Da wir nicht wussten wie anstrengend der Wandertag werden würde, wollten wir noch ein schnelles Frühstück haben. Die Cafés in der näheren Umgebung öffnen erst um 08:00 und wir waren kurz nachher beim ersten davon direkt neben unserer Unterkunft. Leider haben die beiden kein Englisch gesprochen und auf die Frage "Breakfast?" antwortete eine Frau mit "yes" und die andere mit "no". Eine bat uns ein, die andere nicht. Verwirrende Signale und nach 5min ratlosem Geplänkel wurde uns "Coffee, Bread" um 100 Baht angeboten. Vermutlich meinten sie ein ganzes Frühstück, aber es war so verwirrend, dass wir uns bedankten und weiter zogen. Die nächsten Cafés hatten ausschließlich Kaffee in verschiedenen Variationen. Schließlich landeten wir 5min von unserer Unterkunft bei einem Café mit Frühstücksoptionen. Leider konnte Kaffee und Frühstück nicht überzeugen, aber zumindest hatten wir nun etwas im Magen. Da ich noch fertig packen musste, ging Lisbeth zwischenzeitlich (erfolglos) zur Bank. Ich hastete 10min vor unserem Abholtermin zur Unterkunft und das schon den Wagen der Agentur vor'm Hotel stehen, entschuldigte mich kurz und verschwand zum finalen Packen. Die großen Rucksäcke ließen wir in der Unterkunft, würden wir ja übermorgen wiederkommen, die kleinen nahmen wir mit. Wir wurden mit einem blauen Songthaew abgeholt. Dabei waren der Fahrer und zwei Tourguides San und Wood. Letztere sind die beiden Inhaber der Agentur und es ist wohl absolut selten, dass man beide gleichzeitig in einer Tour antrifft. Wood nahm mit uns hinten Platz und netterweise wurden wir noch zur Bangkok Bank gefahren, wo Lisbeth erneut erfolglos versuchte an Geld zu kommen. Für die Tour reichten unsere Finanzen aber gerade noch und so ging es los ins ~30min entfernte Abenteuer. Auf dem Weg wurden noch Lunchboxen für uns eingekauft und kurze Zeit später begann unsere Wanderung auf einem Forstweg (nur um sich das vorstellen zu können. Forst wird hier wohl nicht klassisch betrieben), links von uns Ananas- und Bananenplantagen, dazwischen vereinzelt Mango-, Litschi-, Longan-, Papaya- und Avocadobäume. Je weiter wir gingen, desto unwegsamer und ausgeschwänzter wurde der Boden. Dennoch wurden wir gelegentlich von Mopeds überholt. Auf einem wurde sogar eine Frau über 80 chauffiert. Wie sie das schaffen, bleibt uns ein Rätsel, aber vielleicht liegen wir einfach dem Survivor Bias auf.

Kurz bevor der Forstweg endete, wurde die Machete eingesetzt und zwei Schnitte später hatten wir einen Tisch aus Bananenblättern. Hier wurden die mitgebrachten Lunchpakete verzehrt. Kurz darauf machten wir uns bereit zum Weitergehen. Nachdem San's Körper bis auf Gesicht und Hände voll bedeckt war, er einen Fischerhut trug und sich sogar über der Kleidung mit Deet einsprühte, fragten wir Mal nach, mit welchen Viechern wir zu rechnen hatten. Zum Glück kaum bis gar keine Blutegel, nach Zecken haben wir vergessen zu fragen (wurde aber kein Problem), aber Moskitos wohl zu hauf. Wir taten es einfach gleich und sprühten uns mit Jungle ein. In brütender Hitze ging es weiter und kurze Zeit später verließen wir den Forstweg und wechselten auf einen Steig. Der Unterschied zu Zuhause: man erkennt den Weg, aber die Vegetation holt diesen unaufhörlich zurück. Die Machete vor uns arbeitete das Grobe weg, das Feine streifte an unseren Armen und Beinen entlang. Wir durften unterwegs von wilden Feigen naschen (kompakter und kleiner als unsere daheim) und von wildem Thaiingwer. Aus einem großen Blatt bastelte San einen Hut, der im Regelfall notfalls schützen würde und modisch ist er noch dazu.

Wood hackte einen Bambus klein und schenkte uns jeweils ein Souvenir aus Thailand: einen Bambustrinkbecher. Wieder bei einem Ananasfeld angekommen, suchten San und Wood verzweifelt eine reife Ananas. Gefunden hat sie am Ende Lisbeth und sie schmeckte hervorragend.


Durch die hügelige Landschaft ging es weiter bis zu einem Wasserfall, wo außer uns nur eine zweite Gruppe war und da er sich in mehreren Etappen nach unten kämpfte, hatten wir eine Ebene nur für uns. San beschäftige sich mit dem Handy, Lisbeth hüpfte von Stein zu Stein und ich ging mit Wood ins Wasser. Er empfand es sehr kalt, ich allerdings auch. Gut abgekühlt folgte das steilste Stück der Wanderung, welches wir als erprobte Tiroler gut meisterten und gegen 15:15 erreichten wir tatsächlich schon unser Tagesziel. Bei einem einfachen Dorf, in dem nur der Bürgermeister in einem Betonklotz wohnt, war unsere Bleibe für die Nacht. Abenteuerlich wurde auf Stelzen eine Terrasse in den Hang gebaut, darauf gegenüberliegend zwei bambushäuschen in denen jeweils ein Bett Platz hat. Strom und Moskitonetz gab es auch. Und daneben gab es noch einen Nassraum. Herz, was willst du mehr?

Lisbeth landete binnen Sekunden in der Hängematte und über einen Kühlschrank konnten wir uns (kostenpflichtig) mit Bier versorgen. Bis 17:30 hatten wir Us-Time und nutzten die mit Duschen, Recherchieren und Bier und ganz am Ende nahmen wir uns nochmal 15min Zeit und schauten uns das Dorf an. Hier hat fast jedes Haus einen Homestay. Später hörten wir, dass sie die Gastgeber durchrotieren, damit kein Neid aufkommt. Auf der unasphaltierten Straße wimmelt es vor Kindern und Hunden und immer wieder queren Hühner den Weg.

Zurück beim Homestay ging es in die Küche. Der Boden ist Erde, die Kochstellen sind einfache Holz(kohle)grills und man sitzt auf Minihockern. Mehrere Männer schnipselten, rührten, mörserten und brieten. Auf dem Foto sieht man hinten Wood, vorne San.


Frauen kamen nur gelegentlich kurz vorbei um blöd zu scherzen (?). Es gab aber definitiv mehr Köche als Aufgaben und die Tradition will es, dass Gäste vor dem Essen mit drei Schnäpsen oder mehr versorgt werden (erfuhren wir später). Wir bekamen jedenfalls "local whiskey" aus viel zu großen Gläsern. Einmal mit eingelegtem schwarzen Ingwer und einmal was anderes. San animierte uns zum auf Ex trinken und wir stoppten leider nicht bei drei Schnäpsen. Ich half irgendwann beim Mörsern der Chilis, aber das war einen der Anwesenden nicht gut genug und er mörserte weiter. Plötzlich war das Essen fertig, wir wurden auf einen einsamen Tisch gesetzt und bekamen die weniger scharfen Versionen der Gerichte. Es war wirklich hervorragend und eines der besten Essen, die wir in Thailand hatten. Immer wieder wurde kontrolliert, ob wir genug haben oder noch einen Nachschlag brauchten und natürlich waren wir klug genug, uns nochmals mit Bier aus dem Kühlschrank zu versorgen.

Als wir fertig gegessen hatten, setzte sich auch Wood nochmals zu uns und wir redeten über dies und das. Besonders eindrücklich ist, dass seine Mutter als Kriegsflüchtling in Thailand landete, er halb Laote und halb Chinese ist und sowohl Hilfe als auch Integration in diesem Fall gewünscht war und geglückt ist. Nebenbei kann er nun fünf Sprachen: Muttersprachen von Vater und Mutter, Thai, Lanna (Nordthailändische Minderheitensprache) und Englisch.

San gesellte sich später ebenfalls zu uns und während Wood der introvertierte mit Tiefgang ist, ist San ein gut aufgelegter Strahlethai. Scherze kommentierte er oft mit "oh my Buddha" und unsere Herzen sind geschmolzen als er erzählte, dass sein 9monatiger Sohn immer mit seiner Frau zum Impfen geht, weil ihm die Tränen runterlaufen wenn es denn kleinen nicht gut geht. Am Ende mussten wir uns von San verabschieden, weil er morgen mit einer anderen Gruppe ein dreitägiges Trekking startet. Wir gehen aber weiterhin mit Wood und bekommen einen Ersatz für San.


-G-