Das von Gregor heiß ersehnte Elefantentreffen startete unerwartet. Mit einer halben Stunde Verspätung wurden wir von einem Pickup abgeholt, der bereits den Fahrraum und die Ladefläche voll mit Touristen hatte. Alles Franzosen. Ich stürzte sofort auf den letzten Platz in der Fahrerkabine, während Gregor sich auf die Ladefläche quetschte. Nicht die optimale Platzverteilung bei seinen Rückenschmerzen, ich weiß, ich habe komplett unbedacht reagiert und mich mit einer beginnenden Erkältung nicht in den eisigen Fahrtwind setzen wollen. Weit ging es so eh nicht, bei der Tree Lodge, dem zugehörigen Guesthouse des Mondulkiri Elephant Projects, musste Gregor eh absteigen und unseren Ausflug bezahlen. Als Belohnung ergatterte er einen Platz in der Fahrerkabine des 2. Pickups, der ebenfalls noch vollgeladen wurde mit Touristen. Mit dabei waren übrigens auch Claudia und Thomas, zwei Deutsche (Überraschung), die wir gestern bei der Höllenfahrt im Minivan kennengelernt hatten. Claudia ist uns gleich aufgefallen, die konnte nämlich auf unser Dialektgefluche antworten und wurde als Bayrin identifiziert. Thomas bezeichnete uns im Gegensatz immer als die Schweizer, was Claudia anscheinend im Nachhinein erzählt in den Wahnsinn trieb.

Genug der Ausflüchte, wir wurden jedenfalls mit den Pickups weitergekarrt, zwischen Pinienplantagen (ja, die produzieren hier Pinienkerne) und abgebrannten Feldern durch bis zu einem Schild mit Mondulkiri Project drauf. Von dort mussten wir einen Hügel hinunter bis zur Lodge, wo wir erstmal eine Einführung bekamen. Wie im Kindergarten versammelten wir uns in einem Sitzkreis um unseren Guide und bekamen eine äußerst detailreiche Einleitung zu unserem Elefanten Erlebnis.

Neben Erzählungen zu Kambodscha gab es außerdem Detailbeschreibungen zu den 5 Elefanten (4 im Besitz des Projects) mit Anweisungen zum Verhalten. Nach einem kurzen Aufrüsten mit Bananen und Wasser wurden wir in das 300 ha große, gemietete Waldgebiet geführt und trafen unseren ersten Elefanten: Sophie. Leider etwas übergewichtig, aber äußerst freundlich wurden ihre Diätziele für 2020 von uns schnell zerstört, indem wir den Großteil unserer Bananen gleich an sie verfütterten. Eigentlich sollte sie in Begleitung von Happy, ihrer Elefantenfreundin auftauchen, aber diese war heute anscheinend abtrünnig und suchte, wie wir später erfuhren, die umliegenden Bauern heim. Nach ausreichendem Gefüttere und Fotografieren (Thomas klagte schon über die Lichtbedingungen für das Photoshooting und das unwillige Model, Sophie) ging es weiter in ein anderes Gebiet des Waldes, ins Revier von Lucky. Die Elefantendame ist anscheinend von der nervösen Sorte, seit ihr voriger Besitzer, beim Versuch ihre kostbaren Schwanzhaare abzuhacken und teuer an Buddhisten zu verkaufen (die mögen sowas in Ringen und Ketten verarbeitet??!!!), gleich den ganzen Schwanz erwuschen hat. Seitdem ist sie verständlicherweise etwas nervös in Gegenwart von Menschen und hat vor 2 Jahren auch schon mal eine Touristin beim Selfie umgestoßen. Also kein Kuscheln mit Lucky, sonder Bananen aus sicherer Entfernung auf den Boden geworfen und sie holt sie sich auch selbst.

Nachdem die Bananenzufuhr ausblieb, scheuchte sie uns in die Büsche und stapfte an uns vorbei in den Dschungel, ihren persönlichen Security im Schlepptau. Hier werden alle Elefanten rund um die Uhr begleitet, ansonsten tun sich Dorfbewohner an deren Schwanzhaar gütlich und siehe oben, die Buddhisten wieder.

Die letzten zwei Elefanten, Comvine und Princess, könnten gegensätzlicher nicht sein. Während Comvine ihre größte Elefantendame ist, stammt Princess von einer anderen Art asiatischer Elefant und ist voll ausgewachsen nur ca. halb so groß. Trotzdem sind sie beste Freunde und besonders gefräßig, weshalb sie bis zum Schluss warten müssen. Sobald sie nämlich ahnen, dass noch Bananen bei den Touristen im Umlauf sind, wird verfolgt, bis die Beute herausgerückt wurde.

Wir verfütterten also unsere restlichen Bananen, beobachteten die zwei dann noch beim Grasen und kehrten zurück in die Lodge für das Mittagessen und eine 2stündige Pause. Währenddessen unterhielten wir uns blendend mit Claudia und Thomas, Thomas und ich verzogen uns dann aber in das Hängematten Lager, wir waren beide müde. Gregor und Claudia quatschen derweil weiter, bis es Zeit für Kaffee war und auch Thomas und ich wieder fit für den weiteren Tag waren. Anschließend bekamen wir einen neuen Guide vorgestellt, der am Nachmittag mit uns zum Elefantenbaden gehen soll. Zuvor mussten wir jedoch alle Nahrungsmittel oder Kosmetikartikel in der Lodge ablegen, damit unsere Taschen nicht von hungrigen Elefanten zerlegt werden. Selbst das Desinfektionsmittel roch zu stark und wurde zurückgelassen. Wir gingen also zu einer Badestelle im Fluss, schnappten unsere Bananen und verschwanden im Fluss. Und warteten, bis endlich eine Elefantendame bereit war sich waschen zu lassen. Als erstes tauchte Sophie auf, sie ließ sich von uns füttern, anspritzen und abschrubben. Thomas erteilte wieder Regieanweisungen an Claudia über Winkel und Lichtbedingungen für das perfekte Foto. Wir tauschen dann bestimmt mit ihnen Bilder aus, bei dem Aufwand müssen die gut geworden sein. Irgendwann war es Sophie genug, sie zog von dannen und wurde von Comvine ersetzt. Jetzt sollte man wissen, dass Comvine wirklich forsch ist und wesentlich besser im Wasser unterwegs wie wir (trotz Adidas kampung waren die glitschigen Steine kaum zu besteigen). Sie rauschte also in den Fluss, ich musste mit der Kamera schon mal auf die Seite hüpfen. Im Flussbett drängte sie dann jeden zum Herausrücken der Bananen, danach ging sie wieder ans Land. Dabei scheuchte sie eine Holländerin vor sich her, die mit unserer Hilfe gerade noch rechtzeitig aus der Bahn kam. Trotz leerer Hände zeigen (das Zeichen, dass wir keine Bananen mehr haben), wurden wir von Comvine gründlich durchsucht. Dann kam der Rucksack des Guides dran, der roch trotz fehlendem Inhalt so schön nach Bananen und wurde daraufhin zerlegt. Währenddessen hatten sich die meisten schon wieder zu ihren Taschen gesellt und zogen sich wieder an. Das machte Comvine misstrauisch, mehrmals wurden wir von ihr im Kreis gescheucht und mussten sie überzeugen, dass da keine Bananen mehr waren. Dann zog sie beleidigt von dannen. Wir brachen auch auf, nochmals zu einer anderen Stelle im Fluss, bei der wir Sophie beobachten konnten und später noch Lucky. Damit hatten wir genug von den Elefanten und gingen zurück zur Lodge. Dort stiegen wir wieder den Hügel hoch und entdeckten einen Pickup auf halbem Weg. Weil die Deutschen und wir nicht blöd waren, setzten wir uns gleich rein und konnten uns somit tatsächlich die Sitzplätze im Fahrerraum sichern. Damit ging es dann zwischen brennenden Feldern und Pinienplantagen zurück zur Tree Lodge, wir verabschiedeten uns von Claudia und Thomas und würden zum Hotel gebracht.

Den Abend ließen wir mit Massagen für Gregor und mich ausklingen, er bekam eine Nacken-Schulter-Rücken Massage, ich eine mit Aromaöl. Abends gab's wieder Pizza und Burger, wir waren zu entspannt um das Hotel zu verlassen.


- Elli