Schon gestern hatten wir während dem Trekking die heutige Tour ausgemacht. Diesmal, mit einem auswärtigen Anbieter und nicht der Unterkunft, geht es nach Ondong Meas, einem Jarai Dorf, und zu weiteren kulturell interessanten Stopps. Weil die Hauptattraktion 60km weit weg ist, muss ein Auto verwendet werden. Daher auch ein stolzer Preis für die Tour und auch leider keine Mitbuchenden, aber kurzer Vorgriff: es war es wert.

Nach kambodschanischer Manier wurde die Abholzeit von 8:30 natürlich nicht eingehalten und der Guide tauchte mit dem Tourenunternehmer schon um 8:15 auf. Wir sollen uns aber nicht stressen, ließen sie ausrichten. Überhaupt nicht stressig. Netter Zufall, gleichzeitig mit ihnen kam auch der Minivan unserer abreisenden 3 Franzosen, denen sich unser Guide dann sofort vorstellte, während Gregor versuchte mit einem wiederholten 'it's me' den Irrtum aufzulösen. Nach hartnäckigen falschen Vorstellen wurde Gregor doch noch wahrgenommen und die verwirrten Franzosen durften abreisen.

Ich kam dann später/rechtzeitig runter und wurde gleich aufgefordert zu zahlen, woraufhin wir das Auto besteigen durften und den Tourenbesitzer zum Büro fuhren. Dann waren wir endlich alleine mit unserem Guide Manna (ich musste sofort an Mannerschnitten denken, Gregor an die Zauberkraft in Computerspielen) und fuhren Richtung Nordosten. Sehr rasch kam schon der erste Stopp: eine Pfeffer - /Avocadofarm! Gregor war sofort total aus dem Häuschen, ich lichtete in chinesischer Touristenmanier wild den Avocadobaum ab. Tatsächlich hing er schon sehr voll mit teils großen Avocados. Unser Guide erzählte uns, dass Ende Jänner die Erntezeit beginnt und sie dann noch größer werden. Ein Kilo kostet dann 2,5$. Uns wurden dann noch die zum Trocknen ausgelegten Pfefferkörner gezeigt und wir sahen die Felder, aber durch unseren Besuch in Kampot war das nichts neues mehr für uns. Interessant war, dass hier der Pfeffer für 1 kg nur 5$ kostet. Ist dann halt aber nicht Kampot Pfeffer.

Wir waren schon am gehen, als Gregor den genialen Einfall hatte zu fragen, ob wir nicht ein paar Avocados kaufen könnten. Also nochmals zurück, den Patrone der Farm gefragt (also Manna, wir können immer noch kein Khmer) und schon wurden zwei Damen losgeschickt. Eine Mit einem langen Kescher und die andere mit hilfreichen Tipps, die Sie der Arbeiterin bei Bedarf entgegenzetterte. Wir standen peinlich berührt daneben und nahmen wenig später drei fette Avocados entgegen, die wir seitdem in unseren Unterkünften nachreifen. Eine vierte, schon reife, machte das Kilo komplett und wurde von uns auf Rat des Guides hin sofort gegessen. Und wie die schmeckte! Butterweich, aber nicht gatschig. Und ungefähr doppelt so groß wie eine bei uns aus dem Supermarkt. Als zusätzlicher Benefit erzählte uns Manna, dass Avocados sehr gesund sind und man eine ebenmäßige Haut davon bekommt. Mit unserem glücklichen Kauf ging es weiter. Schon bald bogen wir von der Hauptstraße ab und folgten einer staubigen Landstraße zu einer Kautschuk Plantage. Hier ging es aber nicht um die Bäume, sondern und die Maulwurfhügeln ähnelnden Häufen dazwischen. Wir waren nämlich bei einem Minenfeld (hier aber Minen zum Abbau von Edelsteinen) angekommen. Durch Manna konnten wir Fragen an die sehr freundlichen Minenarbeiter stellen und erfuhren, dass die meisten in ihrer Freizeit die gefährliche Suche nach Edelsteinen ausführen. Meist mit Familienmitgliedern (wir vermuten, dann ist kein Streit bei einem Fund vorprogrammiert) werden mindestens zwei Schächte bis zu 16m tief in das Erdreich gegraben. Dabei braucht es mindestens 2 Personen, eine davon unten fleißig beim Kübel einfüllen und die zweite am Ende der Winde, um den Kübel nach oben und das Erdreich auf die Seite zu befördern.

Sobald die zwei Schächte tief genug sind, wird dazwischen unterirdisch ein Gang gegraben und auf wertvolle Funde gehofft. Ein guter Stein kann bis zu 3000 $ bringen, dafür müssen sie aber schon mal Monate graben. Außerdem stürzen die durch Baumstämme gestützten Gänge immer mal wieder ein. Aber für das schnelle Geld hoffen sie alle, dass es das Risiko wert ist.

Gregor wurde trotz Rückenschmerzen immer wieder zur Mitarbeit aufgefordert, mich ließen sie Gott sei Dank davon verschont. Ich war dafür der Glücksbringer und durfte viele Hände schütteln. Manna erklärte uns, dass unser Besuch die Arbeiter auf gute Funde hoffen lässt. Ich hoffe, wir bringen diesen freundlichen Menschen sehr viel Glück!!

Kurz vor unserem Aufbruch wagte ich auch bei Manna zu fragen, wie er 'Brang' übersetzen würde. Das Wort war im Zusammenhang mit uns nämlich wieder öfters gefallen. Die Erklärung war überraschend: es stammt von der Beschreibung der Franzosen und ist ganz und garnicht negativ belastet. Anscheinend setzten sie den Begriff Ausländer mit den weißen oder schönen Menschen gleich. Wir waren jedenfalls geschmeichelt.

Als nächstes stand ein Tompoun Dorf auf dem Plan. Wieder wurden wir sehr nett empfangen, Gregor zur Arbeit eingespannt (diesmal musste er für die Frauen des Dorfes Wasser pumpen) und wir wurden über Manna in ein Haus eingeladen. Dort lebten 3 Familien zusammen, die 100 jährige Oma saß oben ohne Pfeife rauchend in der primitiven Küche und die Enkeltochter stand Rede und Antwort. Anschließend wurden wir noch durchs Dorf geführt, bekamen Fischfanggeräte, Taabakpflanzen, Pfeifen, selbstgebaute Armbrüste, die Zubereitung von Jar Wein und das Leben dort insgesamt gezeigt. Gregor freundete sich mittels seinen neu gewonnenen Pumpkenntnissen gleich mit einer alten Dame an. Und wir beichteten Manna, dass unser Mangobaum nach 4 Jahren immer noch keinen Meter hoch war, während die hier mit 3 Jahren schon mitten im Dorf Schatten spenden und Früchte tragen. Unsere Avocado daheim wird ebenso Komplexe bekommen, mit 5 Jahren sollten die nämlich zum ersten Mal richtig viel Ernte bringen.

Für den nächsten Halt, die Friedhöfe von Ondong Meas, fuhren wir einige Zeit. Schon am Ortseingang sahen wir einen großen, modernen Reisebus mit kambodschanischem Kennzeichen. Im Dorf selbst organisierte Manna eine Jarai Frau um uns den Friedhof zu zeigen. Quer durch ein Feld ging es, über Zaun und durch einen Bambuswald, bis wir die ersten 'Grabsteine' sahen. Pro Person wird eine Art hölzernes Mausoleum um das Betongrab gebaut und von hölzernen Figuren beschützt. Sehr häufig findet man auch Statuen von Elefantenstoßzähnen und Pfäuen. Damit soll der Tote auch als Geist noch mobil sein, da er die Tiere zum Transport nutzen kann. Auf dem Grab selbst werden die gesamten Besitztümer des Toten platziert (statt des Autos reicht auch ein Reifen) und noch Gaben für das jenseits. Sehr beliebt: der Jar Wein, den wir am Vortag mit Thyda und den Franzosen getrunken hatten. Beim Begräbnis selbst werden auch so viele wie leistbar Ochsen geschlachtet und deren Unterkiefer als Schmuck auf das Grab gehängt.

Während wir von ausgehungerten Mücken terrorisiert die verfallenen Gräber besichtigten (sobald das Grab fertig ist, wird es der Natur überlassen), konnten wir schon eine größere Reisegruppe im Gestrüpp erkennen. Wir konnten sie nicht genau verstehen, aber Manna brachte uns schnell weg von dem Haufen. Im Dorf selbst gab es eine Toilette, die Jarai Dame stellte uns ihre Brüder und ihren Sohn vor und wir mussten leider viel zu schnell abreisen.

Womit wir schon beim Mittagessen angelangt waren. Wir wurden von Manna in ein Khmer Restaurant an der Straße gebracht, wo er für uns in die Töpfe blickte und die zwei 'besten Gerichte' auswählt. Mit Reis bekamen wir überfahrenes Ingwerhuhn und ranzige Rindssuppe vorgesetzt. Während das Huhn ja noch bis auf die ganzen Knochensplitter geschmacklich ok war, konnte die Suppe nicht überzeugen. Gregor betitelte die Fleischstücke als halbroh, ich verzog die Miene bei den heftig stinkenden Fetttropfen auf der Suppe und wir beide fürchteten schon sehr um die neu gewonnene Stabilität unseres Magen-Darm-Traktes. Im Falle unseres Ablebens schickten wir vorsorglich Bilder der Übeltäter an meine Eltern.

Die Retter der Stunde waren verschiedenste Früchte, die uns Manna als Nachspeise mitgenommen hatte. Unter anderem stürzten wir uns auf die Milchfrucht, eine äußerst klebrige, aber leckere Frucht. Aber auch Bananen, Rambutan und eine viel zu große Drachenfrucht retteten uns.

Nachdem wir leicht besorgt ins Auto stiegen, blieben wir noch bei einem Tompoun Dorf stehen, welches für seine Badestelle bekannt ist. Am Eingang des Dorfes war wieder der Reisebus, Manna fuhr schnell daran vorbei, wenig später auch an der zugehörigen Reisegruppe und scheuchte uns schnell eine lange Treppe hinunter Richtung Badestelle. Die Reisegruppe war noch beschäftigt und er wollte uns zuvor noch ungestört alles zeigen. Die örtliche Duschanstalt war tatsächlich interessant: mehrere Rohre, aus denen das Grundwasser auf hölzerne Plattformen plätscherte. Zwei gab es davon, eine derzeit mit einem einzelnen Mann besetzt, während auf dem anderen Damen in Sarongs sich, die Wäsche und ihre Kinder wuschen. Manna erklärte uns, dass die Plattformen nicht eindeutig zugeordnet seien und wir ruhig Bilder von den duschenden Frauen machen könnten. Ich war trotzdem peinlich berührt, während ich schnell nur ein einzelnes Bild schoss und auf niemanden hinzoomte. Wenig später kam die Reisegruppe mit ihrem Guide, einem Freund von Manna. Ungefähr 10 Italiener, mit mindestens einer, wenn nicht sogar zwei Spiegelreflexkameras bewaffnet fielen daraufhin über das Fotomotiv her. Da wurde schamlos geknipst, mitgebadet, hingezoomt und Regieanweisungen gegeben. Ich schämte mich ersatzweise in Grund und Boden, während sich die Touristen nichtmal für die Erklärungen des Guides interessierten. Mein einzelnes Bild kam mir plötzlich sehr mickrig vor, aber ich bemitleidete die Dorfbewohner, die regelmäßig wie Tiere im Zoo von Touristen heimgesucht und als Fotomotiv missbraucht werden. Gregor und ich stürmten mit Manna im Schlepptau schnell wieder die Treppe hoch. Damit wollten wir nicht assoziiert werden.

Im Dorf selbst wurden wir noch zu einer alten Dame geführt, über 80 Jahre alt, die immer noch eine alte Webkunst ausführt. Für uns setzte sie sich sofort auf den Boden, nahm den primitiven Webstuhl in die Hand und begann wie eine Maschine an einem Stoff weiterzuarbeiten.

Während wir begeistert zusahen, plauderte Manna mit der Familie der Dame und erzählte uns einiges. Mit seiner Hilfe scherzten wir auch ein bisschen und fuhren schon bald mit dem Auto weiter zu einem weiteren Tompoun Dorf. Dort schauten wir uns eine weitere Weberin an, die ihre Schals und Tücher auch verkaufte. Das schönste bepreiste sie mit 100$, das war es mir dann aber doch nicht wert. Die Schals gab es schon für 5$, unser Guide bekam es aber für 2,50$, wie Gregor beobachtete. Khmerpreise halt.

Ich war viel mehr an den Ketten aus Samen interessiert, für die ich auch einen Mengenrabatt rausschlug. Drei Ketten mit verschiedenen Samen(farben), die ich daheim zum Basteln verwenden möchte.

Damit ging es schon zu unserem letzten Stopp, dem einzigen Wasserfall, den wir noch nicht gesehen hatten: Cha Ong. Nur wenige km außerhalb von Banlung begleitete uns Manna die Stufen runter, wo wir den Wasserfall bestaunen konnten. Bisher der schönste in Banlung unserer Meinung nach, stürzt er 30m über eine Steinkante, unter der man sogar durchgehen kann und somit hinter den Wasserfall kommt. Auch das Flussbett oben ist selbst in der Trockenzeit noch schön anzusehen.

Für das Ende der Tour brachte uns Manna zum Büro des Tourunternehmens, wo wir uns verabschiedeten und weiter zum Café Alee gingen. Dort gab es ein leckeres Abendessen und anschließend nur noch eine Spaziergang durch die Stadt, auf dem wir uns wieder Geld besorgten und von einer Schülerin auf einem Rad angesprochen wurden. Pietra war ihr Name, was in Khmer so viel wie lachendes Gesicht heißt, und sie unterhielt sich sehr nett mit uns, erklärte uns die Bedeutung von Kiri (wie in Ratanakiri oder Mondulkiri; es heißt Berg) und wünschte uns noch eine gute Reise. Für morgen haben wir nämlich über Thyda einen Minivan nach Sen Monorom, der Hauptstadt von Mondulkiri, gebucht.


-Elli