Gut ausgeschlafen haben wir zunächst die Weiterreise geplant. Mit dem Minivan der Firma Ratanak Express geht es morgens um 07:00 los nach Kampong Thom, wo zunächst zwei Nächte geplant sind. Die Straßen sind gut ausgebaut und die Fahrt dauert laut unserem Rezeptionisten circa 4-5 Stunden. Google denkt allerdings 6,5 Stunden und da normalerweise auch noch Pausen gemacht werden, gehe ich eher von 7.5 Stunden aus. Wir werden sehen und hoffen, dass die Fahrt angenehmer wird als unsere letzte.


Über das Hotel ließen wir uns noch einen TukTuk Fahrer organisieren, der uns heute zu einer handvoll Sehenswürdigkeiten bringen sollte. Er kann kein bzw. 'small small' Englisch, ließ ein bisserl auf sich warten und macht als erstes einen Boxenstopp in einer Werkstätte. Die Riksha wurde kurz gewartet und er brachte uns (fast) zum ersten Wasserfall. Die Straße dorthin wurde immer holpriger und wurde gerade saniert. Die Arbeiter sagten ihm wohl, dass er momentan nicht weiterfahren kann. Er drehte sich also um 'no waterfall'. Laut Karte waren wir jedoch eh schon fast da, allerdings auf einer Straße, welche nicht Mal eingezeichnet ist. Weil wir es nicht verstehen wollten, fuhr er noch ein bisserl weiter, wo wir wirklich nicht mehr weiterkommen, stieg aus und sagte, dass wir ihm folgen sollten. Er blieb aber bei der Riksha stehen. Auf dem Weg sagte uns noch ein netter Arbeiter auf Englisch, wo wir hin sollten. Wir verstanden nur ungefähr. Es gab drei Wege, einer davon könnte laut Himmelsrichtung richtig sein, wir nahmen aber den wahrscheinlicheren der anderen beiden Wege, da dieser am ehesten zur Beschreibung passte. Unser Fahrer ging uns nun doch nach und wir versicherten uns, dass wir richtig sind. Wenige Minuten später gestand er, dass er nicht weiß wohin und sagte, dass er in der Riksha warten würde. Wir gingen weiter, kamen an einer kleinen Hütte vorbei und ein paar Meter weiter endete der Weg. Die Frau bei der Hütte ließ sich ihre Verwunderung über zwei Touristen in ihrem Obstgarten übrigens nicht anmerken. Also alles retour und fast zurück am Ausgangspunkt war der Arbeiter wieder da und schickte uns auf einen anderen Weg (laut Karte geht der in direkter Linie vom Wasserfall weg, aber sie werden's schon wissen). Wir beschäftigen uns noch 20 Minuten und fanden keinen Wasserfall, aber dafür ein im Aufbau befindliches Resort. Unfertige Bungalows und Baumhäuser, unfertiges Hauptgebäude, unfertiges Restaurant.. riesig, aber kein Wasserfall.

Zurück bei der Riksha fragte uns der Fahrer nochmal 'good?'. Nein, gut war es nicht, aber bei der Fahrt zurück zeigten wir ihm wo der Wasserfall ist; er war nämlich vorbeigefahren.

Wir schauten den Sen Monorom Wasserfall kurz an, befanden ihn aber für wenig spektakulär und ziemlich vermüllt war es obendrein. Laut Reiseführer werden hier zudem Abwässer der Stadt eingeleitet.


Unser zweiter Halt war eine Kaffeeplantage, an der er zunächst vorbeigefahren ist, aber er hat es immerhin selber bemerkt und ist wieder umgedreht. Führung gab es hier leider keine, aber man konnte immerhin durch das Gelände spazieren und die Kaffeepflanzen trugen auch schon rote Früchte. Es werden auch Papayas, Drachenfrüchte, Avocados und Teepflanzen angebaut, von letzteren beiden haben wir aber nichts entdeckt. Als wir an einer Gruppe Locals vorbeikamen, wurden wir gleich von einem jungen Mann angesprochen und ausgefragt. Wir hatten uns schon überlegt umzudrehen, weil die Sonne ziemlich runterbrannte und er fragte, ob wir Mondulkiri mögen. Er selbst findet es hier nämlich zu kalt. Es stellte sich heraus, dass er mit einem Team von TV5 einen Film hier dreht und aus Phnom Penh kommt. Irgendwas mit Frau, Mann, Waffen, Wald und Liebe. Wir schlossen daraus, dass es sich wohl um einen Action Film handeln würde. Ein anderer seines Teams hatte sich auf die Temperaturen hier schon eingestellt. Mit Daunenjacke und Mütze inklusive Bommel stapfte er über die Straße; die Sonne im Zenith über ihm.

Wir verabschiedeten uns und genossen noch einen Kaffee im angeschlossenen Restaurant, während wir die großen Karpfen im Teich beobachteten.


Unser Fahrer wartete brav bis wir fertig waren und fuhr uns dann fehlerfrei zum Sea Forest. Dabei handelt es sich um einen Aussichtspunkt, der über viele bewaldete Hügel hinweg blicken lässt. Ganz nett, aber weit weniger spektakulär als die Aussichten zuhause. Zudem muss man hier immer damit rechnen, dass jemand 'Eintritt' verlangt und eventuell für Kameras/Handys nochmals separat kassiert, aber wir hatten Glück und wurden in Ruhe gelassen.


Der nächste Halt ist das Highlight des Tages, der Bousra Wasserfall. Dabei handelt es sich um Kambodscha's größten Wasserfall.

Eigentlich sind es sogar zwei Wasserfälle hintereinander mit einem größeren Plateau dazwischen. Wir waren leider nicht die einzigen dort und es scheint hauptsächlich Kambodschaner anzuziehen (Touristen gibt es hier ja nicht so viele). Hier müssen auch Einheimische Eintritt bezahlen, Touristen aber natürlich das fünffache. Dafür wurde ein kleines Modelldorf mit traditionellen Häusern angelegt und es wird mit mäßigem Erfolg versucht den Platz sauber zu halten. Hier darf jeder richten und ist aufgefordert, Fotos von Umweltverschmutzern umgehend auf ihrer Facebook-Seite zu posten, damit diese ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können. Einmal erwischt, würde das 5$ Dollar kosten. Für eine durchschnittliche Umweltsau hier relativ viel Geld.


Auf dem Rückweg wollten wir noch einen weiteren Wasserfall besuchen und unser Fahrer kannte den natürlich. Allerdings hielt ihn das nicht davon ab, wieder vorbeizufahren. Lisbeth kontrollierte zwischenzeitlich jeden Fahrmeter mit GPS und konnte noch rechtzeitig den Kurs korrigieren. Interessanterweise wird momentan auch die Landesstraße über diesen vermeintlichen Wasserfall umgeleitet und wir wurden deshalb Zeuge, wie ein Bus den Fluss quert. Zur Sicherheit mussten die Insassen vorher aussteigen und zu Fuß rüber. Der Wasserfall war eigentlich ein Pool im Fluss, das Wohl hauptsächlich von Einheimischen zur Erholung genützt wird.


Nun ging es wieder den gesamten Weg zurück nach Sen Monorom. Der Weg ist an vielen Stellen Schotter oder trockene Erde. Zwischenzeitlich war hier mehr Verkehr und jedes Auto wirbelte Staub auf, der sich lange in der Luft hielt. Mittlerweile hat sich das gelegentliche Luftanhalten automatisiert und wir sehnen uns schon wieder nach frischer Bergluft ohne schlecht verbrannte Abgase, brennendem Kunststoff oder Staub.


Unser vorletzter Halt war der Hügel Doh Kramom. Der Name bedeutet übrigens 'Busen'. Am Gipfel ist ein kleiner Gebetsraum und eine hölzerne Plattform erlaubt eine gute Aussicht auf die Stadt und Umgebung. Lisbeth fand die richtigen Worte: 'eigentlich ist die Stadt ziemlich schiach'. Der Rundumblick war auch eher fad, wenn man unsere Aussichten gewohnt ist, aber unseren Reiseführer erinnert diese Landschaft an die Schweiz. Naja, vielleicht war er in der Nacht hier oben.


Anschließend ging es noch zu einem weiteren Sea Forest. Dieser ist wesentlich näher an der Stadt und die Anfahrt hat besonders viele Schlaglöcher. Am Parkplatz standen bereits zahlreiche Reisebusse und am gesamten Aussichtspunkt rannten Dutzende Asiaten in weißen Oberteilen rum. Von einer Terrasse runter gab es Regieanweisungen, am Boden wurden Zeichen gepflügt und die weiße Masse musste sich im Anschluss darauf entsprechend verteilen. Das Ganze wurde von oben fotografiert und landet vermutlich in diversen Sozialen Netzwerken.

Daneben poset eine junge Chinesin mit lockerem Cap, Sonnenbrille und verrenkten Fingern für diverse Selfies. Und damit das Glück der Inszenierung perfekt ist, gibt es außer einige Plattformen mit übergroßen Gitarren, Treppen ins Nichts oder dergleichen, welche man für kleines Geld betreten und die ganz verrückten Fotos machen kann.

Der Sea Forest dahinter ging im Tumult etwas unter, war aber in direkten Vergleich auch relativ langweilig. Wir verließen die Szene ohne Selfies und fuhren zurück in die Stadt, wo wir uns von unserem orientierungslosen Fahrer verabschiedeten. Leider gingen die rund 90km Fahrt heute ziemlich auf den Rücken und wir waren schon sehr geschafft.


Aber glücklicherweise war es noch relativ früh und so konnten wir noch unsere abgelaufenen Datentarife verlängern. Eigentlich machten wir das schon vor einer Woche, aber das ist bei uns beiden schiefgelaufen. Lisbeth ist Kunde bei cellcard. Vor einer Woche hat sie für zwei Wochen zwei Dollar bezahlt. Was sie nicht wusste: den Datentarif muss man separat aktivieren und zusätzlich hat sie einen Touristentarif mit dem das etwas anders funktioniert. Das Ergebnis war, dass sie keinen Datentarif hatte und für jeden verbrauchten MB ein kleines bisschen zahlen müsste und nach wenigen Stunden die 2$ verbraucht waren. Der Kundendienst wurde bereits vor Tagen kontaktiert und konnte einiges davon aufklären. Jetzt im Cellcard-Geschäft sollte man das leicht lösen können. Lisbeth erklärt und erklärt, die Verkäuferin hörte sich das verzweifelt an und sagte immer wieder Mal 'ok ok yes'. Am Ende sprach sie etwas auf Khmer in ihr Handy, das wurde in Khmer auf dem Handydisplay in Textform angezeigt und von Google praktischerweise auf Englisch übersetzt: 'So do you want to drink for the shellfish?'. Fordernd wurde das Handy hingehalten, aber Lisbeth wusste keine Antwort auf die Frage. Nach kurzer Zeit kam ein Strategiewechsel: Es wurde der Manager mit mittleren Englischkenntnissen angerufen und der Kundendienst mit gutem Englisch. In diesem Joint Venture konnten innerhalb von 15min alle Steine aus dem Weg geräumt werden und der Tarif für die verbleibende Woche aktiviert werden. Das kostete nochmals 1,50$, aber da nur ganze Dollar aufgetoppt werden können, 2$.


Ich selbst hatte ein anderes Problem: ich bin Metfone-Kunde und habe für die letzten zwei Wochen ebenfalls in einer Aktion 2$ aufgetoppt. Beim Aktivieren gab es einen Code für eine Woche und einen für zwei. Da ich kein Khmer kann, hab ich bei diesem 50/50 den falschen erwischt und deshalb nur eine Woche Internet bekommen. Bei Metfone saß eine Angestellte mit gutem Englisch und nach 2 Minuten und 2 weiteren Dollar hatte ich meinen Datentarif reaktiviert.


Zum Abendessen gab es heute ausnahmsweise keine Pizza sondern lokale Gerichte und kurz nach der Dämmerung waren wir schon wieder zurück im Hotel.


-- Gregor