Für den letzten Tag unseres 3-Tages-Tickets der Angkor Tempel griffen wir wieder auf die Dienste von Mr. Vuth zurück. Plan war es die Roluos Tempelgruppe zu besichtigen, dann 50km zu Kbal Spean zu fahren, einer heiligen Stätte, und auf dem Rückweg das Landminen Museum und das Schmetterlingszentrum mitzunehmen.

Um die bewährte Uhrzeit (8:00) starteten wir in Richtung der ältesten Tempel von Angkor Wat, alle errichtet im 9. Jhd und daher noch meist aus Ziegeln erbaut.


Der erste, Preah Ko, hat auch einen traurigen Hintergrund: hier war Mr. Vuth von 1982-1983 als Soldat im Kampf gegen die Roten Khmer stationiert. Nur 1 km weiter im größeren Tempel Bakong saßen dann die Roten Khmer. Das war schon nach der Herrschaft dieser Gruppe, zur Zeit also, wo die Vietnamesen Kambodscha übernahmen und junge Männer für ihre Armeen mindestens 5 Jahre lang einzogen. Auch Mr. Vuth mit 20 Jahren. Er konnte uns sogar noch die Stellplätze für die Gewehre zeigen und erzählte uns von seiner Zeit im Bataillon.

Der Tempel selbst war sehr schön: mit jeweils einem Nandi Bullen (Reittier Shivas) vor jedem Turm heißt der Name übersetzt "heiliger Bulle" und ist den Vorfahren des Erbauers Indravarman I gewidmet. Die jeweiligen männlichen Vorfahren bekamen die drei Türme vorne, die zugehörigen Frauen die drei Türme dahinter. Mal wieder typisch.


Im nächsten Tempel, dem größten der Rolous Gruppe, waren damals eben die Khmer Rouge. Der Bakong war Zentrum der alten Hauptstadt Hariharalaya und wurde nach der ersten Erbauung von Indravarman I von seinem Nachfahren Yashovarman II 'upgedated'. Zwei Ebenen waren ihm nicht eindrucksvoll genug, weshalb er noch 3 hinzufügte. Auch die Ziegelsteine waren schon outdated, weshalb zum ersten Mal ein Tempel in Angkor Wat aus Steinquadern gebaut wurde. Der Tempel war trotz seines beschwerlichen Aufstiegs schön anzusehen und auch den Bullen Nandi konnten wir in Westen und Süden erneut entdecken. Manche der geziegelten Bibliotheken waren aufgrund ihres schlechten Zustandes zurzeit in Restaurationsarbeit. Wir konnten sogar die Frauengruppen sehen, die mit Hand die roten Ziegeln formten.


Als letzter und kleinster der drei Tempel war Lolei vielleicht der unbeeindruckenste, aber immerhin der noch am besten genutzte. Schon vor dem Tempel war eine buddhistische Pagode, dahinter weitere Gebäude in Arbeit. Der Tempel selbst ist in schlechtem Zustand, wird aber ebenfalls zurzeit restauriert, weshalb wir so gut wie nichts davon besichtigen konnten. Aber ein bettelndes Kind zogen wir mit unserem Sightseeing an, woraufhin es mit seinem "Woan dalla" Mantra zur Stimmung beitrug. Kinderarbeit kann man in Kambodscha öfters antreffen, besonders an den Touristenplätzen ist die Erfolgsrate mit Minderjährigen, die betteln oder Produkte verkaufen, besonders hoch. Was leider nur dazu beiträgt, dass sie nicht in der Schule landen, sondern zum Geld verdienen genutzt werden.


Mal was anderes gab es für uns in Kbal Spean zu sehen: beim Bau von Angkor Thom wollte der König das jeweilige Wasser zur Bewässerung der Reisfelder und Versorgung der Bewohner gesegnet wissen, weshalb ein Flusszulauf am Berg Kuhlen kurzerhand umgeleitet und sein steinernes Flussbett in unzählige Lingams umgeformt wurde. Zusätzlich gab es noch ein paar Reliefs von hinduistischen Gottheiten als Draufgabe und sogar ein Krokodil konnten wir finden. Der Fluss wurde natürlich wieder zurückgeleitet, sonst wird das Wasser ja nicht geheiligt. Auch nicht viel anders als beim Granderwasser.

Wer mehr über Lingams erfahren möchte, dem empfehle ich die entsprechende Wikipediaseite. Wir haben im Nationalmuseum in Phnom Penh ausführlich darüber gehört (ich finde es aber doch zu vielschichtig zum Erklären).

Der Weg zurück zum Parkplatz und Mr. Vuth führte uns erneut durch den schwülen Dschungel. Wir genossen vor allem die Abwesenheit von Touristenströmen, man grüßte sogar die wenigen Besucher, die einem entgegen kamen. Die Konsequenz davon war aber auch, dass die Mücken besonders ausgehungert waren und selbst mich nicht verschmähten. Mit 3 Stichen pro Tag trotz Mückenmittel war das mein bisheriger Rekord.


Es war inzwischen schon kurz vor 3 und wir mussten uns überlegen, ob die zwei weiteren Programmpunkte noch zeitlich machbar waren. Wir entschieden uns es zu versuchen und stoppten auf dem Rückweg als erstes beim Landminenmuseum. Dieses wurde von Aki Ra gegründet, einem früheren Khmer Rouge Kindersoldaten, der besonders talentiert beim Landminen legen war. Er desertierte dann jedoch und wechselte zu den vietnamesischen Streitkräften. Als der Krieg vorbei war, begann er selbstständig mit einem Stock als Werkzeug Landminen aufzuspüren, auszugraben und zur Entschärfung auseinanderzubauen. Und das alles gratis als Wiedergutmachung für seine früheren Taten. Nachdem er dies jahrelang machte und auch ein kleines Museum vor Angkor Wat mit den entschärfen Minen und Bomben aufgebaut hatte, wurde er jedoch von der kambodschanischen Regierung zur Umsiedlung gezwungen und durfte mit seinen niedrigen Standards die Entschärfung nicht mehr ausführen. Die fachgerechte Entschärfung benötigt jedoch einen teuren Kurs und noch teurere Schutzkleidung (500$) und am teuersten einen Metalldetektor (4000$). Nachdem er das Geld durch ausländische Unterstützer gesammelt hatte, konnte er wieder Minen entschärfen. Inzwischen beschäftigen sie bis zu 30 Entschärfer und konzentrieren sich besonders auf die ländlichen Gegenden, die meistens die geringste Priorität für andere Entschärfungsteams haben. Und noch ganz nebenbei hatte Aki Ra bis vor kurzem ein Waisenhaus für minderjährige Opfer von Landminen. Dort kamen Kinder unter, die durch Minen verletzt wurden oder deren Lebenssituation stark von Minen eingeschränkt wurde. Inzwischen sind die Opfer von Minen so weit zurückgegangen, dass das Waisenhaus nicht mehr vonnöten ist. Hier noch ein paar interessante Fakten.


Als letzten Stopp schafften wir es noch halbwegs rechtzeitig zum Banteay Srei Butterfly Center. Hier bekommt man eine kurze Führung durch den Schmetterlingsgarten, die Puppenhäuser (von 1cm lang bis zu 15 cm!! können die einzelnen werden) und die Raupenaufzuchtstation. Leider war es schon dämmrig, weshalb der Großteil der Schmetterlinge nicht mehr motiviert zum Fliegen waren. Und das Center hatte auch etwas flexible Öffnungszeiten und wollte früher schließen, ließ uns aber doch noch alleine durch den Garten streifen. Lange blieben wir aber doch nicht mehr, der Tag war schließlich schon sehr aufregend gewesen.

Zurück im Hotel waren wir sehr froh noch 2 Nächte verlängern zu können. Wir haben beschlossen das vielfältige Angebot in Siem Reap noch etwas zu nutzen und waren etwas besorgt, ob wir noch in diesem Hotel bleiben können. Für den nächsten Tag war gesorgt, aber am Morgen konnten sie uns nicht sofort sagen, ob sie noch ein Zimmer frei hätten. Auch über booking.com konnten wir aufgrund der hohen Nachfrage nur ein 100$ pro Nacht Zimmer bei ihnen finden. Aber das hat sich ja gsd alles gelöst.

Zur Feier der erfreulichen Nachricht hab ich mir gleich eine zweistündige Spabehandlung im Hotel gegönnt. Gregor verzog sich derweil auf den Balkon mit einem Bier. Anschließend war ich so gut durchgeknetet, dass wir sofort schlafen gingen.


-Elli