Unsere Weihnachtstour mit DJ, unserem Tuk Tuk Fahrer, und Nikolai, dem Dänen, begann erst um halb 10. Davor hatten wir endlich mal Gelegenheit etwas Schlaf nachzuholen und ein sehr leckeres Frühstück in der Unterkunft einzunehmen. Wir wagten uns sogar an den kleinen australischen Bruder von Marmite, genannt Vegemite, heran und können verkünden: Marmite haut mehr rein. Wenn schon Suppenwürze als Brotaufstrich, dann aber richtig.


Als Auftakt wurden wir zur Touristenattraktion Bamboo Train gebracht, anscheinend das Highlight in Battambang. Es gibt inzwischen schon zwei Strecken dafür, wir landeten beim Original, was tatsächlich noch Teil des Schienennetzes in Kambodscha ist und auf dem täglich ein durchfahrender Zug die hiesigen Kambodschanern von den Gleisen treibt. Solange aber keiner fährt, werden die Touristen auf einfachen Bambusplattformen, montiert auf zwei Achsen mit Rädern und ausgestattet mit einem einfachen Motor, über die Gleise kutschiert. Weil die Fahrt in beide Richtungen geht, gibt es ein einfaches Gesetz: das Gefährt mit mehr Passagieren oder mehrere Gefährte hintereinander haben Vorfahrt. Das unterlegene Züglein wird abgebaut. Das heißt Passagiere runter, Keilriemen des Motors ausgehängt, Plattform mit Motor zur Seite und Achsen ebenso. Mit Hilfe der anderen "Zugführer" wird nach Vorbeifahrt der abgebaute Bambuszug wieder auf den Gleisen installiert und weiter geht die Fahrt. Theoretisch sind damit Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h möglich, da wir aber sehr häufig abgebaut wurden, waren eher 25 km/h drin. Das reicht aber schon für eine Vibrationsmassage auf den verzogenen Gleisen, dass die Fußsohlen wie wild vibrieren. Spaßig, aber anstrengend.

Auf der Fahrt selbst konnten wir die sehr schöne, aber flache Landschaft genießen. Auch Störche waren wieder in den Reisfeldern zu sehen, diesmal ganz weiße. Am Ende der einen Richtung hatten wir 10 Minuten Pause für eine Kokosnuss, bevor unser Fahrer uns wieder zurück an den Ausgangspunkt brachte. Seine vormals gute Laune hatte dann schon ziemlich gelitten, nachdem wir schon das 7te Mal den anderen Gefährten unterlegen waren.

Nächster Stopp war das ancient house, ein über 100 Jahre altes Holzhaus, das selbst die Herrschaft der Khmer Rouge überlebt hat. Von den damaligen Familienmitgliedern ist nur eine Tochter zurückgekommen um das Haus zu übernehmen, das Mobiliar ist aber erhalten geblieben, weil es zu schwer und massiv zum Stehlen war. In der kleinen Shoppingecke kauften Gregor und ich noch Souvenirs, dann ging es schon wieder weiter.


Während der gesamten Fahrt blieb DJ immer wieder stehen um uns die Gegend zu zeigen. Ob riskant gebaute Hängebrücke, die trotz ihrer geringen Breite anscheinend sogar Tuktuk tauglich sind, oder Gemüsefelder an den Flussufern, wir bekamen einen sehr guten Überblick über die ländliche Gegend. Und das Fahrgespür der Kambodschaner: wenn auf einer 1,5 Meter breiten Brücke neben dir ein Moped mit 15 km/h vorbei manövriert, ohne auch nur den Hauch eines Zweifels wegen eines möglichen Kontaktes zu haben, ist man sehr sehr beeindruckt. Hier geht es um Millimeterarbeit und die Kambodschanern werden seit Kindesalter darauf trainiert.


In der inzwischen schon sehr heißen Mittagshitze fuhren wir zum Phnom Banan, einem alten hinduistischen Tempel auf einem Hügel mit 358 sehr steilen Stufen. Normalerweise wirklich kein Problem für Gregor und mich, aber die mehr als 100 Höhenmeter bei über 30 Grad Celsius waren brutal. Ich fühlte mich sehr schwach und wurde noch zusätzlich gedemütigt von einem steinalten Mönch, der Saft schlürfend gemütlich die Treppen raufspazierte. Ich nehme einfach mal an, dass das schon seit Jahrzehnten sein tägliches Workout ist.

Oben angekommen konnten wir die romantisch verfallenen Tempeltürme genießen in Gegenwart einer beschauliche Menge an Touristen. Die häufigen Hinweisschilder, dass man doch bitte nicht die historischen Gebäude vollkratzeln sollte, trieben interessante Triebe: jede der dortigen Kakteen war über und über mit Namen/Daten/Sprüchen vollgekratzt. Arme Pflanzen, anscheinend ist es manchen Menschen unmöglich historische Orte zu besuchen, ohne eine Spur zu hinterlassen.

Nachdem wir uns im Schatten eines Turmes eine frische Mango als Snack gegönnt hatten, ging es zurück zu Nikolai und DJ, mit denen wir dann ein asiatisches Mittagessen einnahmen. Während der Zubereitungszeit bestätigte DJ auch einen langgehegten Verdacht von mir: er fragte Gregor, ob er denn nicht gemischt sei. Also ob wirklich keiner seiner Eltern aus Asien stammte. Auch wenn Gregor verneinen musste, ich tippe immer noch ganz stark auf mongolische Vorfahren. Bei den Mandelaugen und Bartwuchs! 23&Me lässt grüßen. ;)


Zum letzten Stopp fuhren wir eine Zeit lang durch die Prärie... So fühlte es sich zumindest an. Dank Trockenzeit ist es unglaublich staubig auf den einfachen Landstraßen. Die hiesige Bevölkerung hilft sich entweder durch Bewässerung des angrenzenden Straßenabschnittes oder akzeptiert einfach die allgegenwärtige rote Staubschicht auf allem. Wir fuhren ebenfalls mit länger geschlossenen Augen als offenen. Atemmasken haben wir leider auch keine, obwohl wir schon die Augen danach offen halten (aber nicht auf den Straßen).

Beim Phnom Sampov (Bootsberg) angekommen, wurden wir wiedermal mit der grausamen Khmer Rouge Vergangenheit konfrontiert. Während die Regierungstruppen auf dem Bootsberg stationiert waren, hatten die Khmer Rouge auf dem anschließenden Krokodilsberg Stellung bezogen. Dort wurde eine Pagode als Folterzentrum umfunktioniert, die vorhandenen Mönche die nächste Klippe hinuntergestoßen und alle gefolterten Gefangenen einfach durch die Lichtschächte im zugehörigen Höhlensystem entsorgt. Aber immer brav nach Geschlecht getrennt, selbst im Tod herrschte noch Sittsamkeit. Inzwischen wurde eine Stuppa mit den verbliebenen Überresten der Toten als Denkmal gebaut. Auf dem Bootsberg steht heute noch ein relativ großer Komplex aus buddhistischen Tempeln, gefüllt mit Mönchen, Nonnen und sehr gut erzogenen, freilaufenden Affen. Auch ein deutsches Artilleriegeschütz war noch vorhanden und beim Besuch der angrenzenden Höhlen wurden wir wieder von bettelnden Kindern zwangsherumgeführt. Dem "Wan dalla" Mantra wurde auch diesmal nicht nachgegeben, lieber stürzten wir uns eine vergessene Treppe hinunter, die Gregor auf CGeo gefunden hatte, zum Fuße des Berges.

Und damit waren wir bereit für den finalen Punkt unseres Ausfluges: den bat exodus. Die Hügel dort sind nämlich durchzogen von Höhlensystemen, in denen tausende an Fledermäusen Heimat gefunden haben. Und jeden Abend ziehen sie Richtung Tonlesap See zur Futtersuche aus. Beim Rausfliegen werden sie dabei von zahlreichen Touristen beobachtet, die mit Kameras bewaffnet entlang der Dorfstraße auf wackeligen Plastikstühlen Platz genommen haben. Die Fledermäuse ließen sich aber reichlich Zeit und tratzten das Publikum mit einzelnen Probeflügen, die jedoch schnell wieder abgebrochen wurden. Aber nach einer halben Stunde war es dann so weit und wir konnten den Auszug der kleinen Fledermäuse beobachten. Nach einigen Minuten holte uns DJ wieder ab und brachte uns zu seinem Geheimtipp, einem Reisfeld in der Nähe, von dem aus wir den Fledermausschwarm vor einem Sonnenuntergang betrachten konnten.

Völlig zufrieden mit dem Ausflug ging es zurück nach Battambang. Viel passierte dann nicht mehr, zur Feier des Tages gingen wir dann noch zu einem Inder und ließen uns mehr auftischen, als wir essen konnten.


-Elli