Aber immerhin soll es dort auch die legendären IceCream Rolls, also aus frischen Zutaten vor den Augen des Kunden auf einer Eiskalten Metallplatte zubereitetes Eis, geben. Notiert!

Im Anschluss an eine kleine Pause mit interessanten Gesprächen und Bier zeigte sie uns noch eine mit Boutique Shops gesäumte Straße mit einem hippen Café, in dem sie selbst einige Zeit gearbeitet hatte (inkl. Siebträger und Latte Art). Der ehemalige Chef des Ladens sei 'schwul, aber nett'. Die unglückliche Ausdrucksweise war ziemlich sicher unbeabsichtigt.

Der weitere Weg führte an zwei Einkaufszentren vorbei zum Royal Independence Garden, wo sich allabendlich in der Dämmerung Flughunde auf den Ausflug vorbereiten.


Dieses sehr sehenswerte Schauspiel war der letzte wesentliche Punkt der Tour. Wir wurden im Anschluss zum Grasshopper Office zurückgebracht und bekamen noch Fruchtsäfte serviert und plauderten ein bisschen.

Die interessantesten Aspekte von solchen Touren sind meistens die, wo die Guides selber ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und mit Yanny in einer Privatführung hatten wir da wirklich Glück.


Zum Abendessen gab es noch Khmerküche im sehr netten Laden gegenüber und beim Rückweg schauten wir uns nochmals ohne Guide den Handmade in Cambodia Market an. Das Angebot ist sehr breit. Es gibt Scherenschnitte aus Leder, Taschen und Schals aus Seide, Marmeladen und Liköre, diversen Schmuck aus Silber, Ton und Pflanzensamen, Cremen, usw.. Leider stellt sich auch hier ganz laut die Transportfrage, aber es ist natürlich auch interessant sich die Sachen nur Mal anzusehen.


Hier noch ein interessantes Marktfundstück:


-- Gregor