Die erste Herausforderung des Tages, die immergleiche abgebratene Wurstplatte mit zwei Scheiben Toast zum Frühstück, war gleich geschafft. Bis Ton uns um 10:30 abholte, hatten wir noch ein bisserl Zeit und genossen die Ruhe am Balkon. Ton führte uns dann als erstes zum Ticketschalter an der Bushaltestelle; sicherheitshalber, denn oft sind die Tickets schnell weg. Dort erwartete uns ein gut gelaunter Angestellter, der noch dazu perfekt Englisch sprach. Wir bekamen Tickets für die gewünschte Zeit: 9:30 nach Chiang Mai von wo aus wir dann die Weiterreise nach Chiang Rai organisieren. Im Hintergrund zwitscherte begleitend ein Jungvogel im Käfig. Ein zweiter, frisch geschlüpfter, Vogel saß auf den Käfig und wartete mit offenem Maul auf Futter. Auf die beiden Tiere angesprochen öffnete der Angestellte den Käfig und erfreute sich daran, dass sich dieser sofort auf die Schulter setzt. Von Mann mit Vogel wurde noch mein Pass kontrolliert und die wichtigen Daten auf das Ticket übertragen: "Mr. Osterreich" (bei der Hinreise mit dem selben Unternehmen war ich nach der peniblen Passkontrolle "Gregor Innsbruck"). Ich bewunderte noch die drei Mobiltelefone am Arbeitstisch auf welchen parallel Pokémon Go ausgeführt wurde und fragte nach dem bisher besten Fang. Er hat es mir nicht verraten, aber meinte, dass die Bushaltestelle ein Ort ist an welchem in diesem Spiel viel passiert und er eh nicht so viel zu tun hat und daher die Zeit auch nutzt um für sich und andere Pokémon zu fangen und zähmen. Randnotiz: das Spiel schaut immer noch gleich aus wie vor ein paar Jahren.


Wir verabschiedeten uns und Ton führte uns zur ersten Sehenswürdigkeit des Tages, ein Tempel in einer Felsnische. Dorthin führten 510 Stufen mit zwei überdachten Plätzen um zu rasten oder sich bei den dort befindlichen Arzneikästen mit Medikamenten zu versorgen, die einem die Strapazen vergessen lassen. Oben angekommen fanden wir eine nett dekorierte Felsnische vor und dahinter führte eine Feldspalte weiter zu einem kleinen Bauwerk in welchem ein Wachsabbild des Mönchs saß, welcher diesen Tempel begründet hat. In Vitrinen wurden einige seiner Besitztümer ausgestellt: Gebiss, Rasierer, Uhr und weitere Alltagsgegenstände. Interessanter war da der immer noch gültige Alltagsplan der hier lebenden Mönche. Um 03:00 erklingt die Morgenglocke, um 03:30 folgt das Morgengebet ("Chanting"), ab 05:00 lässt man sich im Dorf mit Lebensmittel bespenden, dann relativ normaler Tagesablauf und um 19:00 wird wieder gebetet. Früh morgens und am Nachmittag wird der Tempel gereinigt und alle 510 Stufen bis runter zum Parkplatz.


Im Anschluss brachte uns Ton noch zu einer riesigen Kalksteinhöhle in welcher nur ein kleiner Teil (ca. 300m) durch Besucher begehbar sind. Darin gab es auch eine überteuerte Petroleumlampentour, von welcher uns aber abgeraten wurde. Wie Ton uns empfahl, sind wir einfach gerade bis hinten durchgegangen und sind den Wichteln mit ihren Lampen ausgewichen. Das ist gar nicht so einfach, wenn man unvorbereitet kommt. Ein Petroleumwichtel warf sich nach ein paar Metern in den Weg, fragte ob ich Thai spreche. Nach Verneinung war die Dame sichtlich verdutzt, erklärte aber auf Englisch, dass man Teil einer Gruppe ist und man noch kurz wartet damit es für alle billiger wird. Erst ein "We don't want to take this tour" gab uns den Weg in die tieferen Areale der Höhle vor. Links und rechts gab es regelmäßig Figuren von Buddha in diversen Körperhaltungen und weitere buddhistische Symbole. Um die beeindruckenden Tropfsteinformationen kreisten vereinzelt Fledermäuse. Ein sehr toller Ort, auch wenn wir in den Mulucaves von Malaysia ganz andere Größenordnungen erlebt haben. Ton sparte sich den Eintritt, wartete draußen und erfreute sich an einer frischen Kokosnuss.


Der nächste Stopp führte uns zum (laut Ton) besten Café von Chang Dao. Hier servieren die lokalen Hipsterteenager perfekten Baristakaffee. Rund um das kleine Häuschen sind ein paar Tische im Garten unter den Schatten spendenden Bäumen aufgestellt. Während wir uns gut unterhielten kann zufällig auch Erik, ein Freund von Ton, ins Café und nach 5min Begrüßung lud ihn Ton zu unserem Tisch ein. Erik ist Franzose und lebt auch seit ein paar Jahren in Chiang Dao nachdem er früher als Soundtechniker, Dokumentarfilmer und auch als Teil eines Kriegsreportagen-Teams gearbeitet hatte. Während wir uns angeregt unterhielten, entdeckte Ton am beim hinter uns eine beeindruckende Raupe eines riesigen Schmetterlings. Es war die Raupe der Atlasmotte und es ist ein echter Glücksfall, dass wir sie sahen, weil diese nicht sehr häufig anzutreffen ist.


Bald haben sich alle Gäste des Cafés die Raupe angesehen und bis auf einen vor Ekel kreischenden Mädchens auch bewundert.


Aus der 'kurzen Führung' sind nun doch schon ein paar Stunden geworden und Ton hatte noch andere Termine. Wir wurden wieder zurückgefahren und hatten den Rest des Tages für uns. Nach einer kurzen Pause trieb uns der Hunger aus dem Zimmer und wir versuchten ein fahrtüchtiges Tandem bei den Leihrädern zu finden. Ein blaues war akzeptabel, nur der hintere Sitz ließ sich nicht höher stellen und Lisbeth konnte damit wohl nicht mittreten. Vorne war die höchste Stufe immer noch zu nieder, der Luftdruck auf beiden Reifen niedrig und der Mantel rissig. Die Bremsen waren schwach und die Gangschaltung klemmte. Kurz gesagt: für asiatische Verhältnisse nicht schlecht. Wir fuhren wackelig für circa 500m aus dem Resort bevor wir uns doch entschieden zwei Räder zu nehmen. Aus der riesigen Auswahl kristallisierten sich zwei einigermaßen fahrtüchtige Räder heraus, bestanden aber nicht den Luftdrucktest einer Mitarbeiterin und so wurden die maroden Reifen nochmals aufgepumpt. In der nachmittäglichen Hitze fuhren wir zu einem Restaurant welches nordthailändische Spezialitäten serviert, vorausgesetzt man schafft die Bestellung. Dort angekommen war das Gatter zum Garten zu, aber es saß immerhin eine Frau drinnen. Sie gab widersprüchliche Signale, aber wir vermuteten, dass das Lokal zu sei. Draußen überlegten wir mit Google Maps wo wir die höchsten Chancen auf ein Essen haben und bevor wir uns einig wurden stand die Frau neben mir und versuchte mir auf thailändisch Infos zu geben. Natürlich erfolglos, da half auch die Aussprache in Ultrazeitlupe nichts und als sie mir zum zweiten Mal ins Gesicht hustete, bedankten wir uns und fuhren die Hauptstraße wieder zurück. Lisbeth war komplett unterzuckert und erwägte schon hungrig ins Resort zurückzufahren, aber wir entdeckten ein Lokal mit nur 200m Umweg und juhu, es hatte sogar auf. Uns wurde eine mehrseitige Speisekarte ohne Bilder aus thailändisch auf den Tisch gelegt, welche wir Seite für Seite mit Google Translate entschlüsselten. Erfolgreich! Endlich war der Blutzucker wieder auf einem akzeptablen Level und wir fuhren noch einen Kilometer weiter um beim Tempel vom ersten Tag noch einen Cache zu holen. Kurz vor Sonnenuntergang waren wir wieder in der Unterkunft und legten uns an den Pool bevor wir vor der Dunkelheit mit einem Bier auf den Balkon flüchteten.



-G-