Während wir frühstückten, organisierte unser Gastgeber ein TukTuk für uns, mit welchem wir um 08:45 pünktlich loslegten.


Während wir zu unserem ersten Halt fuhren, machte mich Lisbeth auf die Hand des Fahrers aufmerksam: ein Fingerglied fehlte, aber es schien noch ein kurzes Knochenstück heraus zu ragen. Auch ist er nicht sonderlich gesprächig; waren wir mit einem Untoten unterwegs?

Weit weg von unserem ersten Ziel drehte er plötzlich um und blieb aus unersichtlichem Grund stehen. Ein paar Momente passierte nichts, dann zeigte er auf das Feld neben uns: "Peanuts".

Hier werden also Erdnüsse angebaut und gerade sind ein paar Feldarbeiter dabei, diese zu ernten. Beim Frühstück hatten wir auch schon welche bekommen. Die Schale war nass und der Inhalt nicht geröstet. Das hatten wir in Laos auch schon Mal und wir vermuten, dass diese einfach gekocht werden weil man sie roh nicht essen kann.


Dann ging es weiter zum Hanchey Tempel ca. 20km nördlich von Kampong Thom. Der Tempel liegt auf einem kleinen Hügel und eine Treppe führt hinauf. Wir sehen auch ein anderes TukTuk davor parken und zwei Touristen erklimmen die Stiege, wir fahren aber weiter und bleiben irgendwo stehen. Unser Fahrer steigt mit einem Kanister aus und holt sich Wasser aus einem vor Algen trüben Tümpel und schließt den Behälter wieder ans Kühlsystem des Motorrads. Danach fuhren wir weiter mit dem ächzenden TukTuk den Hügel rauf und wurden mitten in der Tempelanlage abgesetzt. Wir waren gerade angekommen, da kam ein uniformierter Mann auf einem Motorrad auf uns zu, stieg ab und salutierte uns mit weißen Handschuhen. Er ist von der Touristenpolizei, will pro Person einen Dollar und begrüßt uns hochoffiziell auf diesem Tempel. Nach Bezahlung und einem kurzen Gespräch salutierte er nochmal und verabschiedete sich. Als gut ausgebildeter Gefreiter musste ich natürlich sämtliche Salutreflexe unter größter Anstrengung unterdrücken. Die meisten Gebäude sind relativ neu, aber ein kleiner Tempel stammt immerhin aus dem 7. Jhd.. Auf dem gesamten Gelände verteilt wurden übergroße bemalte Statuen von diversen Früchten, Tieren und anderen Figuren aufgestellt. Das war eigentlich unser Highlight hier oben und wir fotografieren und benannten sämtliche gefundenen Früchte, während wir den Platz bis auf ein paar Einheimische gänzlich für uns hatten.

Nachdem wir auch die Mangosteen gefunden hatten, ging es wieder zurück zum TukTuk. Der Fahrer war weit und breit nicht mehr zu sehen; ich hiefte mich trotz (oder wegen) meiner Rückenbeschwerden auf den Sitz, während Lisbeth herumirrte um den Fahrer zu finden. Ein paar Minuten später ging es weiter.


Auf dem Weg kaufte er an einem Straßenstand Bananacake, bestimmt eine in Bananenblättern eingewickelte Köstlichkeit. Er bot uns welche an, aber wir verzichteten. So kurz vor dem Rückflug lieber keine Experimente mehr. Wir fuhren wieder zurück in die Stadt und von dort erreichten wir Wat Bokor in wenigen Minuten. Wir staunten bei unserer Ankunft nicht schlecht. Die Anlage erinnert an einen angkorischen Tempel, im Zentrum wurde jedoch ein modernes Wat errichtet, welches, auch als wir dort waren, für Gebete genutzt wird. Einige Türme sind noch in sehr gutem Zustand und es gibt auch noch viele Wandreliefs in gutem Zustand. Wir waren nicht mal alleine hier: vier andere stapften mit uns durch die Anlage. Einer erklärte dem anderen, dass ganz klar Lavasteine verbaut worden sind, was natürlich ziemlicher Blödsinn ist.


Mittlerweile erreichte die Sonne wieder ihren höchsten Punkt und das ist immer die Zeit zu welcher wir einen Hügel erklimmen; so auch heute. Phnom Pros und Phnom Srei, Hügel der Männer und Hügel der Frauen. Der Legende nach gab es einen Wettstreit zwischen Männern und Frauen, in welchem per Hand ein Berg aufgeschüttet wird. Sieger ist das Geschlecht, wessen Hügel am Ende höher ist und die einzige Regel lautet, es darf nur bei Nacht gebaut werden.

Die Männer hatten einen guten Vorsprung bis die Frauen ein Feuer entfachten, das so hell war, dass die Männer natürlich dachten es wäre Tag. Am Ende war der Hügel der Frauen wesentlich höher. Wir gingen zuerst den Hügel der Männer hoch und da dort freche Affen sind, wurden wir von unserem Fahrer mit einem Zweig bewaffnet, der glücklicherweise nicht zum Einsatz kam. Die Affen tummelten sich gesittet auf Bäumen und Dächern und wir liefen eine Runde um den weißen Tempel. Im Wesentlichen waren wir nur mehr auf der Suche nach Schatten, welcher sehr rar ist, wenn die Sonne im Zenith ist. Überhitzt sehnten wir uns schon wieder nach dem Fahrtwind des TukTuks. Der Fahrer hat in der Zwischenzeit wieder den Kanister gefüllt.

Die Fahrt zum Hügel der Frauen war äußerst kurz und wir wurden am Fuße der Treppe ausgelassen. An drei Bettlern vorbei plagten wir uns die 200 Stufen hoch. Kurz vor Ankunft plagte sich auch ein Kätzchen die letzten Stufen hoch. Lisbeth hatte aufmunternde Worte für sie. Am Gipfel gab es ein paar kleine Gebäude und eine Pagode. Angeblich leben hier drei Mönche. Auf der Suche nach Schatten fanden wir eine kleine überdachte Plattform von welcher die Aussicht auf das Umland gewaltig war. Hungrig holten wir uns einen Snack aus dem Rucksack: irgendwas chipsähnliches mit BBQ Curry Geschmack und etwas scharf noch dazu. Bevor die Packung offen war, rannte das Kätzchen schon miauend auf uns zu, sprang auf die Mauer und bettelte lautstark. Sämtliche Versuche sie zu verscheuchen scheiterten und so mussten wir im Stehen essen. Fütterungsversuche misslangen anfangs, da ihr das Gebotene nicht schmeckte, aber sie adaptierte allmählich und speiste mit. Unbeeindruckt ließ sie uns von dannen ziehen; ich glaube, andere Touristen hatten sie schon besser gefüttert.


Lisbeth hat noch was besonderes notiert: Cheung Kok soll unser nächster Stopp sein. In diesem Dorf versucht man sich an Ökotourismus. Bereits die jüngsten werden täglich in Englisch unterrichtet und wir parken direkt vor dem OpenAir Klassenraum. Die Lehrerin spricht vor, die Kinder im Chor nach und so geht es wechselweise für viele Minuten. Ein bekanntes Bild, wenn man Militärausbildungen in amerikanischen Filmen kennt. Wir stöberten zwischenzeitlich im Dorfshop und hofften, dass uns jemand bemerkt. In der Pause kam die Lehrerin kurz zu uns, drehte aber nur das Licht an, drückte uns einen Flyer in die Hand und ging wieder zurück zur Klasse. Wir hofften immer noch auf eine Führung und beschäftigen uns weiter im Shop. Insbesondere Lisbeth kreiste mehrmals durch den Raum und entdeckte jedes Mal was neues. Im Hintergrund der auf englisch gedrillte Kinderchor. Ich vermute, das ist einfach eine psychedelische Verkaufsmasche.

Irgendwann hatten wir das Gefühl, das weiteres Warten nichts bringen würde und es gab auch eine beschilderte Tour durch das Dorf. Wir begaben uns also zum Startpunkt und während wir die ersten Schilder lasen, endete der Unterricht und die Kinder werden freigelassen. Es bildete sich sofort eine Traube um uns und das gelernte wurde an uns kichernd geprobt und mit den kleinen Jungs wurden ein paar HighFives ausgetauscht. Die Lehrerin kam auch dazu und fragte, ob sie uns eine Runde durch's Dorf führen dürfte. Natürlich! Die Mädchen wollten noch, dass wir sie fotografieren und posierten instagramreif.

Das Dorf wurde zu Zeiten der Khmer Rouge zu einem Modelldorf. Hier wurden Unmengen an Reis angebaut und ins Umland gebracht. Die Dorfbevölkerung hatte aber kaum genug um selbst zu überleben. Nach Befreiung durch die Vietnamesen wurde immer noch Reis angebaut und staatlich abgeholt, aber sie durften selbst genug behalten. Heute haben sie sauberes Leitungswasser, dadurch weniger Verdauungsprobleme und sogar der Müll wird hier gesammelt und von einem professionellen Entsorgungsunternehmen abgeholt. Klingt gut, es ist auch relativ sauber hier, aber es liegt immer noch auffallend viel Müll herum. Einiges wird hier auch upcycled und zu Schmuck oder Kunstwerke verarbeitet. Einige Frauen im Dorf bessern die Kasse mit Handarbeiten auf. Es wird mit Seide und Baumwolle gewebt, aus Samen und Dosenverschlüssen Schmuck gemacht, aus Kokosnüssen Figuren gebastelt und geschnitzt und auch Taschen werden hier gefertigt. An diversen Häusern können wir den Künstlerinnen bei ihrer Arbeit zusehen und da wir bereits vorher im Shop waren, freuten wir uns die Herstellung zu sehen und sie freuten sich, wenn wir sagen konnten, dass wir das ein oder andere bereits in unserem Einkaufskorb hatten.

Neben dem Handwerk konnten wir auch wieder einiges über Gemüse, Obst und Gewürze lernen. Beispielsweise haben sie (mindestens) drei Mangosorten im Dorf. Eine kleinfrüchtige Apfelmango, eine knallgelbe Tumericmango und die 'normale' Mango hier, welche man meist auf Märkten sieht. Kosten konnten wir leider nicht, da diese erst in wenigen Monaten Saison haben.

Zurück im Shop bezahlten wir noch und unser Fahrer war wohl erstaunt, wir lange wir durchhielten.


Nach kurzer Fahrt bog er in eine Tankstelle ein und hoffte, dass wir dort im Shop was finden würden. Wir hatten aber kein Interesse und er fuhr weiter zur Moschee. Kampong Cham bedeutet Hafen der Cham und Cham ist der Name der hier lebenden muslimischen Bevölkerungsgruppe.

Viele Touristen kommen hier wohl nicht her, es wird nirgends kassiert und auch kein Aufpasser sitzt herum. Wir gingen kurz die Stufen hoch und ließen die beeindruckende Atmosphäre der leeren Gebetshalle auf uns wirken. Im Umkreis der Moschee konnte man auch viele Frauen mit Kopftuch sehen.



Schon ziemlich geschafft freuten wir uns auf den letzten Tagespunkt. Die Franzosen hatten hier einen Observationsturm erbaut, in welchem zu Kolonialzeiten ein Aufpasser als Warnsignal ein Feuer entzündete sobald er etwas Verdächtiges sah. Unser Fahrer fuhr aber genau in die verkehrte Richtung, worauf wir ihn gleich hinwiesen. Er war verdutzt.. warum wollen die Touristen denn nicht die Insel sehen? Antwort: wir waren gestern mit dem Rad dort. Er drehte aber trotzdem um und konnte es nicht glauben, dass wir auch die Bambusbrücke verschmähten. Der Turm war auf der gegenüberliegenden Mekongseite und wir mussten eine historisch interessante Brücke überqueren. Es war nämlich die allererste den Mekong überspannende Brücke. Eigentlich wäre der Plan gewesen den Turm hochzuklettern. Die Leiter war allerdings sehr steil und nicht rutschfest, außerdem bröckelte auch das Gemäuer an einigen Stellen und ich hatte Crocs an. Eine Vierergruppe Franzosen war das ebenfalls zu heiß und niemand ging mehr als die ersten paar Stufen hoch, was die anwesenden Fahrer sichtlich amüsierte. Hinter dem Turm konnte man noch auf einem Sandstrand Richtung Skyline blicken.


Unser Fahrer konnte immer noch nicht glauben, dass wir zwei Tagesordnungspunkte übersprangen und fragte, ob wir nicht Sonnenblumen sehen wollen. Warum eigentlich nicht... Und wir fuhren wieder stadtauswärts. Auf einer großen abgelegenen Wiese wurden wir ausgelassen und bekamen noch kurze Anweisungen. Etwas skeptisch folgten wir dem Weg und konnten nirgends Sonnenblumen entdecken. Unser Fahrer beschäftigte sich derweil wieder mit dem Wasserkanister. Hinter ein paar Bungalows gab es eine kleine Bambusbrücke, welche zu einer Plattform führte von wo aus man unzählige Maisfelder überblickte. Wirklich eine wunderschöne Aussicht und vermutlich auch ein sehr geeigneter Platz für Sonnenuntergänge.


Der nächste und letzte Stopp war dann tatsächlich das Sonnenblumenfeld. Vorbei an traurigen Sonnenblumen (bereits verblüht und früchtetragend), kleinen Papayastecklingen und anderen Blumenfeldern ging es zu einem frischen Sonnenblumenfeld. Die Blüten folgten alle der Sonne und zwei Mönche im Bett sorgten für gute Fotomotive.

An den Feldern gab es auch zahlreiche Plattformen, welche man vermutlich für Picknicks mieten kann, aber momentan war hier wenig los.


Wir sehnten uns schon nach einem kühlen Bier in der Unterkunft und freuten uns, dass wir bereits auf direktem Weg zurückfahren. Der Fahrer fuhr aber am nächsten Straßenstand aus, kaufte 5 Maiskolben, welche in einem riesigen Topf vor sich hin köchelnden und füllte wieder Mal seinen Wasserkanister. Natürlich wollte er uns wieder füttern und ablehnen war nicht mehr möglich. Lisbeth bekam einen im die Hand gedrückt und ich verweigerte eisern (sehr unfreundlich, aber diesen Urlaub hat die Verdauung oft genug verrückt gespielt.. keine Experimente mehr). Zurück in der Unterkunft wollte er uns wieder die Maiskolben geben, aber wir lehnten ab, bedankten uns mit Trinkgeld und bekamen endlich unser Bier.


Der restliche Tag wurde vor dem Bungalow verbracht und beim Abendessen auf der Terrasse, wo wir noch Recht lange mit einem rumänisch-englischen Pärchen plauderten, welche Zuhause alles verkauft haben und nun auf unbestimmte Zeit die Welt bereisen. Sehr inspirierend (?)


Morgen soll es dann weiter nach Phnom Penh gehen, unser Gastgeber hatte allerdings vergessen zu buchen und das Büro des (guten) Busunternehmens Phnom Penh Sorya hat zu. Er meint aber, 7:45 ist kein Problem und er bucht am Morgen. Lisbeth sieht das selbstredend megaentspannt.... Nicht

Wenn alles gut geht, dauert die Fahrt drei Stunden und dann haben wir noch zwei Nächte in der Hauptstadt im Riverside Phnom Penh, wo wir bereits zwei Mal zu Gast waren.


-- Gregor